Trotz kleinerer Schwächen bei Story und Soundtrack kann auch die Doppelfolge "Pilgrim 2000" im Großen und Ganzen überzeugen.
Nach der erfolgreichen Bergung einer ohnehin schrottreifen Raumstation aus dem Sonnenorbit ist die "Hermes" unter dem Kommando von Commander Mark Brandis mit ihrer Crew, ergänzt um die neue Bordärztin Rebecca Levy, bereits auf dem Rückweg zur Erde, als ein gigantischer zylinderförmiger Raumkörper auf dem Radar erscheint. Trotz anfänglicher Befürchtungen entpuppt sich diese aber nicht als neuerliche außerirdische Lebensform, sondern als ein Generationenschiff aus der Zeit vor den Einigungskriegen, das eigentlich gar nicht hier sein dürfte! Da keine Kommunikation mit der Erde möglich ist und das fremde Schiff auf Anfragen nicht reagiert, beschließt die Besatzung der "Hermes", dem Rätsel auf den Grund zu gehen und eventuelle Überlebende zu bergen. Doch das paradiesisch anmutende Biotop, auf das sie trifft, entpuppt sich allzu bald als grüne Hölle…
Handwerklich solide setzt das Sprecherteam um Michael Lott die altbewährte Brandis-Saga fort, auch wenn sich Claudia Urbschat-Mingues als Dr. Levy offenbar noch ein wenig in ihre Rolle einleben muss. Ihre betont lässig-herablassende Art wirkt noch ein wenig gekünstelt. Auch Martin Keßler als Leutnant Pablo Torrente könnte noch in seine Rolle hineinwachsen, ansonsten wird eine solide Performance aller Charaktere geboten, die unter routinierter Regie ausgezeichnet miteinander harmonieren. Als kleinen Casting-Schnitzer könnte man noch die Besetzung der Rolle der alten Dame Judith sehen, für die die Stimme von Katarina Tomaschewsky schlichtweg zu jung ist – was sie allerdings durch eine ausgezeichnete und glaubhafte sprecherische Leistung kompensiert.
Die Story ist
an sich sehr nett ausgedacht und mit einem ordentlichen Schuss Kreativität umgesetzt. Man bemüht sich wieder, allgemein interessante Themen anzusprechen wie die Frage, wie sich ein Biotop ohne menschlichen Eingriff oder eine Gemeinschaft, welche von der restlichen Menschheit isoliert ist, entwickelt. Da tut es dann förmlich weh, wenn plötzlich mutierte Riesenratten in der Handlung auftauchen, die sich auch noch intelligent verhalten. Dieser Griff in die Klischeekiste wäre wirklich entbehrlich gewesen, insbesondere wenn man sich überlegt, dass es sicher interessantere (und kreativere) Alternativen gegeben hätte.
Auch der Soundtrack ist diesmal gelinde ausgedrückt als eher gewagt zu bezeichnen. Die Mischung aus Lounge, Chillout und New Age-Musik mit Xylophonklängen soll offenbar tropisches Urwald-Feeling erzeugen, wirkt im Kontext einer doch ziemlich spannenden Handlung aber ziemlich deplatziert – eher die Art von Musik, die man am späten Abend bei alternativen Radiosendern zu hören bekommt, aber nicht bei einem Sci-Fi-Hörspiel! Trotz dieser kleineren Schwächen ist auch diesmal ein spannendes und interessantes Hörbuch gelungen. Sicher nicht das Highlight der Serie, aber auch kein Ausstiegsgrund. Weiter so!
# # # Moritz Hawliczek # # #
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