Die Eifel ist in heller Aufregung. Plötzlich blickt die ganze Bundesrepublik auf die Region. Wer ist für den Raub von über 18 Millionen Mark verantwortlich?
Damit hätte niemand gerecht, ausgerechnet in der verschlafenen Vulkaneifel geht der größte Geldraub in der Geschichte der Bundesrepublik über die Bühne, bei dem den Tätern 18,5 Millionen Mark in die Hände fallen. Von den Verbrechern fällt jegliche Spur, nichts am Tatort lässt Rückschlüsse auf ihre Identität zu. Das mediale Echo ist enorm und die Presse stürzt sich geradezu auf den Vorfall, die Behörden gehen fieberhaft Hinweisen nach. Der örtliche Lokalreporter Siggi Baumeister scheint seinen Kollegen und den Ermittlern immer einen Schritt voraus zu sein und verfolgt eigene Überlegungen. Alsbald füllt sich das Haus des Journalisten mit Menschen, die alle ein ganz eigenes Interesse daran haben sich aus ihrem Leben zu stehlen und bei ihm in der Eifel unterzutauchen. Gemeinsam begibt sich die ungewöhnliche Gruppe daran, die wahren Hintergründe der Tat zu klären.
Die "Eifel-Krimis" von Jaques Berndorf sind die Urmutter des Lokalkrimis. Hier passt nahezu alles, Land und Menschen werden perfekt skizziert und es entsteht das Bild eines eigenwilligen, aber absolut liebenswerten Menschenschlags. Die Uhren in der Eifel ticken bekanntlich anders. Die Besonderheiten dieser Region zu erfassen und für ein breites Publikum auf unterhaltsame und humorvolle Art aufzubereiten ist hier vollumfänglich geglückt. Diese ganz bestimmte Stimmung einzufangen und in ein Hörspiel zu transferieren stellt sicherlich nicht die einfachste Aufgabe dar, wurde im vorliegenden Fall aber mit Bravour gelöst.
"Eifel-Gold" punktet jedoch nicht allein durch die treffende Abbildung einer Region und ihrer Menschen, sondern auch als Porträt einer bestimmten zeitlichen und politischen Epoche der Bundesrepublik. Dieses ganz eigene Gefühl einzufangen und auf CD zu bannen ist absolut geglückt. Man fühlt sich tatsächlich in jene Zeit kurz nach der Wende zurückversetzt, die von einem einzigartigen politischen und gesellschaftlichen Klima geprägt wurde. "Eifel-Gold" ist nicht mehr und nicht weniger als ein Zeitgemälde.
Dazu gesellt sich ein gelungener Kriminalfall, der sich seinem Publikum äußerst vielschichtig und abwechslungsreich präsentiert. Immer wieder betreten neue Tatverdächtige die Bühne und falsche Fährten führen selbst gewiefte Hobbykriminologen aufs Glatteis. Trotz der üppigen Spielzeit von über 150 Minuten kommt keine Langeweile auf und man fiebert mit bei der Jagd nach den wahren Hintermännern des Überfalls. Die Soundkulisse tut ein Übriges, um die besondere Stimmung dieser Produktion einzufangen und ergänzt sich prima mit der musikalischen Gestaltung dieses Hörspiels. Zurückhaltend, aber jederzeit überzeugend kann man auch hier die Höchstnote zücken.
Mit Matti Klemm hat man wirklich eine Traumbesetzung für den eigenwilligen Protagonisten gefunden. Glaubwürdig schlüpft er in die Rolle des mit allen Wassern gewaschenen Reporters, der seine Eifel über alle Maßen liebt. In dieses Hörspiel ist eine Menge Herzblut geflossen, denn die äußerst umfangreiche Besetzungsliste wurde hochkarätig besetzt. So agieren an Klemms Seite große Namen wie Bodo Wolf, Konrad Bösherz, Magdalena Turba, Engelbert von Nordhausen und die großartige Eva Kurz. Besser kann man es nicht machen. Bleibt nur eines, nämlich sich auf die anstehende Fortsetzung zu freuen.
# # # Justus Baier # # #
Publisher: WinterZeit
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