Umgesetzt von den Besten der Branche ist Wolverines Herkunftsgeschichte ein erzählerischer wie optischer Hochgenuss.
Manche Geheimnisse bleiben besser für immer unter Verschluss. Im Fall von Marvel hat sich dieser Vorsatz, wenn es um die Vergangenheit von Wolverine geht, ein Vierteljahrhundert lang als äußerst verkaufsfördernd erwiesen. Von Anfang an war wenig bekannt über die Zeit, bevor der haarige Kanadier und Zigarren-Aficionado zu den 1975 reformierten X-Men stieß. Immer wieder streute man Erinnerungsfetzen in Storys ein, auch sein Hang zu Japan wurde (unter anderem in seiner
ersten Miniserie) thematisiert.
Am Ende jedoch wussten weder Fans noch Autoren, was nun tatsächlich Sache war in Logans Leben – oder wollten es, wie schon erwähnt, gar nicht näher wissen. Schließlich war seine geheimnisumwobene Aura seit jeher ein nicht unwesentliches Element, das den Erfolg der Figur ausmachte. Ihre Anfänge ohne Not zu erzählen und damit möglicherweise eine Bauchlandung hinzulegen, war daher lange ausgeschlossen beziehungsweise ein Wagnis, das weder Schreiber noch Redakteure eingehen wollten. Bis die Gefahr drohte, dass Hollywood durch den Leinwanderfolg der "X-Men" den Comic-Gewaltigen zuvorkommen würde.
Und so rekrutierte Joe Quesada, damals frischgebackener Marvel-Chefredakteur, mit Autor Paul Jenkins und Zeichner Andy Kubert zwei Superstars der Branche, um im Rahmen von "Wolverine: Origin" endlich klaren Tisch zu machen, und brachte sich gemeinsam mit Geschäftsführer Bill Jemas auch selbst in die Handlung ein. Diese dreht sich um die junge Rose, die in das Anwesen der wohlhabenden Howletts gerufen wird, um sich um den kränkelnden Spross des Hausherrn zu kümmern. Die offene Feindseligkeit des groben Gutsverwalters Logan, mit dessen Sohn Dog sich Rose zunächst anfreundet, führt jedoch unweigerlich zur blutigen Katastrophe.
Auch fast eineinhalb Jahrzehnte nach der ursprünglichen Veröffentlichung hat die sechsteilige Miniserie nichts von ihrer Klasse eingebüßt und kein Gramm Staub angesetzt. Die Story bietet alles, was man sich von einer guten Erzählung mit Logan erwartet: Blut, Tragik und animalisches Wüten, ergänzt durch behutsame und glaubwürdige Charakterarbeit. Optisch ist durch die damals neuartige Kolorierung direkt auf die Bleistiftzeichnungen des souveränen Andy Kubert eine Glanzleistung entstanden, für die Farben-Maestro Richard Isanove (
"Der dunkle Turm") höchstes Lob gebührt. Neben Barry Windsor-Smiths "Weapon X" die definitive Wolvie-Story!
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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