Der Schatz des Geisterschiffs entpuppt sich als unheilvolles Instrument, um den namenlosen Gott aus seinem Gefängnis zu befreien.
Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben eine Rückkehr nach Gareth erforderlich gemacht. Ein riskantes Unternehmen, schließlich werden Hothar und seine Begleiter immer noch steckbrieflich gesucht. Es gilt einen Weg zu finden, die Hauptstadt im Verborgenen zu betreten. Eine Aufgabe, die viel Geschick erfordert, jedoch gemeistert werden muss, wenn man den Vampir Bragdul und seine Anhänger in ihrem Vorhaben noch stoppen will. Tatsächlich gelingt es der kleinen Schar in die Stadtmauern zu gelangen, doch schnell tut sich ein weiteres Problem auf. Wenn man unerkannt bleiben möchte, braucht es ein gutes Versteck, um den Kampf gegen Bragdul vorzubereiten. Hier kommt den Helden die Zeit Alinnes als Streunerin zugute. Man schlägt sein Quartier tief unter den Häusern der Stadt auf, in Katakomben, die nur wenigen Menschen bekannt sind.
Währenddessen eröffnet Bragdul seinen Jüngern, was sich tatsächlich in der Schatzkiste des Geisterschiffs befindet. Um den Namenlosen aus seinem kosmischen Gefängnis zu befreien, bedarf es einer Waffe, die von einem Gott angefertigt und geführt wurde. Bragdul ist nun in Besitz des Hammers von Ingerimm, der einst die Ketten des dreizehnten Gottes schmiedete. Wenn es gelingt, den Namenlosen mithilfe des Hammers zu befreien, wird ganz Aventurien in Feuer und Asche versinken. Bragdul wähnt sich bereits am Ziel seiner Pläne, ahnt jedoch nicht, wie gefährlich ihm die kleine Gruppe von Schicksalsgefährten noch werden kann.
Langsam aber sicher begibt sich auch die zweite Staffel auf die Zielgerade. Die Suche nach einer Möglichkeit, den Fluch zu beenden, der auf Ragna lastet, und den Schatz des Geisterschiffs wiederzuerlangen ist in den Hintergrund getreten, denn Bragdul verfolgt Pläne, die alle Lebewesen Aventuriens mit voller Wucht zu spüren bekämen. Was wie eine harmlose Schatzsuche begonnen hat, ist mittlerweile zu einer Quest gigantischen Ausmaßes angewachsen, auf den wenigen Schultern der Heldengruppe lastet urplötzlich das Schicksal eines gesamten Kontinents. Eine Gottheit muss daran gehindert werden, hinab in die Sphäre der Menschen zu treten und Chaos und Zerstörung zu verbreiten.
Dabei versteht es sich fast von selbst, dass die Spannungsschraube noch einmal ordentlich angezogen wird. Insbesondere in der finalen Szene dieser Episode gibt es eine handfeste Überraschung, die so sicherlich nicht zu erwarten war. Daneben werden auch bei der Figurenentwicklung neue Facetten der Akteure enthüllt, die das Hörvergnügen nochmals steigern. Im Gegensatz zur ersten Staffel, in der noch häufiger der Zugriff auf Stereotype erfolgte, bekommen die Helden hier immer mehr Tiefe und einen zunehmend eigenen Charakter. Eine erfreuliche Entwicklung, die sich auch in "Werkzeug des Bösen" fortsetzt.
In der Vergangenheit wurden immer wieder Stimmen laut, dass die Hörspieladaption nicht ausreichend auf den Background des Spielsystems von "Das Schwarze Auge" eingehen würde und die Handlung auch in einer beliebigen Fantasywelt angesiedelt sein könnte – ein Kritikpunkt, dem WinterZeit ebenfalls mit dem
Beginn der zweiten Staffel entschieden entgegentritt. Legte man schon großen Wert auf die Ausarbeitung der Sitten und Gebräuche der seefahrenden Thorwaler, so wird nun auf die zurückliegenden Ereignisse in der Reichshauptstadt eingegangen und ein detailliertes Bild von ihr gezeichnet. Die akustische Gestaltung Aventuriens schreitet mit großen Schritten voran und sorgt mit ihrer Vielfältigkeit für viele unterhaltsame Stunden.
Die musikalische Gestaltung orientiert sich an den bisherigen Veröffentlichungen der Serie und verfügt wie gewohnt über die ausgewogene Mischung aus Pathos, Spannung und Dramatik. Das Sounddesign ist ebenfalls wie erwartet erstklassig und tut ein Übriges, um Aventurien zum Leben zu erwecken. Einen einzelnen Sprecher aus hervorzuheben fällt schwer, da alle gleichermaßen auf einem hohen Niveau agieren und sich ein insgesamt sehr homogenes Bild ihrer Leistungen abzeichnet. Wie gewohnt sind Marco Kröger, Marie Bierstedt, Eckart Dux, Gabrielle Pietermann, Claus-Peter Damitz und Marcus Off als eingeschworene Heldenschar zu hören, die sich mittlerweile blind die verbalen Bälle zuzuwerfen scheinen, sodass es eine Freude ist, sie bei ihren unterhaltsamen Frotzeleien zu belauschen. Hier bleiben kaum Wünsche offen.
Axel Ludwig übernimmt erneut den Job des Erzählers und führt den Hörer auf sicheren Pfaden durch das Geschehen. In weiteren Rollen sind René Dawn-Claude, Jill T. Böttcher und einige mehr zu hören, die den positiven Eindruck der Sprecherleistungen mit ihren Auftritten abrunden. Die Bühne für das große Finale ist hergerichtet und man darf gespannt sein, ob es die Gefährten schaffen zu verhindern, dass der Namenlose sein Gefängnis verlässt. Eine mehr als unterhaltsame Fortführung der zweiten Staffel, die zu keiner Zeit langweilig wird und geradlinig aufs Ziel zusteuert.