Neben Bucky Barnes bringt dieser Band auch das Flair von Spionage- und Agentenfilmen der 1960er Jahre zurück.
Helden und Schurken sterben mittlerweile gefühlt wie am Fließband, um nicht allzu lange danach putzmunter wieder unter den Lebenden zu weilen, doch früher brachten die Kreativen bei Marvel den Sensenmann nicht so zum Schwitzen wie heutzutage. Über Dekaden galten inoffiziell drei Regeln im "House of Ideas": Onkel Ben und Gwen Stacy durften ebenso wenig auferstehen wie Bucky Barnes, Captain Americas jugendlicher Sidekick in den Abenteuern des seligen "Golden Age". Was die beiden Schlüsselcharaktere aus dem engsten Umfeld von Spider-Man angeht, hat man sie zwar unangetastet gelassen, sich aber zumindest mit alternativen Pendants aus Paralleldimensionen beholfen (siehe
"Spider-Verse"). James Buchanan Barnes, dessen Tod erst nachträglich im "Silver Age" hinzugefügt wurde, musste ebenfalls tot bleiben, um als tragische Erinnerung an Caps Kämpfe im Zweiten Weltkrieg zu dienen. Bis 2005.
Unter der Regie von Ed Brubaker, der Steve Rogers knapp zwei Jahre später nach dem
"Civil War" sterben ließ, wollte und durfte Bucky in "Captain America" (Vol. 5) 6 als Finale des Mehrteilers "Out of Time" zurückbringen. Mit besagtem Heft startet dieser Band der Hachette-Sammlung, wenngleich der als nach einer Gehirnwäsche zu Sowjetzeiten als Profikiller unter dem Kommando des russischen Generals Lukin stehende einstige Partner von Cap nur in einigen Panels auftaucht. Da es sich aber trotzdem um sein Debüt unter dem Codenamen Winter Soldier handelt, ist das selbstverständlich völlig legitim (im Gegensatz zur immer noch praktizierten Unsitte der Hakenkreuz-Retuschierung, wie ein Blick auf das abgedruckte und in dieser Hinsicht veränderte Cover der Originalausgabe zeigt). Das wahre Highlight ist dann aber der im Anschluss folgende Fünfteiler "Winter Soldier: The Bitter March" von 2014.
Darin erzählte Rick Remender eine Episode aus jener Zeit, in der Bucky noch auf Geheiß des Kremls dessen Gegner eliminiert. Dass seine Konditionierung allerdings nicht gänzlich erfolgreich ist, beweisen die Geschehnisse, die sich 1966 bei einem Wettlauf zwischen gleich drei Fraktionen zutragen. Das deutsche Ehepaar Ritzig trägt die sogenannte Alchemie-Formel mit sich, die das globale Machgefüge auf den Kopf stellen könnte, Agent Ran Shen soll sie für SHIELD sicherstellen und gerät sowohl an den Winter Soldier als auch Hydra-Schergen. Die Miniserie weckt wohlige Erinnerungen an Spionage- und Agentenfilme der 1960er Jahre à la James Bond und punktet sowohl mit einer wendungsreichen Inszenierung als auch der Schilderung des Zwiespalts zwischen Buckys Programmierung als Killer und seiner heroischen Vergangenheit.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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