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Book-Review: Luka und das Lebensfeuer (Rowohlt)

Luka und das Lebensfeuer
Eine abenteuerliche Reise, quer durch Mythologien und Philosophiegeschichte, die sich wie ein Computerspiel liest. Kann so etwas funktionieren?

(C) Rowohlt Verlag / Luka und das Lebensfeuer / Zum Vergrößern auf das Bild klickenVor rund zwei Jahrzehnten erschien "Harun und das Meer der Geschichten" in seiner deutschen Übersetzung, ein fabelhaftes Märchen für jung gebliebene und tatsächlich junge Liebhaber guter Geschichten über den Verlust der Gabe des Erzählens und der eigenen Stimme. Gleichzeitig war das Buch auch ein Verarbeitungsmechanismus für den Autor Salman Rushdie, um das Versiegen seiner eigenen Inspirationsquelle zu thematisieren. Aufgrund des literarischen Vorgängers, "Die satanischen Verse", wurde über Rushdie mittels einer Fatwa, einem islamischen Rechtsgutachten, das Todesurteil verhängt.


"Luka und das Lebensfeuer", sein aktuellstes Werk, ist mittlerweile ebenfalls in deutscher Sprache erhältlich. Darin knüpft der Autor an die Geschichte von Harun und seinem Vater, dem legendären Geschichtenerzähler namens Raschid Khalifa, an. Luka, der kleine Bruder von Harun, ist ebenso von den Geschichten seines Vaters begeistert, der ein angesehener Meister seines Mundwerks ist. Als eines Abends in der Heimatstadt ein Zirkus seine Zelte aufschlägt, beginnt Lukas lang herbeigesehntes, großes Abenteuer.


Der fiese Zirkusdirektor Captain Aag ist für seine grausamen Methoden und sein menschen- und tierunwürdiges Verhalten bekannt. Luka, ausgestattet mit einem großen Sinn für Gerechtigkeit, verflucht den Zirkusdirektor, noch in der selben Nacht üben sich die Zirkustiere im Widerstand und brechen aus. Zwei der Tiere, ein Hund namens Bär und ein Bär namens Hund, entscheiden sich aus Dankbarkeit an der Seite des kleinen Luka zu bleiben. Doch leider rächt sich Captain Aag und verhängt seinerseits einen Fluch über Luka, der ihm das Liebste nehmen soll. Schon kurz darauf verfällt Raschid in einen tiefen Schlaf, aus dem er nicht erweckt werden kann und der Schah von Blah wird immer schwächer.


Daraufhin trifft Luka vor dem Haus auf eine transparente Version seines Vaters. Dieser nennt sich selbst Nobodaddy und wurde gerufen, um Raschid Khalifa in sich aufzunehmen und letztendlich zu töten. Als Wesen der magischen Welt kennt er jedoch einen Lösungsweg und erklärt sich sogar bereit Luka zu begleiten. Luka muss das Lebensfeuer stehlen und seinem Vater verabreichen, nur so kann er Raschid retten. Doch die Zeit drängt und Luka ist gut beraten, diesem durchsichtigen Abbild seines Vaters nicht über den Weg zu trauen.


So betritt Luka gemeinsam mit Nobodaddy und seinen zwei Weggefährten Hund und Bär die magische Welt und gerät in ein kunterbuntes Karussell aus Mythologie, Philosophiegeschichte und diversen Versatzstücken der Videospielkultur. Die magische Welt ist das physische Abbild der unzähligen Geschichten von Raschid. Seltsamerweise funktioniert diese Welt ähnlich wie die virtuelle und mit Computerspielen kennt sich Luka aus. So gilt es Leben zu sammeln, Speicherpunkte zu erreichen und Probleme möglichst effizient zu lösen. Luka begegnet kontrollbesessenen Ratten, einem rätselratenden alten Mann oder einer kindlichen Herrscherin hohen Alters auf einem fliegenden Teppich mit einer Vorliebe für Beleidigungen. Aber Rushdie läßt den kleinen Luka auch auf diverse Götter und Halbgötter diverser Kulturkreise treffen und über tiefsinnigere Fragen des Lebens grübeln. Generell prasseln zahlreiche Ideen auf den Leser ein, manche wirken jedoch willkürlich und etwas oberflächlich.


"Luka und das Lebensfeuer" ist der mutige Versuch eines Schriftstellers, die alte Welt der Fantasie und Überlieferungen mit den virtuellen Aspekten der modernen Jugend zu verbinden. Ein lobenswertes literarisches Experiment, das über weite Strecken gute Unterhaltung bietet, aber doch eher gewöhnlich dem Pfad der klassischen Heldenreise folgt. Videospielern könnten Aufbau und dargestellte Mechaniken der Videospielkultur zu gewöhnlich sein, genauso wie älteren Lesern mythologische Figuren und philosophische Fragen möglicherweise zu eindimensional erscheinen. Übrig bleibt eine empfehlenswerte Lektüre im zeitgemäßen Märchengewand mit ausreichend Doppeldeutigkeit und einer guten Grundlage für Gespräche, auch zum Vorlesen geeignet.



# # #  Andreas Himmetzberger  # # #






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