Rostiger Röhrenpilz! Wer erdreistet sich zu behaupten, dass Lobo nicht mehr die Nummer eins sei?
Die 1990er Jahre waren in Sachen Superhelden-Comics eine turbulente und nicht immer mit kreativen Höhenflügen, die sich relativ zu den (spekulationsbedingt exorbitanten) Verkaufszahlen verhielten, gesegnet. "Grimm and gritty" war das Schlagwort der Stunde, Antihelden mit riesigen Muskeln und noch riesigeren Knarren dominierten die Verkaufsregale, alsbald gefolgt von einer "Bad girls"-Welle mit Charakteren wie Lady Death, Purgatori, Shi und Witchblade. Als einer von wenigen Charakteren hielt Lobo, seines Zeichens "Main Man" von DC, dagegen, mit parodistisch zugespitzter Gewalt und politischer Unkorrektheit.
Mittlerweile ist es um den Präsi, wie er in unseren Breiten liebevoll genannt wird, eher ruhig geworden, sieht man von der Kontroverse um den angeblich echten Lobo ab, den uns die "New 52" beschert haben. Ein Spätwerk ist sozusagen "Lobo Unbound" von 2003/04, geschaffen von einem seiner geistigen Väter, Keith Giffen, und gemalt von Alex Horley. In dieser sechsteiligen Miniserie hat es eine durchtriebene Dame doch tatsächlich geschafft, des Fräggmeisters geheime Schwäche (Delfine!) zu entdecken und seinen guten (sprich schlechten) Ruf zu beschädigen. Als wäre das noch nicht genug, avanciert er zum Herrscher wider Willen auf einem Drecksloch von Planeten und muss außerdem um seine Vorhaut bangen.
Für Band 25 hat Eaglemoss eine wunderbar durchgeknallte Geschichte aus dem DC-Fundus hervorgeholt, die Lobo mehr als gerecht wird: Vordergründig unterhält sie mit allerlei Blödeleien unter der Gürtellinie und sinnloser Gewalt, hintergründig leert sie ganz ungezwungen und charmant einen Eimer voll Scheiße über religiöse Fanatiker und geldgierige Geschäftsleute aus. Mr. Giffen liefert hier ebenso ab wie Alex Horley, den noch dazu einige Kollegen für die spaßigen Interludes unter die Arme gegriffen haben. Als Bonus gibt es außerdem das Debüt von Lobo aus "The Omega Men" 3 (1983), damals noch in orange-violettem Strampler, zu bewundern. Einzig die fichtenmäßigen Probleme beim Lettering vermögen es, die kurzweilige Lektüre etwas zu trüben.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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