Sich bedeckt zu halten muss nicht unbedingt Untätigkeit in Sachen Detektivarbeit bedeuten.
Patience, das verschlafene Nest, in dem sich die Handlung von "Resident Alien" zuträgt, ist ein sprechender Name in mehrerlei Hinsicht: So ist der während einer Mission auf der Erde abgestürzte und hier untergekommene außerirdische Forscher, der als Harry Vanderspeigle die Rolle des örtlichen Arztes eingenommen hat, zum Warten auf etwaige Rettung verdammt – nicht wissend, ob sein Notruf in seiner Lichtjahre entfernten Heimat überhaupt empfangen wurde. Geduld benötigen andererseits auch jene Männer in Schwarz, die dem alles andere als bösartigen Eindringling über die von ihm hinterlassene Falschgeldfährte auf die Spur gekommen sind.
Im Verlauf der drei vorangegangenen Bände zog sich das Netz, das seine Häscher um den "Doc" auslegen, bereits langsam aber stetig enger, nun wird es aber dank eines zufällig entstandenen, seine Identität kompromittierenden Schnappschusses wirklich gefährlich für ihn. Zum Glück wähnt sich unser Protagonist unter Freunden, besonders was Asta Twelvetree und ihren Vater betrifft. Wie dieser seinem erstaunten Gegenüber offenbart, wissen er und seine Tochter längst Bescheid, wer da tatsächlich in Patience ordiniert. Das alles nimmt diesmal so viel Platz innerhalb der im US-Original 2017 wiederum als Vierteiler veröffentlichten Miniserie "The Man with No Name" ein, dass für den üblichen Kriminalfall, den es zu lösen gilt, nicht allzu langer Atem vonnöten ist.
Darüber lässt sich allerdings getrost hinwegsehen, denn wie auch bisher stehen die schlimmen Dinge, zu denen die Mitbürger von Dr. Harry Vanderspeigle fähig sind, ohnehin nicht im Mittelpunkt von Peter Hogans charmanter Story, sondern vielmehr, wie er mit den Menschen um ihn herum interagiert – angereichert mit auf den Punkt gebrachten Dialogen, verschmitztem Humor (etwa was den Namen der Detektei angeht, die der Doc diesmal für Recherchen beauftragt) und dem Artwork von Steve Parkhouse, das die Emotionen der (großteils) liebenswerten Figuren wieder einmal fein einfängt. "Resident Alien" unterhält als Sozial- und Milieustudie unter seinem Sci-Fi-Deckmantel weiterhin prächtig!
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Splitter Verlag
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