Seit Jahrtausenden wandelt ein Dämon unerkannt unter den Menschen und bringt, überall wo er auftaucht, Kummer und Leid.
Schon seit langer Zeit fristet das Volk der Sinti und Roma ein Dasein am Rande der Gesellschaft. Sie gelten als Ausgestoßene und wo sie auftauchen, sind sie nur in den seltensten Fällen willkommen. Diese Erfahrung macht auch die Familie Elviras, als sie in ein kleines bayrisches Dorf unweit der tschechischen Grenze kommt. Kaum haben sie am Rande der Siedlung ihr Lager aufgeschlagen, da bekommen sie auch schon Besuch von den örtlichen Behörden, die keinerlei Interesse daran haben, sie in ihrer Mitte zu beherbergen. Dabei machen die Beamten eine ungeheuerliche Entdeckung: In einem der Wohnwagen finden sie eine verwahrloste Frau, die dort schon seit längerer Zeit gefangen gehalten wird. Trotz der Proteste Elviras und ihrer Verwandten wird die Frau in das örtliche Krankenhaus gebracht, während sie und die anderen ins Gefängnis verfrachtet werden.
Kaum im Klinikum angekommen, überschlagen sich die Ereignisse, eine der Schwestern wird von der offensichtlich verwirrten Frau gebissen. Anschließend durchlebt sie innerhalb weniger Stunden eine vollkommene Genesung. Währenddessen macht die junge Krankenschwester Anna eine dramatische Wesensveränderung durch. Aus der jungen, freundlichen und eher zurückhaltenden Frau wird ein männermordender Vamp, der seine Reize offen zur Schau stellt. Noch ahnt niemand, dass das Grauen Einzug in die kleine Gemeinde gehalten hat. Dann erschüttert eine grauenvolle Mordserie den Ort und es gibt nur wenige, die verhindern können, dass das Dorf nur der Auftakt für eine wahre Orgie der Zerstörung ist, an deren Ende die Auslösung der Menschheit steht.
Der zweite Output der "Gespenster-Krimi"-Reihe basiert dieses Mal nicht auf der Adaption eines Romans der gleichnamigen Heftserie, sondern entstammt der Feder des bekannten Hörspielautors Markus Topf, der bereits bei den Serien "Leon Kramer", "MindNapping" und "Mord in Serie" sein Können unter Beweis gestellt hat. Auch außerhalb des Krimisegments bleibt sich Topf treu und legt inhaltlich ein hohes Tempo vor, was viele seiner Geschichten auszeichnet. Für seinen ersten Auftritt im Rahmen von "Gespenster-Krimi" wählt er ein klassisches Motiv der Horrorliteratur, einen Dämon, der sich unerkannt unter den Menschen bewegt und versucht, seine diabolischen Pläne in die Tat umzusetzen.
Geschickt wird der Grundgedanke der Story, der häufig in den Filmen und Romanen der 1970er Jahre seine Verwendung findet, ins Hier und Jetzt transferiert, ohne dabei von seiner Faszination einzubüßen. Allerdings verzichtet man dankenswerterweise auf die klassischen Stereotype der damaligen Zeit und degradiert etwa die eingangs erwähnten Roma nicht zu den schablonenhaften Übeltätern, wie es so oft der Fall ist. Ob allerdings "Zigeuner" immer noch eine adäquate Wortwahl im Jahr 2015 ist, lassen wir einfach mal dahingestellt.
Im Gegensatz zum
Auftakt der Reihe, der eher noch den leicht trashig angehauchten zurückhaltenden Horror der 1970er Jahre zelebriert, gesellt sich zu dem bereits angesprochenen hohen Tempo bei der Aufbereitung der Geschichte ein amtlicher Gore-Faktor. Die Gewalt wird explizit beschrieben und fällt deutlich drastischer aus als bei vielen anderen Hörspielen dieser Machart. Contendo gelingt es aber, die beschriebene Brutalität auf ein angemessenes Maß zu beschränken und nicht als dominierendes Handlungselement zu etablieren.
Wie bei vielen Veröffentlichungen aus dem Hause Contendo zeichnet sich auch "Teufelstochter" durch moderne und ungekünstelte Dialoge aus, die so tatsächlich jeden Tag in Deutschland geführt werden dürften. Durch diese Nähe zum Alltag erhöht sich natürlich auch der Horror der Geschichte, denn hier bannt sich das Unfassbare den Weg in die bekannte Lebenswelt unserer Zeit. Der Beginn der Geschichte wird die ersten Augenblicke nur mit Soundeffekten erzählt, was erstaunlich gut gelingt. Sofort etabliert sich beim Hörer die Vorstellung einer heilen, idyllischen Dorfumgebung, die durch eine herannahende Gruppe von Fahrzeugen empfindlich gestört wird. Eine spannende Technik des Erzählens, die in dieser Form gerne öfters zum Einsatz gelangen darf.
Neben den üblichen gut gewählten Geräuschen, um die Dialoge angemessen zu rahmen, kommen bei "Teufelstochter" einige markante Splattereffekte zu ihrem Debüt. Diese dürften bei einigen empfindlicheren Wesen einen gewissen Ekel ins Gesicht zaubern, denn hier wird gerissen, verdreht und gebrochen, dass es eine wahre Freude ist, und wer über ein einigermaßen funktionierendes Kopfkino verfügt, kann sich sehr plastisch vorstellen, was sich zuträgt, wenn er die angeführten Geräusche vernimmt. Gut umgesetzt, aber der eine oder andere dürfte mit diesen Effekten seine Probleme haben, wo man sich dann allerdings die Frage gefallen lassen muss, ob man wirklich die Zielgruppe für eine Serie wie "Gespenster-Krimi" ist.
Wie alle Serien, die Contendo produziert, geizt man auch hier nicht mit der Zahl der zu besetzenden Rollen. Den Part des Erzählers übernimmt eine der bekanntesten Stimmen der 1980er Jahre, Rainer Schmitt, der hier auf eine ruhige und unaufgeregte Art durch das Geschehen führt. Weitere markante Stimmen wie Lutz Mackensy, Jürgen Thormann und Douglas Welbat übernehmen wichtige Haupt- und Nebenrollen und stellen unter Beweis, dass sie nicht zu Unrecht zu den ganz Großen ihrer Zunft zählen. Katrin Heß meistert ihre nicht gerade einfache Rolle mit Bravour. Ihr fiel die nicht eben leichte Aufgabe zu, allein mit ihrer Stimme die Veränderungen von Anna Kronberg nachvollziehbar zu machen, was ihr ohne Probleme gelingt.
Jens Wendland als Dr. Tim Peters ist ebenfalls mit einer guten Leistung zu hören, bleibt aber neben den bereits erwähnten Sprechern etwas farblos. Selbst die kleineren Nebenrollen sind mit absoluten Profis besetzt und erhöhen so deutlich das Hörvergnügen, Fehlbesetzungen und unzureichende Sprecherleistungen sind hier Fehlanzeige. "Teufelstochter" ist eine deutliche Steigerung zu der schon gelungenen Pilotfolge der neuen Reihe. Man darf gespannt sein, welche spannenden Geschichten das Produzententeam in den kommenden Monaten für die Hörer bereithält.