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Book-Review: Strunk in Afrika (Rowohlt)

Strunk in Afrika
Sommer, Sonne, Palmen, Meer… und dazu verschlagene Ohren, zerbissene Zungen, reichlich Alkohol und Glücksspiel in Kenia erwarten uns in Heinz Strunks amüsantem Reiseroman.

(C) Rowohlt Verlag / Strunk in Afrika / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDass das österreichische Kabarettistenduo Stermann und Grissemann keine Berührungängste mit deutschem Humor hat, beweist nicht nur das aktuelle Programm "Die Ente bleibt draußen". Darin widmen sich die beiden dem Werk des legendären Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot. Und nicht erst seit dem 2007 unter der Regie von Antonin Svoboda entstandenen Film "Immer nie am Meer" verbindet sie eine Freundschaft mit Heinz Strunk, der nach "Fleckenteufel" nun seinen vierten Roman veröffentlicht hat. Der Titel ist Programm und beginnt mit einem Anruf von Strunks Freund C. aus Österreich, den der geneigte Leser unschwer als Christoph Grissemann identifizieren kann. Er unterbreitet den Vorschlag, kurz vor Weihnachten 2007 in Afrika Urlaub zu machen, um dort ein Treatment für ein Drehbuch zu verfassen. Kenia lautet das Ziel, am 14. Dezember soll der Spaß losgehen. Was nun folgt, ist eine Zeit der Unsicherheit, ob die Einwilligung zu verreisen tatsächlich so eine gute Reise war und ob die Sache überhaupt zustande kommt. Nachdem sich letzteres geklärt hat, startet Strunk schon mal vorsorglich ein Fitnessprogramm, um vor dem Urlaub noch etwas abzunehmen.


Während Deutschland in eisigen Temperaturen versinkt, geht es dann schließlich ab zum Flughafen Frankfurt, wo er mit C. zusammentreffen soll. Das klappt allerdings wegen des Wetters überhaupt nicht und Strunk muss vorerst allein seinen ohnehin verspäteten Flug antreten, und das auch noch ohne das zwischendurch verlorengegangene Gepäck! Suboptimale Reisebedingungen also, begleitet von der Ungewissheit ob ihm der ebenfalls von verspäteten Flügen geplagte C. noch folgen kann. Strunk quartiert sich im "Nyali Beach Hotel + Spa" ein und sondiert die schiefe Lage. Sein Freund trifft dann doch noch ein, allerdings gesundheitlich angeschlagen und übel gelaunt. Was in den nächsten Tagen folgt, sind Glücksspiele in den örtlichen Casinos, Alkohol, Kaffee und Sprite, Fressattacken und Arbeiten am Treatment. Umgeben von all den typischen Merkmalen, die ein Cluburlaub so mit sich bringt – ekelhafte Familien und Pensionisten, schwachsinnige Abendunterhaltung und mangelhafter Service…


Bis die Reise tatsächlich losgeht, müht sich Strunks Erzählung noch etwas dahin, nimmt dann aber ordentlich Fahrt auf und spätestens mit dem Eintreffen seines Freundes C. im Urlaubsressort geht das Vergnügen erst richtig los. Während des Lesens ertappt man sich immer wieder dabei, Strunk lauthals "Genauso ist es!" zurufen zu wollen, so treffend richtet er peinliche Unterschichtenfamilien mit fetten Frauen und nervigen Kindern, "Siedler von Catan"-Spieler und anderes Gesindel aus, das sowohl den Flug als auch den Aufenthalt im Hotel zur Hölle machen kann. Dazwischen philosophische Ausflüge, köstliche Dialoge mit C. und Strunk alias "Bursche", bei denen man sich die beiden lebhaft imaginieren kann und Spitzen gegen Deutsche, Afrikaner oder saufende Briten gleichermaßen. Die Absurdität der bloßen Existenz gewisser Zeitgenossen fängt Strunk meisterhaft ein und wird dabei nicht nur eingefleischte Misanthropen mit ebenso erfrischenden wie skurrilen Ansichten erfreuen.


Lediglich die drei letzten Kapitel über den Trip ins Casino nach Mombasa, der aufgrund von gewalttätigen Ausschreitungen nach der Wahl am zweiten Weihnachtsfeiertag außer Kontrolle gerät und auf dem Buchrücken fälschlicherweise als zentrales Element der Handlung dargestellt wird, fällt qualitativ stark ab. Zu unmotiviert ist Strunks Schilderung der Ereignisse, die irgendwo im luftleeren Raum zwischen Komik und politischer Beobachtung hängt, zu abrupt auch das Ende mit der Fahrt zum Flughafen. Abgesehen davon ist "Strunk in Afrika" über weite Strecken gelungen, wie immer voller hoch- und tiefsinniger Gags und nur bedingt ernst zu nehmen – aber gestochen scharf was die Beschreibung des Milieus "Cluburlaub" betrifft. Empfehlenswert!



# # # Andreas Grabenschweiger # # #






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