In Kalifornien präsentieren sich nicht nur die Temperaturen hitzig, sondern auch die Gemüter so mancher Studenten der elitären Carmel High School.
Nach "Die Draufgänger" (im Original "Les Casseurs") erscheint bei Kult Comics nun eine weitere Integral-Edition einer Serie von Christian Denayer, für die der belgische Künstler (im Gegensatz zu besagter Kollaboration mit Szenarist André-Paul Duchâteau) jedoch im wahrsten Sinne des Wortes allein verantwortlich zeichnete. "High School Generation", zwischen 1994 und 1998 als "Generation College" bei Lombard erschienen, wird in zwei Bänden vorgelegt, deren erster die Alben "Dakota", "Mary-Lee" und "Phoenix" enthält. Die Titel nehmen gleich vorweg, welche der Figuren jeweils im Fokus der an der renommierten Carmel High School in Kalifornien angesiedelten Handlung stehen.
Michael Best, genannt Dakota und Sohn eines Gebrauchtwagenhändlers, gerät ab dem ersten Tag an der Bildungseinrichtung für Jugendliche aus der Oberschicht mit Scott Beaulieu alias Texas aneinander. Der scheint nicht nur bezüglich fahrbarer Untersätze und finanzieller Liquidität die Nase vorne zu haben, sondern auch bei Kelly Davis mit dem Spitznamen Phoenix. Das schmeckt dem heißblütigen Dakota (noch dazu sein Mitbewohner im Doppelzimmer) ebenso wenig wie Mary-Lee O`Neal, die wiederum unverhohlene romantische Avancen ihm gegenüber hegt.
Als böten die im Rahmen dieses romantischen Vierecks sprudelnden Hormone nicht schon Anlass für genug Ablenkung von eifrigem Lernen, gibt es auch weitere Unwägbarkeiten, die für Stress, Tränen und böses Blut, aber auch handfeste Gefahr sorgen: Nicht nur die Anwesenheit des Sohnes eines im Kampf gegen die kolumbianische Drogenmafia engagierten Richters an der Schule, sondern auch falsche Freundschaften und der schnell geplatzte Traum von der großen Karriere als Model halten die Teenager auf Trab und lassen ihnen keine Zeit, die Vorzüge der nach dem Vorbild der realen Stetson University College of Law modellierten High School zu genießen.
In zeichnerischer Hinsicht beweist Christian Denayer allen Kennern der unter seiner Mitwirkung entstandenen Hits "Michel Vaillant" und "Les Casseurs", dass er keineswegs nur schnelle Boliden (oder den grundsoliden VW Käfer von Dakota) auf das Papier zaubern kann, sondern durch seine "Feldstudien" vor Ort auch jede Menge kalifornisches Ambiente. Die Erzählung selbst atmet spürbar das Flair von in den 1990ern populären Teenieserien wie "Beverly Hills, 90210" und behandelt Themen, die nahe an der Lebenswirklichkeit gehobener Mittelstandskids sein dürften, sieht man vom spannungsbedingt geradezu notwendigen Drama und manchem doch etwas bemühten Klischee ab.
"Generation High School" ist auf alle Fälle äußerst kurzweilig geraten und wirkt – obwohl die Serie gerade einmal ein gutes Vierteljahrhundert auf dem Buckel hat – wie eine Zeitkapsel aus einer längst vergangenen Epoche, in der noch nicht einmal wohlsituierte Schüler der Carmel High School ein Handy besaßen. Um auf die schiefe Bahn geratene Freunde aufzuspüren, halfen damals nur Festnetztelefone und Autos, wogegen die Auflehnung gegen schulische und elterliche Autoritäten eine generationenübergreifende Konstante darstellt. Nicht zuletzt daher dürfte die Lektüre bei manchen nostalgische Gefühle und Erinnerungen an die eigene Jugend wecken – die zwar wohl kaum in einem ähnlichen sozialen Milieu, aber eben vor dem Fernseher mit den besagten TV-Serien stattfand. Auch das ist im Rückblick ein Kniff, den Christian Denayer erst einmal jemand nachmachen muss.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Kult Comics
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