Vancouver ist gefallen und hat seinen Platz unter den zehn fahlen Orten eingenommen.
Joyce und Larry begeben sich auf eine heikle Mission mit ungewissem Ausgang. Bakerman hat ihnen die Aufgabe übertragen, die sterblichen Überreste von Daniel, Stevens jüngerem Bruder, zurück nach Vancouver zu bringen. Bedauerlicherweise ist die kanadische Stadt zu einem der fahlen Orte geworden und gilt seitdem als einer der tödlichsten Gegenden auf dem Erdball. Doch die beiden Mitarbeiter Bakermans zögern keine Sekunde und begeben sich in die scheinbar verlassenen Straßenzüge einer ehemals pulsierenden Metropole. Schon bald wird ihnen klar, dass sie keinesfalls allein in der Stadt sind. Ehe sie sich versehen, befinden sich die beiden in Lebensgefahr und stoßen auf einen alten Bekannten, der ihnen nach dem Leben trachtet. Joyce und Larry müssen ihr gesamtes Können aufbieten, um ihr zweites Einsatzziel zu erreichen und in die Truedau Archive einzudringen.
Währenddessen widmet sich Bakerman einer anderen Aufgabe, die ebenfalls keinen Aufschub duldet. Vor der Küste Vancouvers beginnt er, die Konstruktionspläne von Dorgan Fink, die ihm dieser aus der Zukunft zugespielt hat, in die Tat umzusetzen. Unter seiner Aufsicht und dem Schutz der Zauberin Lil Hastings entsteht so in kürzester Zeit ein einsatzfähiges U-Boot unbekannter Machart, mit dem man sich auf die Suche nach dem Verbleib des letzten Leviathans begeben will. Doch die Arbeiten stehen unter keinem guten Stern, immer öfter verschwinden Mitglieder der Besatzung spurlos. Befindet sich der Feind vielleicht schon unter ihnen?
Nach einem Ausflug in den Hörbuchsektor kehrt Gabriel Burns ins Hörspielmedium zurück, und das mit einem gehörigen Paukenschlag. Die ersten Puzzleteile fügen sich zusammen und die Handlung nimmt von der ersten Minute an deutlich an Fahrt auf. Wie des Öfteren bei den letzten Episoden der Serie, so überwindet man auch bei "Träume vom Schneiden" schnell die Grenzen der Realität und taucht ein in eine beklemmende und beängstigende Welt neben der unseren. Dabei versteht es Volker Sassenberg wieder einmal wie kein Zweiter, eine zutiefst bedrohliche Atmosphäre zu kreieren, die auch nach über einem Jahrzehnt ihresgleichen sucht und das Grauen hinaus zum Hörer trägt.
Ebenso erfreulich dürfte für viele Fans der Serie sein, dass auch die Hauptfigur endlich wieder ein Lebenszeichen von sich gibt und ins aktuelle Handlungsgeschehen zurückkehrt, wenn auch nur in Form eines Kurzauftritts, der aber durchaus als besonders bezeichnet werden darf. Neben einem hohen Grad der Komplexität beim Handlungsaufbau, so gehörte auch immer wieder ein ordentlicher Schuss Splatter zum Rüstzeug der Serie und verlieh der Geschichte eine zusätzliche Note, die sicherlich nicht jedem gefällt. Doch Gewalt wurde nie um ihrer selbst willen inszeniert, dieser Einstellung bliebt man auch bei "Träume vom Schneiden" treu, auch wenn hier der Anteil der Splattereinlagen entgegen der vorherigen Folgen deutlich anzieht.
Eine derartig eindringliche Atmosphäre kann aber nur dann für den Hörer aufgebaut werden, wenn die Sprecher, neben den Effekten, ebenfalls in der Lage sind, eine besondere Stimmung zu erzeugen. Doch da braucht man sich im Fall von "Gabriel Burns" nun wirklich keine Sorgen machen, das eingespielte Team, bestehend aus Jürgen Kluckert, Ernst Meincke, Björn Schalla und Bianca Krahl schafft es wieder einmal problemlos, ihren Stimmen die richtige Färbung zu geben, um die bedrohliche Szenerie zu den Fans zu transportieren. Dazu wird der Cast der Sprecher von einer Reihe alter Hasen der Sprecherzunft ergänzt, die ebenfalls nichts anbrennen und auch diese Folge zu einem Erfolg werden lassen.
Das Cover ist wie gewohnt recht düster ausgefallen, passt aber hervorragend zu den geschilderten Ereignissen und nimmt Bezug auf die Thematik der Folge. "Gabriel Burns" fällt nach wie vor eine Ausnahmerolle auf dem deutschen Hörspielmarkt zu, auch nach über einem Jahrzehnt hat die Serie nichts von ihrer Faszination eingebüßt und schafft es immer noch, eine derartig intensive Sogwirkung beim Hörer aufzubauen.