Cruel and Unusual

In der Blütezeit von Vertigo, das Anfang 2020 auf unrühmliche Weise eingestampft wurde, war Jamie Delano gern gesehener Gast im Programm des legendären Aushängeschilds von DC in Sachen anspruchsvoller Erwachsenenunterhaltung. Im Dantes Verlag sind aus dieser Zeit bereits "2020 Visions" und "Outlaw Nation" veröffentlicht worden, mit "Cruel and Unusual" folgt nun ein im US-Original dazwischen erschienener Titel, der einige der darin verhandelten Motive anklingen und sich als gleichermaßen düstere wie unheilvolle Medien- und Gesellschaftssatire verstehen lässt.


Das im Laufe der vierteiligen Miniserie von 1999 geschilderte Unheil beginnt, als TV-Produzentin Bobbie Flint in einen Hochsicherheitsknast versetzt wird. Da sie seinen Bibelkanal mit trashigen Religionsfilmchen profitabel gemacht hat, nimmt ihr schmieriger Boss Marion Meach an, dass das auch bei seinem privat geführten Hochsicherheitsknast möglich sein könnte, und versetzt sie kurzerhand dorthin. Die desaströsen Bedingungen und Schikanen, denen die in der Todeszelle einsitzenden Häftlinge unterworfen sind, schockieren die frischgebackene Gefängnisleiterin ebenso sehr wie das korrupte Personal, doch ihr hehrer Plan, die Öffentlichkeit auf drastische Weise zu alarmieren, geht glatt nach hinten los…


Mehr braucht an dieser Stelle nicht verraten werden, ohne die Lektüre zu verderben, die wie für Mr. Delano gewohnt mit jeder Menge Schimpfwortgebrauch aufwarten kann, vor Zynismus geradezu trieft und mit John McCrea den perfekten Zeichner an die Hand bekommen hat. "Cruel and Unusual", dessen Titel sich auf den achten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung bezieht, wonach Häftlinge nur verhältnismäßigen Bestrafungen zu unterwerfen sind, ist eine wunderbar bösartige Erzählung, bei der eigentlich niemand unschuldig ist und die Grenze zwischen Schuld und Unschuld in einem Nebel aus Gewalt, Fickfantasien und Sozialporno verschwimmt.


 

# # # Andreas Grabenschweiger # # #

Publisher: Dantes Verlag