Zwei Sammler müssen auf leidvolle Art feststellen, was es bedeuten kann, wenn das Interesse am Morbiden und Makabren zu weit geht.
Mit enormen finanziellen Mitteln ausgestattet, pflegen zwei Mitglieder der gehobenen Londoner Gesellschaft ein zunächst lediglich ungewöhnliches Hobby. Anfänglich ist es das bloße Interesse an alten Schriften, die sich mit Zauberei und Hexerei beschäftigen. Mit der Zeit wächst das Verlangen nach immer abseitigeren okkulten Themen, das bald nicht mehr auf Texte beschränkt bleibt. Man beginnt die Gebeine von geisteskranken Mördern und ihren Opfern ebenso zu sammeln wie die Tatwerkzeuge der brutalsten und abscheulichsten Verbrechen. Doch der Hunger nach immer absonderlicheren Gegenständen macht schon bald die Zusammenarbeit mit zwielichtigen Gestalten und Angehörigen der Unterwelt nötig.
Nachdem selbst die abgebrühtesten Gangster Londons von einer weiteren Zusammenarbeit Abstand nehmen, sehen sich die beiden Freunde gezwungen selbst aktiv zu werden, um die gewünschten Objekte in ihren Besitz zu bringen – ein Fehler, den die Männer schon bald bereuen. Als sie das Grab eines holländischen Okkultisten plündern, überschreiten sie unbewusst eine unsichtbare Grenze. Kaum nach Großbritannien zurückgekehrt, kommt es zu einer Reihe mysteriöser Ereignisse. Birgt das aus von ihnen geborgene Amulett tatsächlich ein tödliches Geheimnis?
Kenner des Ausnahmeautors H. P. Lovecraft wissen, dass nahezu allen seiner Geschichten etwas Verstörendes und oft zutiefst Beunruhigendes anhaftet, das den Leser (und in jüngerer Zeit oft auch den Hörer) nicht mehr loslässt. "The Hound" setzt in diesem Zusammenhang jedoch neue Maßstäbe, neben den bereits genannten Punkten gesellt sich nun eine permanente Bedrohung hinzu, die lange Zeit nicht greifbar erscheint und erst zum tragischen Ende ihre gesamte Dimension offenbart. Problemlos überträgt Oliver Döring die zeitlose Geschichte in die Gegenwart, ohne dass die Story etwas von ihrer Durchschlagskraft verliert. Ganz im Gegenteil, sie funktioniert in unserer schnelllebigen und oftmals hektischen Zeit noch besser, denn das Unfassbare, dass sich hier mit aller Macht Zutritt zum Leben zweier Geschäftsmänner bannt, wirkt wie ein Anachronismus aus vergangenen Tagen, der dem modernen Menschen jedoch binnen kürzester Zeit das Fürchten lehrt.
Doch dieses Hörspiel kann noch so viel mehr, nämlich uns im besten Sinne des Wortes eine gehörige Portion Angst einjagen, ein Bedürfnis, das doch jeder wahre Horrorliebhaber innig hegt, wenn er sich einen solchen Titel ins Regal stellt. Genau diese Erwartung wird hier zu beinahe 100% erfüllt, insbesondere in jenen Augenblicken, wenn wir uns wohlig ins Bett kuscheln. Oliver Döring zeigt, dass er nicht nur ein Meister des Blockbuster-Hörspiels ist, sondern auch auf dem Gebiet des eindringlichen Horror-Hörgenusses ein wahrer Virtuose. Dieses Talent begrenzt sich nicht allein auf die äußerst stimmungsvolle Bearbeitung des klassischen Stoffs aus der Feder Lovecrafts, sondern greift viel weiter. Auch auf dem Gebiet der musikalischen Gestaltung, die zugegebenermaßen wie bei allen Produktionen von Imaga eher überschaubar ausfällt, gelingt es eine unheimliche und zustiefst beunruhigende Umgebung für den Hörer zu kreieren.
Als wäre das nicht schon genug, zeigt man außerdem auf dem Gebiet der Soundeffekte sein ganzes Können und erschafft von der ersten Minute weg eine Atmosphäre für das Publikum, die jegliches Wohlbefinden von Beginn an ausschließt. Den gelungenen Gesamteindruck dieser Produktion runden die Sprecher dieses Hörspiels ab. Gerrit Schmidt-Foß und Sascha Rotermund brillieren in ihren Rollen. Ihnen gelingt der Spagat zwischen den kalten und überheblichen Business-Menschen, denen nichts zu außergewöhnlich erscheint, hin zu zwei zutiefst verunsicherten und verängstigten Individuen, die um ihr Leben fürchten müssen. Hier darf, wie im Zusammenhang mit dem Gesamtwerk, durchaus das Prädikat "außergewöhnlich" verliehen werden.