Bill Sienkiewicz zeigte schon in jungen Jahren, was sich grafisch innerhalb der engen Konventionen des Genres Superhelden machen lässt.
Der vorliegende Band der "schwarzen" Hachette-Kollektion zum "House of Ideas" markiert einen weiteren Eintrag der "Marvel Masters"-Reihe, der mit Bill Sienkiewicz einem der größten Erneuerer des amerikanischen Comic-Mainstreams überhaupt gewidmet ist. Nicht zuletzt was das "Erwachsenwerden" des Superhelden-Metiers in den 1980ern betrifft, können seine Beiträge gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, schließlich eignete sich sein expressionistischer Stil hervorragend, um die zunehmend düsteren Settings der damals heraufdräuenden "grimm and gritty" Ära umzusetzen.
Fast schon zwangsläufig muss daher in dieser Auswahl mit der "Demon Bear Saga" aus "New Mutants" 18-20 (1984) eine der ikonischsten Geschichten, für die Sienkiewicz zum Stift gegriffen hat, vertreten sein – wer
Band 72 der "roten" Sammelreihe also nicht sein Eigen nennt, erhält hier nochmals eine Chance, um sich diesen vom damaligen X-Mastermind Chris Claremont verfassten Klassiker einzuverleiben. So wie Dani Moonstar darin mit Albträumen zu kämpfen hat, die gefährliche Realität werden, ergeht es interessanterweise auch Moon Knight. Der Zweiteiler aus den Nummern 22 und 23 seiner ersten Soloserie über den unheilvollen Einfluss von Morpheus, der zusammen mit Vielschreiber Doug Moench entstand, wirkt fast wie eine zwei Jahre zuvor entstandene Fingerübung, in der ebenfalls abgedruckten Nummer 26 durfte Sienkiewicz die Möglichkeiten des Erzählens weiter verschieben.
"The Sentry/Hulk", das Teil des von cleverem Marketing getragenen Projekts eines vorgeblich von Stan Lee in den 1960ern "vergessenen" und via Marvel Knights retroaktiv in die Erzählkontinuität zurückgebrachten Helden war, schließt den Band als eine der späten Arbeiten von Sienkiewicz für den Verlag ab, obwohl der Oneshot "erst" Anfang 2001 erschien. Hier hat er seinen Stil längst perfektioniert und stiehlt mit seinen wuchtigen Bildern, welche Wut und Verzweiflung des Hulk angesichts des zwischenzeitlichen Verschwindens von Sentry toll widerspiegeln, der ein bisschen zu theatralisch getexteten Story von Bill Jenkins klar die Show. Kaum zu glauben, dass hier derselbe Künstler am Werk war wie in "Hulk" 13 und 14 sowie Marvel Preview 18 (jeweils von 1979), die diesen Band einleiten.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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