In einem zum Polizeistaat verkommenen Gotham wird die Jagd auf einen Maskierten eröffnet, den viele lediglich für einen Mythos aus einer anderen Zeit halten.
Falls die Erde nicht vorher in die Luft fliegt, können wir 2039 Batmans 100. Geburtstag begehen. Bis dahin wird sich zweifellos noch so manche Lektüre in den Kanon der großen Klassiker im Zeichen der Fledermaus einreihen, doch schon 2006 zog Paul Pope als Autor, Zeichner und Tuscher in Personalunion die Feierlichkeiten vor und ließ seine mit gleich zwei Eisner Awards ("Best Limited Series", "Best Writer/Artist") geadelte Miniserie "Batman: Year 100" im Jahr – erraten! – 2039 spielen, in dem Gotham City von einer engmaschigen Überwachung durch die Polizei geprägt ist. Trotzdem sind die Vollstrecker der FCP genannten Behörde unangenehm überrascht, als ein Schatten aus der fernen Vergangenheit auftaucht.
Das Zeitalter der maskierten Vigilanten liegt schon lange zurück, doch soeben wurde eine Einheit der Exekutive von einem solchen ordentlich aufgemischt. Noch schlimmer: Ein Beamter bleibt tot am Ort des Geschehens zurück, der als Batman identifizierte Verdächtige wird nun wegen Mordes gejagt und kann sich mit letzter Kraft in Sicherheit bringen, um sowohl seine Wunden zu lecken als auch die verschwommene Erinnerung an den Vorfall zu rekonstruieren. Detective Gordon fällt die Aufgabe zu, die Archive des GCPD nach Hinweisen auf die Identität jenes Mannes zu durchforsten, der eigentlich weit über ein Jahrhundert alt sein müsste. Der Enkel des einstigen Commissioners weiß, dass hier nicht mit rechten Dingen gespielt wird, doch die skrupellosen Häscher Batmans haben kein Interesse an der Wahrheit, sondern ihre eigene Agenda.
Paul Popes Zeichenstil, der sich gelinde gesagt als eigenwillig bezeichnen lässt, findet vermutlich nicht bei allen in der Leserschaft ungeteilte Zustimmung und fällt eher in die Abteilung "Geschmackssache". Eine unbestreitbare Tatsache ist hingegen, dass die Handlung, die in ihrem atmosphärischem Grundton Anleihen an Frank Millers Meilensteine
"The Dark Knight Strikes Back" und
"Batman: Year One" nimmt, in ihrer Dramaturgie und Stilistik absolut überzeugen kann und nostalgische Elemente des Dunklen Ritters mit einer (wie eigentlich immer) düsteren Version einer möglichen Zukunft ohne Helden in einem Überwachungsstaat verbindet. Es war eine sehr gute Wahl von Eaglemoss, diesen Vierteiler in die Kollektion aufzunehmen, wenngleich sich diesmal neben dem Bat-Mythos leider auch Schnitzer im Lettering als langlebig erweisen.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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