In diesem Band lässt sich die Entwicklung von Jim Lee zum vielkopierten Meister des Superhelden-Comics der 1990er sehr gut verfolgen.
Nach
Band 208, der eine Auswahl an Marvel-Storys von Frank Miller präsentierte, folgt nun ein weiterer Eintrag in die "Marvel Masters"-Reihe innerhalb der Hachette-Sammlung. Im Rückblick betrachtet wirkt es geradezu unheimlich, dass Jim Lee nur kurze Zeit benötigte, um seinen Ruf als Superstar innerhalb der amerikanischen Comic-Industrie zu erlangen und zu einem der einflussreichsten Künstler einer ganzen Generation zu werden: Zwischen "X-Men" 12 (Coverdatum August 1992), seiner vorerst letzten Arbeit für das "House of Ideas" vor der Mitbegründung von Image Comics zusammen mit anderen abtrünnigen Marvel-Kreativen, und "Alpha Flight" 51 (Oktober 1987), seinem Debüt für den Verlag, liegen weniger als fünf Jahre.
Letztgenanntes Heft leitet die vorliegende Ausgabe zwar nicht ein, dafür aber die lediglich zwei Monate später erschienene Mockingbird-Story aus "Solo Avengers" 1, deren Artwork sich nicht von der Durchschnittskost jener Tage abhebt und noch keine Trademarks des für die frühen 1990er typischen und später (Achtung, Wortwitz) x-fach kopierten, ebenso detaillierten wie dynamischen Lee-Stils enthält. Dessen Entwicklung lässt sich allerdings an den im Folgenden abgedruckten Werken ablesen, die ebenfalls zu verschiedenen Zeitpunkten des Jahres 1989 erschienen sind: Backup-Storys aus "Daredevil Annual" 5 und "Classic X-Men" 39 sowie ein Zweiteiler aus "Punisher War Journal" 6 und 7 mit Gaststar Wolverine weisen bereits markant in Richtung jener Meisterschaft, für die hier exemplarisch "Uncanny X-Men" 248 (1989) und 268 (1990) stehen.
Eigentlich ist es dann bereits das ins "Guinness Buch der Rekorde" als bestverkauftes Comic-Heft aller Zeiten aufgenommene "X-Men" (Vol. 2) 1 von 1991, das Lee endgültig als Starzeichner etablierte, mit dem bestenfalls die (späteren Image-)Kollegen Todd McFarlane und Rob Liefeld mithalten konnten. Dank der hier abgedruckten neukolorierten Version präsentiert sich der Klassiker als gut gealtert, bevor noch der Erstausgabe von "Fantastic Four" im Rahmen des "Heroes Reborn"-Projekts folgt. Dieser 1996 erfolgte Startschuss für die (wohl) letzte Kooperation des Künstlers mit Marvel präsentiert sich sowohl optisch als auch erzählerisch in Bestform und macht somit vieles von dem richtig, was beim ebenso am Reboot an anderer Stelle beteiligten Liefeld nicht so prächtig funktionierte. Tolle Auswahl!
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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