Philipp ist aus der Villa in London verschwunden. Ist es Olivaro geglückt, den Hermaphroditen aus der Obhut Hunters zu entführen?
Im Nordosten Griechenlands, abgeschieden von der Zivilisation ohne Internetverbindung und Handyempfang, liegt die Mönchsrepublik Athos. Eine reine Männerwelt, zu der Frauen und Kinder keinen Zutritt haben, eine Bevölkerung, die sich fast ausschließlich aus Angehörigen der griechisch-orthodoxen Kirche zusammensetzt. Sicherlich einer der exotischsten Orte des europäischen Kontinents, doch ausgerechnet an diesen entlegenen Punkt der Erde führt die einzige Spur über den Verbleib des Hermaphroditen Philipp.
Konnte die Schwarze Familie unter den Augen der Kirche einen Stützpunkt in ihrem Hinterhof zu errichten und einen von Dorian Hunters Mitstreitern dorthin verschleppen? Dorian Hunter will Gewissheit, ob sich Coco Zamis auf Athos zurückgezogen hat, um hier durch die Hochzeit mit Olivaro in den Schoss der Schwarzen Familie zurückzukehren und Philipp als Opfer darzubringen. Die Nachforschungen des Dämonen-Killers werden jedoch immer wieder durch seinen ungewollten Begleiter Jerome Hewitt und einige höchst verstörende Begegnungen im Land der Mönche behindert, nichtsdestotrotz ist Dorian Hunter fest entschlossen Philipp aus der Hand seiner Feinde zu befreien. Wird es dem Erzfeind der Dämonen gelingen, das gesponnene Netz aus Lügen und Intrigen rechtzeitig zu durchschauen?
Wow, dieser Serie gelingt es immer wieder aufs Neue zu überraschen. War bereits die vorherige Folge
"Wien" ein absolutes Highlight, so geht es nun munter mit "Der Teufelseid" weiter. Was hier innerhalb von gut 80 Minuten an kreativen Ideen verarbeitet wird, um eine spannende und zugleich innovative Geschichte zu erzählen, würde bei anderen Genrevertretern reichen, um ein gutes Dutzend Episoden mit Inhalt zu füllen. Gleich mehrere offene Fragen werden in diesem Hörspiel angerissen. Im Vordergrund steht natürlich die Suche nach Philipp und ob es gelingt ihn den Dämonen unbeschadet zu entreißen. Daneben widmet man sich auch der brennenden Frage, welches Spiel eigentlich Coco treibt und was ihre wahren Absichten sind, zugleich erfährt der Hörer auch noch ein paar pikante Details über den mysteriösen Olivaro, die so sicherlich nicht zu erwarten waren.
Doch Hunter wäre eben nicht Hunter, wenn nicht auch direkt ein paar neue offene Fragen in die Handlung eingestreut würden, sicherlich dürfte die eine oder andere Personalie dieser Geschichte Anlass für Spekulationen bieten. Der Plot wartet mit einer enormen Dichte und Intensität auf. Bereits nach kurzer Zeit wähnt man sich in einem aus der Zeit gefallenen Teil Griechenlands, vor dessen malerischer Kulisse sich die verzweifelte Suche nach Philipp entfaltet. Unheimliche Momente wechseln sich ab mit Szenen, die sich vielleicht am ehesten mit dem Etikett "mythisch" versehen lassen.
Dazu gibt es die gewohnt harte Action, die diese Serie auszeichnet und auch keinerlei Blatt vor den Mund nimmt, wenn es zur Sache geht. Ebenso wenig muss man auf den rabenschwarzen Humor verzichten, der immer wieder einmal an der richtigen Stelle aufblitzt und mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus und Ironie garniert wird. "Der Teufelseid" vereint alle wichtigen Trademarks dieser Serie und verbindet sie mit einem Füllhorn frischer Handlungselemente, sodass man zu keiner Zeit in Gefahr gerät sich zu langweilen.
Einen nicht unerheblichen Anteil am besonderen Charakter dieser Folge hat sicherlich der Soundtrack, der sich im vorliegenden Fall doch erheblich von den bekannten Klängen entfernt und neue musikalische Wege beschreitet. Natürlich sind hier die bereits bekannten düsteren Elektrosounds zu hören, die immer wieder mit verstörenden Soundeffekten kombiniert werden und der Serie ihr eigenes Profil geben, dazu kommen aber auch Melodien, die sofort dafür sorgen, dass im Kopf Bilder von Griechenland aufsteigen, die einfach verdammt gut zu den geschilderten Ereignissen passen. Gleichzeitig wecken sie Erinnerungen an das antike Griechenland mit seiner unglaublichen Vielfalt an Sagen und Mythen, die auch in diesem Abenteuer von Dorian Hunter gelegentlich anklingen.
Die Soundeffekte sind ebenfalls gut gewählt und insbesondere der geschilderte Sabbat anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von Coco und Olivaro sorgt für eine amtliche Gänsehaut, was zu einem guten Stück der dicht gestalteten Atmosphäre zu verdanken ist. Wenn wir uns den Sprechern dieser Folge zuwenden, ist es sicherlich Sven Plate als Jerome Hewitt, der dieses Mal in einer ganz eigenen Liga spielt. Sein Auftritt als Freak, der endlich von Dorian Hunter ins Jenseits befördert werden möchte, ist einfach großartig. Dazu gesellen sich ein paar Dialoge mit ihm, die einfach nur vor Wortwitz und fiesem Humor sprühen. Einfach großartig.
Thomas Schmuckert ist Hunter, damit ist eigentlich alles gesagt. Der Dämonen-Killer mit seinen vielen Kanten zeigt wieder einmal seine dunkle und nicht heldenkompatible Seite, was diesen Charakter so außergewöhnlich macht – und das hat zu einem nicht unerheblichen Teil mit Schmuckert und seiner grandiosen Rolleninterpretation zu tun. Ebenso fies zeigt sich Stefan Kraus als Olivaro, der hier veranschaulicht, warum er einen wahrhaftigen Anwärter auf den Thron der Schwarzen Familie darstellt. Kaum zu glauben, dass dieser Mann auch den allseits beliebten Schlossgeist Hui Buh verkörpert. Daneben gibt es weitere starke Auftritte von Claudia Urbschat-Mingues, Lutz Riedel, Volker Hanisch und Frank Gustavus. Wenn man diese Serie beschreiben möchte, gehen einem einfach zwangsläufig die Superlative aus. "Dorian Hunter" ist einfach genial.