Ein mehr als 300 Jahre alter Hofastrologe mit unehrenhaften Absichten schlägt Jay in dieser Doppelfolge in seinen Bann und bringt die Stadt in höchste Gefahr.

Wir schreiben den 1. November 1700, den Tag an dem mit König Karl II. der letzte aus der spanischen Linie der Habsburger stirbt. Die Inquisition klopft unsanft an der Tür seines [Hofastrologen] Ramiro Luiz del Santos, um ihn wegen des Verbrechens der Kezterei anzuklopfen. Zeitsprung: Mehr als 300 Jahre später taucht derselbe Mann beim traditionellen Hafenfest von Casa Vargas unweit von Point Whitmark auf und ist Teil der Zaubervorstellung von Jay, Tom und Derek. Die geht aber gehörig schief, als del Santo während der Show sein geheimnisvolles Schwarzes Okular auspackt, plötzlich das Licht ausgeht und sowohl er als auch Jay wie vom Erdboden verschluckt sind. Tom und Derek machen sich auf die Suche und finden ihren Freund barfuß und durchnässt beim Turnen über die Dächer, wie hypnotisiert und ohne Erinnerung an die letzten Minuten. Was zum Teufel ist hier los?
Da der Abstieg in der Finsternis zu gefährlich ist, müssen die drei Jungs die Nacht wohl oder übel auf einem Dach verbringen und können erst am Morgen wieder festen Boden unter den Füßen spüren. Ihr Weg führt sie zu Arturo, dessen Künstleragentur del Santos für die Show am Strand engagiert hatte. Hier erfahren sie dass sich der Verschwundene für den [Hofastrologen] von Karl II. hält, der seinen Verfolgern 1700 auf einem Schiff entkommen konnte. Mit an Bord hatte er das Schwarze Okular, das die Kirche aufgrund seiner Macht, die Menschen zu beherrschen, vernichten wollte. Mit diesem Werkzeug des Teufels zwingt del Santos Jay mehrmals seinen Willen auf, was seine Freunde jedoch mit einem Codewort knacken können.
Höchste Gefahr droht nun im Hafen,

da der "Seelenkünder" die Piñata, die traditionellerweise zerschlagen wird, mit einer Holzkiste voll Sprengstoff präpariert hat. Beim Versuch, die Katastrophe zu verhindern, geraten Jay und Tom auf ein Hausboot, wo ihnen del Santos seine wahre Identität enthüllt. Sie können ihn ausschalten, als plötzlich dessen Schiff, die "Isidora", in den Hafen einläuft! Die beiden gelangen über eine Strickleiter an Bord und werden plötzlich in einem schallisolierten Raum eingesperrt und in die Weiten des Ozeans gefahren. Das alles mit der quälenden Ungewissheit im Kopf, ob ihr Freund die Explosion im Hafen überlebt hat…
Die erste Doppelfolge von "Point Whitmark" wartet wieder mit einem spannenden Abenteuer auf, das wie gewohnt eingangs allerlei Rätsel aufgibt und die einzelnen Puzzleteile zu den Hintergründen allmählich zusammensetzt. Mit der Aufdeckung der Identität del Santos‘ und der Enthüllung seines Plans scheint das (Schwarz-)Pulver zum Ende des ersten Teils hin bereits verschossen zu sein, doch schaffen es Andreas Gloge und Volker Sassenberg durch einen gelungenen Cliffhanger und der Verlagerung der Handlung auf die "Isidora" inklusive weiterer Mysterien und Verwirrung unserer drei Freunde, den Zuhörer bei der Stange zu halten. Wenngleich nicht alle der jeweiligen Sprecher als Spanier durchgehen, leistet sich der Cast keine Blößen und präsentiert sich in bester Laune, die Soundkulisse hat Sassenberg wie immer gekonnt im Griff. Kurzum: "Der Seelenkünder" ist durchaus wieder eine Empfehlung für Hörspielfans.
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