Es gibt Bereiche der Wissenschaft, in denen eine rote Linie nicht überschritten werden sollte. Ein junger Wissenschaftler lässt sich von solch moralischen Fragen nicht abschrecken.
Herbert West will belegen, dass es möglich ist den Tod zu überwinden und ins Leben zurückzukehren. Dies abseitige Forschungsgebiet führt immer wieder zu Querelen mit der Universität Arkham, denn der Beweis für die Theorien steht bisher aus. Der hohe Bedarf an Labortieren, deren Tod nahezu sinnlos erscheint, macht West zum Außenseiter. Als er an die Leitung der medizinischen Fakultät herantritt, um an jüngst Verstorbenen experimentieren zu dürfen, schlägt dem jungen Wissenschaftler große Ablehnung entgegen.
Eine Fortsetzung seiner Arbeit wird ihm strikt untersagt, nur Clyde Simcox steht ihm unerschütterlich zur Seite und erklärt sich bereit, den langjährigen Freund im Verborgenen weiter zu unterstützen. Immer an der Grenze der Legalität und manchmal auch darüber hinaus versucht West Fakten zu liefern. Die ins Leben Zurückgekehrten reagieren jedoch gänzlich anders als erwartet, trotz der vielen Rückschläge geht der Getriebene immer skrupelloser vor, nicht ahnend, dass seine Forschungen ungeahnte Folgen haben werden.
Bereits zum zweiten Mal veredelt man ein Jubiläum der Reihe mit einer Geschichte des Altmeisters Howard Phillips Lovecraft. Eine gute Wahl, konnten doch alle bisherigen Bearbeitungen des amerikanischen Ausnahmetalents auf ganzer Linie überzeugen, eine Tradition, in die sich auch "Herbert West, der Wieder-Erwecker" nahtlos einreiht. Zwar bleibt hier der Cthulhu-Background vieler Storys aus der Feder Lovecafts unberührt, was die Qualität der Erzählung jedoch keineswegs mindert. Man widmet sich einem Thema, das bereits des Öfteren in der Horrorliteratur aufgegriffen wurde, der Versuch des Menschen, den Tod zu kontrollieren, natürlich immer mit nicht absehbaren Konsequenzen.
Einmal mehr steht ein Wissenschaftler im Mittelpunkt, der Ethik und Moral zugunsten seines persönlichen Erfolgs opfert und letztlich dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Doch bevor es so weit ist entführt man den Hörer unmittelbar auf eine über ein Jahrzehnt andauernde Tour des Schreckens. Immer wieder läuft es einem kalten den Rücken hinunter, wenn West euphorisch seine neuesten Erfolge verkündet, die allesamt in noch größeres Unheil münden – eine Spirale des Grauens, der man sich nur schwer zu entziehen vermag. So verwundert es kaum, dass die opulente Spielzeit wie im Flug vergeht und man ohne Umschweife behaupten kann, seine Ohren mit einer der besten Folgen der Reihe verwöhnt zu haben.
Das Erzähltempo ist erfreulich hoch und Titania Medien verzichtet darauf, längere Passagen rückwirkend in Dialogen wiederzugeben. Das Grauen wird so greifbar und nicht durch eine weitere Erzählebene verstellt. Dazu gesellt sich eine musikalische Bearbeitung, die die düsteren und unheimlichen Momente des Plots betont und das Gruselflair nochmals verschärft. Es gelingt eine bedrohliche Kulisse zu inszenieren, der man sich nur schwer zu entziehen vermag. Die Soundeffekte sich eher dezenter Natur, fügen sich jedoch bestens ins Handlungsgeschehen ein und können zusätzlich Atmosphäre schaffen.
Patrick Bach übernimmt die Rolle des Herbert West. Eine absolut überzeugende Leistung, er kreiert das perfekte Bild eines verrückten Wissenschaftlers, dem alle Mittel recht sind, um seine Forschungen voranzutreiben. Martin May gibt den treuen Weggefährten und Chronisten, dem der stetig zunehmende geistige Verfall seines Freunds immer größeres Unbehagen bis hin zur Angst bereitet. Ebenfalls eine äußerst überzeugende Darbietung. Dazu gesellen sich der omnipräsente Horst Naumann und weitere Hörspiellegenden wie Peter Weis, Bodo Primus, Claudia Urbschat-Mingues und Rainer Gerlach. Eine mehr als würdige Bearbeitung eines Lovecraft-Stoffs zum großen Jubiläum.