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Comic-Review: Haarmann (Carlsen)

rezension_haarmann_cover (c) Carlsen
Fritz Haarmann, Deutschlands bekanntester Serienmörder, ist Hauptfigur dieser Graphic Novel.

Diese Geschichte hat christoph / rezension_haarmann_cover (c) Carlsen / Zum Vergrößern auf das Bild klickenwirklich alle Ingredienzien, die`s braucht: Sex and Crime, Blut und Beuschel. Kein Wunder dass Fritz Haarmann immer wieder die Fantasie anregte und zu künstlerischer Ver- und Bearbeitung drängte. Erwähnt seien die Filme "Die Zärtlichkeit der Wölfe", "Der Totmacher" oder auch Fritz Langs "M – Eine Stadt sucht einen Mörder". Die Grundzüge des Falls des "Werwolfs von Hannover”, wie Haarmann unter anderem genannt wurde, sind allseits bekannt: Im Hannover der Weimarer Republik lockt Haarmann junge Männer in seine Wohnung, die er bevorzugt am Hauptbahnhof (und mit Hilfe eines Polizeiausweises, den er wegen seiner Spitzeltätigkeit für das lokale Kommissariat illegal erhalten hat) aufgabelt. Dort verführt beziehungsweise vergewaltigt er sie und beißt ihnen im Liebesrausch die Kehlen durch. Die Leichen werden von Haarmann dann zerteilt, das Fleisch wird am Schwarzmarkt verkauft.


Peer Meter, salopp gesprochen so etwas wie ein Spezialist für Graphic Novels über deutsche Serienmörder (auch "Gift" über Gesche Gottfried stammt aus seiner Feder), ist für Szenario und Text von "Haarmann" verantwortlich. Aufgrund der Bekanntheit des Falles hält er sich nicht lange mit der Vorgeschichte auf, sondern stößt die Leserschaft sofort ins Zentrum des Geschehens. Meters Erzählstil ist deutlich vom Film geprägt, geschickt wird die Balance zwischen dramaturgischer Zuspitzung und Faktentreue gewahrt. Ihm geht es in seiner Bearbeitung des Falles Haarmann weniger darum, das Psychogramm eines Serienmörders zu entwerfen, sondern ein genaues Zeit- und Sittengemälde vor dem Leser auszubreiten.


So liegt ein Schwerpunkt auf dem Polizeiskandal um Haarmann: Trotz konkreter Verdächtigungen, Indizien und handfester Beweise deckt die Hannoveraner Polizei ihren Spitzel viel zu lange. Andererseits wird aber auch die Stimmung während der Weimarer Republik präzise eingefangen: Materielle Not und Mangel an Alltäglichem fördern Schieberei und Schwarzmarkt, aber auch persönliches Vorteildenken und Egoismus (und schlussendlich auch Haarmanns Verbrechen) und verstellen den Blick auf das Offensichtliche.


Isabel Kreitz wiederum setzt Meters Szenario kongenial in den Bildern um: Ihre verwaschenen, in Grautönen gehaltenen Zeichnungen zitieren einerseits den deutschen Schwarzweißfilm der 1930er, vermitteln aber auch großartig die Depression und Tristesse der Weimarer Republik. Ihre Panels sind Zeitgemälde im Wortsinn: Präzise erweckt sie in ihren Bildern nämlich zudem auch die alte Hannoveraner Altstadt um Haarmanns Wohnung in der Roten Reihe wieder zum Leben. Abgerundet wird die Graphic Novel von einem kurzen historischen Überblick über den Fall Haarmann, ebenfalls verfasst von Peer Meter und garniert mit zeitgenössischen Fotografien.



# # # Gustav Ganz # # #






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