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Gruselkabinett 160

Gruselkabinett 160
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt es in Süditalien zu verstörenden Szenen. Wird der junge Angelo von einer unerwiderten Liebe aus dem Jenseits verfolgt?

Gruselkabinett 160Was gibt es Schöneres, als den Sommer im Süden des italienischen Stiefels zu genießen? Georg hat seinen jungen Freund Holger aus dem kalten Skandinavien eingeladen, um ein paar unbeschwerte Tage gemeinsam auf seinem Turm an der einsamen Westküste Kalabriens zu verbringen. In einer lauen Sommernacht wenden sich die unbeschwerten Plaudereien urplötzlich düsteren Themen zu, Auslöser sind die nächtlichen Vorgänge auf einem nahegelegenen Hügel.


Nach anfänglichen Bedenken ist Georg bereit, den Freund ins Vertrauen zu ziehen, so berichtet er von Ereignissen, die sich einige Jahre zuvor unweit seines Turms zugetragen haben. Was zunächst nach einem kaltblütigen Verbrechen mit tragischem Ausgang klingt, wendet sich alsbald hin zu immer absonderlicheren Themen. Holger fühlt sich zunehmend unwohl in seiner Haut, denn die Geschichte wirft Fragen auf. Kann es wirklich sein, dass es Tote gibt, die des Nachts ihre Gräber verlassen, um den Lebenden das Blut auszusaugen?


"Denn das Blut ist das Leben" macht es einem nicht leicht, wenn man eine Ordnung der Handlung vornehmen möchte, die anfänglich aufblitzenden Momente des Übersinnlichen treten schnell wieder in den Hintergrund und überlassen einem klassischen Kriminalfall die Bühne. Ebenjene wird angereichert mit einigen romantischen Motiven, nochmals ergänzt durch Elemente, die auch jeder Tragödie gut zu Gesicht stünden. Trotz der verschiedenen Genres ergibt sich daraus ein homogenes Ganzes, das im letzten Drittel deutlich an Spannung zunimmt, indem Komponenten der viktorianischen Schauergeschichte mit klassischen Bildern der Vampirerzählung eines Bram Stokers vermengt. Als verbindende Klammer der verschiedenen Handlungselemente dient die rahmende Unterhaltung zwischen Georg und Holger und natürlich der über allem thronende Begriff der Gier.


Während bei vielen der Figuren, die sich im Reich der Lebenden bewegen, das Streben nach Reichtum und Geld dominiert, sind es bei den Toten das Verlangen nach Blut als Elixier des Lebens und die Hoffnung, die eigene unheilige Existenz durch den Raub verlängern zu können. Dass es sich bei "Denn das Blut ist das Leben" um ein Kind seiner Zeit handelt, verdeutlichen einige Figuren, die schon fast an Stereotypen erinnern. Da gibt es die glutäugige und heißblütige Südländerin, die man damals unter dem Begriff Zigeunerin gefasst hätte, daneben agieren zwei überzeichnete Kriminelle, die sich ausschließlich über auffällige körperliche Attribute definieren, bis hin zu einem Mann der Kirche, der sich Speis und Trank selbst in den absurdesten Augenblicken nicht abgeneigt zeigt. Wer sich daran nicht stört, wird mit einem unterhaltsamen Genremix belohnt, der bis zum Finale zu unterhalten weiß.


Ein ganz eigenes Flair bekommt die Story durch ihre Platzierung im sonnigen Urlaubsparadies Italien, das eher selten als Kulisse für klassische Gruselgeschichten fungiert. Ebenso ungewöhnlich ist das offengehaltene Ende, das verschiedene Lesarten zulässt und die Frage stellt, ob wirklich alles Erdenkliche getan wurde, um der Ermordeten endlich die verdiente Grabesruhe zu ermöglichen. Wie in vielen anderen Hörspielen der Reihe dienen auch hier die musikalischen Kompositionen als geeignetes Mittel, die unterschiedlichen Stimmungen der Produktionen zu betonen, zu verstärken und die Spannungskurve ansteigen zu lassen.  Die verwendeten Soundeffekte eignen sich bestens, um das südländische Sujet hervorzuarbeiten, aber auch gerade die unheimlichen Momente der Handlung plastischer zu gestalten. Insbesondere auf diesem Gebiet wurde mit einem geschulten Auge für Details gearbeitet.


Obwohl deutlich in der Unterzahl, so sind es doch ganz eindeutig die Sprecherinnen, welche diesem Hörspiel ihren Stempel aufdrücken: Marie Bierstedt, deren Leben von tragischen Veränderungen geprägt ist, und Ursula Wüsthof als verschlagene alte Dienerin Philomena. Dazu gesellt sich ein gut aufgelegter Peter Weis als Geistlicher und in weiteren Rollen Harald Dietl, Jean Paul Baeck und Valentin Stroh. "Denn das Blut ist das Leben" gefällt als facettenreiches Genre-Potpourri, das sich bestens in den Gesamtkontext der Reihe einfügt.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien


 

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