Aus großer Macht folgt große Machtgier, zumindest für Cindy Moon von Erde-65.
Das umfangreiche Event "Spider-Verse", in
Band 147 der Hachette-Sammelreihe zu finden, war nicht nur eine der zentralen Netzschwinger-Storys der 2010er Jahre, sondern auch eine große Spielwiese für die beteiligten Kreativkräfte, um frische Variationen der altbekannten Spidey-Origin auszuprobieren und ins Rennen um die Gunst der Leserschaft zu schicken. Als einer der populärsten Neuzugänge, die aus dem multidimensionalen Spektakel hervorgingen und die Wandkrabblerfamilie erweiterten, erwies sich Gwen Stacy von Erde-65, die statt Peter Parker die proportionalen Kräfte einer Spinne erhalten hatte und ihre ersten Abenteuer in
Band 148 erlebte.
Einige Monate zuvor debütierte Cindy Moon alias Silk, während Spider-Woman Jessica Drew sozusagen die Mutter aller Spinnendamen darstellt. Damit wären wir irgendwie auch schon beim Stichwort, was "Spider-Women" von 2016 betrifft, denn die beiden in besagtes Crossover eingebetteten Nummern ihrer damaligen Serie (neben jeweils zwei von "Silk" und "Spider-Gwen" Vol. 2 sowie eine "Alpha"- und "Omega"-Ausgabe) knüpfen direkt an
Band 167 um die frischgebackene Mutter an.
Als wäre die Rolle der Alleinerzieherin nicht schon fordernd genug, steckt sie nämlich nach einem vermeintlichen Kurzausflug auf Erde-65, der Heimat von Spider-Gwen, auch noch mit dieser und Silk dort fest und muss sich nun im Grunde mit zwei weiteren "Problemkindern" herumschlagen. Schuld an der Misere trägt ausgerechnet die Cindy Moon dieser Realität, welche ihre eigene Geheimorganisation (mit einem pikanten Namen) anführt und den von unseren drei Damen geklauten Dimensionsteleporter bestens verwenden kann, um Erde-616 ins Visier zu nehmen – und selbst das ist noch längst nicht alles, denn auch ein weiteres Pendant einer Heldin hat eine ganz eigene Definition des Spinnenmantras von großer Kraft und großer Verantwortung.
Die von Dennis Hopeless, Robbie Thompson und Jason Latour orchestrierte Story konzentriert sich trotz der multidimensionalen Verwicklungen ganz auf die drei Protagonistinnen und fängt ihre jeweiligen Sorgen und Nöte sehr fein und mit der richtigen Prise Humor ein. Die insgesamt acht Kapitel sind ein kraftvoller Beweis, dass in den Händen der richtigen Autoren aus scheinbaren "Gimmick-Charakteren" vollwertige und interessante Figuren (mit der Leserschaft durchaus bekannten Problemen) werden können. Da lässt es sich auch verkraften, dass die zeichnerischen Schauwerte nicht immer mit dem erzählerischen Level mitzuhalten vermögen.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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