In Asgardia bricht ein Bürgerkrieg aus. Mittendrin statt nur dabei: Die neue Thor.
Die mehrjährige Autorenstrecke von Jason Aaron, die 2019 im verlagsweiten Crossover "War of the Realms" gipfelte, bescherte Thor und den Asen eine kreative Blütezeit, die sie vermutlich zuletzt unter der Ägide des legendären Walt Simonson erfahren durften. In
Band 145 der "schwarzen" Marvel-Reihe von Hachette gab es die ersten superheldischen Gehversuche der frischgebackenen Donnergöttin zu erleben, aus deren Identität zunächst noch ein Geheimnis gemacht wurde. Dass die achte und finale Ausgabe von "Thor" (Vol. 4), die das Rätsel lüftete, unberücksichtigt bleibt, ist daher nicht allzu tragisch, vielmehr geht es mit den ersten fünf Heften der nach
"Secret Wars" gestarteten Serie "Mighty Thor" vom bewährten Team Aaron/Dauterman weiter.
Hier gibt es gleich drei Fronten, an die die Leser erste Reihe fußfrei versetzt werden: Einerseits marschiert Malekith mit den Truppen von Roxxon-Boss Dario Agger und anderen Verbündeten in Alfheim ein, um die Lichtelfen zu unterjochen, andererseits gärt es in Asgardia gewaltig. Göttervater Odin ist zurückgekehrt und hat Allmutter Freya alles andere als gentlemanlike in eine Zelle verfrachtet, um ihr wegen der Dreistigkeit, den Thron während seiner Abwesenheit besetzt zu haben, den Prozess zu machen. Noch immer ist er nicht allzu gut auf die neue Donnergöttin zu sprechen, die er als Diebin der Macht des seinem Sohn zugedachten Hammers Mjolnir ansieht. Und schließlich kämpft Jane Foster weiterhin gegen den Krebs, wobei die kräftezehrende Chemotherapie durch jede weitere Verwandlung in Thor zunichtegemacht wird.
Besser als mit dem Kampf zwischen der Donnergöttin und dem obersten Asen höchstpersönlich lässt sich ein wesentliches Motiv des "Jane Foster als Thor"-Runs wohl nicht zusammenfassen, nämlich das clevere Aufbrechen eingefahrener Strukturen. Seien es Odins Ansichten über die Rolle der Frauen oder die Veränderungsresistenz der immer noch hauptsächlich männlichen Superhelden-Leserschaft, all das wird nicht mit dem (Vorschlag)Hammer angegangen, sondern in eine Erzählung eingebettet, die den legendären Fantasyszenarios von Lee und Kirby würdig ist. Aarons großartigem Sparringpartner Russell Dauterman kann man nur einen einzigen Vorwurf machen: Der furchtbare Milchbart von Loki, der im Gegensatz zu all der ansonsten gezeigten zeichnerischen Eleganz eher den Eindruck von Ungezieferbefall erweckt.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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