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Audiobook-Review: Prof. Sigmund Freud 1 (Stil)

Prof. Sigmund Freud 1
Intelligente Krimiunterhaltung auf höchsten Niveau – Stil legt einen imposanten Serienstart hin, der sich sehen lassen kann.

(C) Stil / Prof. Sigmund Freud 1 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenWenigen Hörspielreihen wurde in der letzten Zeit so entgegen gefiebert wie "Prof. Sigmund Freud". Verantwortlich dürften die Produzenten dieser neuen Reihe sein, schließlich ist es die erste eigene Serie aus dem Hause Stil. Stil tat sich bereits in der Vergangenheit durch die Produktion von Auftragsarbeiten anderer Label hervor, dazu zählen so klangvolle Namen wie "Edgar Allan Poe" oder "Die Alchemistin". Aber auch im Bereich der musikalischen Betreuung war Stil von jeher aktiv und stiftete beispielsweise den "drei ???" die aktuelle Titelmelodie. So ist es denn auch kein Wunder, wieso die Erwartungen bei diesem Serienstart derartig hoch lagen. Eines kann bereits vorab gesagt werden: Der Einstand ist mehr als gelungen.


"Prof. Sigmund Freud" ist eine Kriminal-Hörspielreihe, die jedoch einige neue Aspekte in das Genre einfließen lässt, die im Medium des Hörspiels keine oder nur bisher nur eine sehr geringe Rolle gespielt haben. Eine historische Person wie Sigmund Freud in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen, um einige Methoden vorzustellen, die in der heutigen Zeit zum alltäglichen Programm der Polizeiermittlungen zählen, ist klug gewählt. Neben den herkömmlichen Mitteln der Strafverfolgung bringt die Figur des Professors in dieser Serie die Methode der Psychoanalyse zum Einsatz, um den Täter dingfest zu machen. Nicht selten sind die Täter innerhalb der Reihe selbst Opfer oder durch schwere Schicksalsschläge innerlich zerrüttet.


In der ersten Folge, "Das zweite Gesicht", tritt der junge Gendarm Karl Gruber an den berühmten Psychoanalytiker heran und bittet ihn um Mithilfe in einem bizarren Mordfall, der sich im berühmten Wiener Burgtheater ereignet hat. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die junge Frau das Opfer eines Vampirs geworden ist. Doch da Gruber ein Mensch ist, der in der Realität zu Hause ist, kann er dieser Theorie nicht wirklich Glauben schenken. Freud ist schnell bereit, gemeinsam mit seiner Tochter dem jungen Polizisten zur Seite zu stehen.


Ein sehr vielschichtiges Krimi-Hörspiel nimmt so seinen Anfang. Jeder der drei Hauptcharaktere bringt neue Ansätze und Methoden in die Untersuchungen ein, Karl Gruber steht als Synonym für den schwerfälligen österreichischen Polizeiapparat kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs, der zudem im Inneren immer wieder von Kompetenzgerangel  heimgesucht wird. Karl ist jedoch nicht bereit dies alles hinzunehmen und sucht neue Wege, um seine Ermittlungen voranzutreiben. Sigmund Freud steht stellvertretend für eine neue Gattung von aufstrebenden Wissenschaftlern, die auf vielen Gebieten neue Ansätze in die Forschung einfließen lässt und die Untersuchung eines Mordfalles als willkommene Möglichkeit sieht, ihre Theorien in der Praxis zu testen. Der Hörer bekommt hier auch die Gelegenheit in die Psyche des Professors zu blicken. Um dies zu veranschaulichen, kommen die von Freud entwickelten Begrifflichkeiten des "Ich", "Es" und "Über-Ich" zum Einsatz, die jeweils mit eigenen Stimmen versehen einen tiefen Blick in das Innere Freuds erlauben.


Die Produktion, die gemeinsam mit dem Hessischen Rundfunk erfolgte, ist wirklich ausgezeichnet. Geräusche sitzen am richtigen Platz, Räume erhalten die richtige Tiefe und alles fügt sich zusammen zu einem gelungenen Ganzen. Die eigens für diese Reihe geschaffenen Kompositionen wurden vom Filmorchester Babelsberg eingespielt, machen dieses Hörspiel zu einer äußerst dichten Angelegenheit und geben dem Hörer eine zusätzliche Möglichkeit in das Wien Sigmund Freuds einzutauchen. Es ist diesem Hörspiel deutlich anzumerken, dass man sich hier von langer Hand Gedanken bei der Besetzung der Rollen gemacht und nichts dem Zufall überlassen hat. Für die Rolle des Sigmund Freud hätte man niemand Besseren als Hans Peter Hellwachs finden können, der der Figur Sigmund Freud eine ganze Palette von Akzentuierungen und Nuancen seiner Stimme zur Verfügung stellt, so dass man nicht selten das Gefühl hat, der historische Freud habe tatsächlich an den Aufnahmen teilgenommen. Felicitas Woll und Andreas Fröhlich stehen dem allerdings in keinster Weise nach und legen eine der besten Sprecherleistungen der vergangenen Jahre vor.


Dies gilt ebenfalls für alle Nebenrollen, wobei man hier Rolf Zacher nennen muss, der eine grandiose Arbeit als grantelnder Theaterdirektor vorlegt. Einziger Minuspunkt dieser Produktion ist der abschließende Vortrag zum thematisierten Krankheitsbild. Es ist sicherlich kein schlechter Ansatz einen Vertreter der Wissenschaft abschließend zu Wort kommen zu lassen, doch dann bitte nicht eine solch langweilige und einschläfernde Umsetzung, wie es hier mit Dr. Salwa Meier geschehen ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Serie am umkämpften Hörspielmarkt durchsetzen kann, denn sie bietet gute, intelligente Krimiunterhaltung abseits des Mainstreams.



# # # Oliver Fleischer # # #






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