Was wie eine unbeschwerte Urlaubsreise beginnt, entwickelt sich alsbald zu einem Horrortrip. Schon nach wenigen Stunden geht es nur noch um das nackte Überleben.
An Bord einer noblen Luxusjacht, die kaum Wünsche offenlässt, wollen zwei junge deutsche Paare ihren Urlaub verbringen. Als Ziel für ihre Reise fiel die Wahl auf La Gomera, hier hoffen sie auf ein paar unbeschwerte Tage in der Sonne, fernab des Massentourismus. Zunächst verläuft alles nach Plan und es scheint tatsächlich der erhoffte Traumurlaub zu werden. Doch kaum hat man den Hafen hinter sich gelassen und das offene Meer erreicht, bekommt die Idylle unter Palmen erste Risse. Am Ankerplatz weit vor der Küste wird die Jacht plötzlich unter Wasser attackiert. Ein Haiangriff?
Timo, einer der beiden Männer, will Licht ins Dunkel bringen und entschließt sich zu einem spontanen Tauchgang. Eine Entscheidung mit schwerwiegenden Folgen. Unter Wasser lauert eine tödliche Bedrohung, der er sich nur in letzter Sekunde entziehen kann. Schwer verletzt rettet sich Timo an Bord, wo er kurz darauf das Bewusstsein verliert. Zu dumm, dass er der einzige der Touristen ist, der die Jacht steuern kann. Ohne Handyempfang tendiert die Aussicht auf Hilfe von außen gegen null. Nur wenn es gelingt einen Hafen anzusteuern, besteht die Chance, dem im Meer lauernden Grauen zu entkommen. Der Überlebenskampf hat längst begonnen!
Zuletzt schien die "Gruselserie" mit
"Dracula – Tod im All" auf einem guten Weg, die Kinderkrankheiten auszumerzen. Inhaltlich ist die Ausgangsgrundlage der sechsten Episode gar nicht einmal schlecht. Vier Touristen müssen sich aus heiterem Himmel auf begrenzten Raum gegen eine Horde blutdürstiger Zombies erwehren, deren Motive zu töten erst allmählich dem Hörer offenbart werden. Leider schleicht sich nach einigen Minuten das Gefühl ein, dass die Geschichte mit angezogener Handbremse fährt, als ob man es nicht wagen würde, sich offen dazu zu bekennen, was geboten wird: Nämlich Horror-Trash im besten Sinne des Wortes, und der darf gerne blutig(er) daherkommen.
Viel Potential des Plots wird verschenkt und nicht konsequent genutzt, so will sich leider nur selten wirkliches Gänsehaut-Feeling einstellen. Erst in den letzten zehn Minuten nimmt die Handlung an Fahrt auf, um letztlich in ein versöhnliches, aber nicht vollkommen überzeugendes Finale zu münden. Wirkliche Spannung wird tatsächlich fast ausschließlich in der letzten Viertelstunde konzentriert, sodass der Rest ein wenig mehr Drive vertragen könnte. Wenn man etwas mit dem Siegel "nostalgisch" versehen möchte, bewegt man sich immer auf einem schmalen Grat, denn es besteht die Gefahr, eher altmodisch und altbacken zu wirken, leider trifft dies auch auf "SOS – Wasserleichen an Bord" zu.
Da wäre zunächst einmal die Musik. Einige der eingesetzten Stücke passen tatsächlich gut und lösen positive Reminiszenzen an die 1970er Jahre aus, wie etwa jenes, mit dem das Hörspiel ausklingt. Dazwischen gibt es allerdings Kompositionen, bei denen man wirklich nur den Kopf schütteln kann. Wenn man eine Story in der Gegenwart verankert, sollte auch die Musik danach klingen. Ich kann verstehen, dass man teuere GEMA-Gebühren vermeiden möchte, dann jedoch wäre es von Vorteil, wenn die eigenen Stücke auch zeitgemäß klingen. Als Beispiel sei hier jener Song erwähnt, den Yvette aus ihrer Playlist anspielt.
Womit wir leider direkt bei einem weiteren Kritikpunkt wären. Natürlich haben wir es hier mit einem Gruselhörspiel zu tun und da ist weiß Gott vieles nicht rational zu betrachten, aber das Handeln der Figuren sollte zumindest nachvollziehbar bleiben. Wenn allerdings eine der Touristinnen plötzlich im dicksten Chaos aus heiterem Himmel zu tanzen beginnt, muss man sich verwundert die Augen reiben. Auch die Rollenbilder der vier Hauptcharaktere wirken wie aus der Zeit gefallen und scheinen eher aus den 1950er Jahren als der heutigen Zeit zu stammen.
Das hier präsentierte Frauenbild kann nur als Vollkatastrophe bezeichnet werden. Selbst im eher konservativen Horrorgenre ist die Zeit der naiven Dummchen weitestgehend vorbei. Dies schlägt sich natürlich auch in den Dialogen nieder, die somit stellenweise einfach unglaubwürdig erscheinen. Bei der Besetzung der Rollen hat man erneut auf bekannte Sprecher zurückgegriffen, die sich bereits bei vielen Synchronarbeiten bewährt haben. Dazu gesellen sich in Nebenrollen zwei absolute Hörspiellegenden, nämlich Peter Weis und Jürgen Thormann. Beide veredeln diese Europa-Produktion mit ihren markanten Stimmen und sind einmal mehr über jeden Zweifel erhaben.
In den Hauptrollen sind Simon Jäger, Gosta Liptow, Gabriele Libbach und Sarah Madeleine Tusk zuhören. Alle vier agieren auf einem hohen Niveau und können den gewohnten Standard des Labels locker halten. Allerdings muss die Frage gestattet sein, wer die Rolle von Yvette so angelegt hat. Ihr Auftritt macht dieses Hörspiel zu einer wahren Geduldsprobe. Selten zuvor begegnete man einer solch unsympathischen Figur, die man bereits nach wenigen Minuten zu hassen beginnt. Da haben wir zum einen den Tonfall und die Akzentuierung der Sätze, die einen innerlich aufschreien lassen, dazu kommt eine ungeheuer arrogante, hochnäsige und herablassende Haltung, die kaum erträglich ist. Ein mehrmaliges Hören schließt sich damit nahezu aus.
Europa muss sich schleunigst entscheiden, in welche Richtung die weitere Reise der Serie nun gehen soll, nach einer deutlichen Steigerung mit Episode fünf fällt man nun in alte Muster zurück. Zudem sollte sich die "Gruselserie"-Macher darüber klarwerden, ob man ein erwachsenes Publikum ansprechen möchte oder doch eher auf ein jugendliches Publikum schielt. Der Spagat, beide Zielgruppen abzuholen, ist nämlich leider gescheitert.