Eine Riege an prominenten Künstlern tobt sich im "Hammerverse" aus – mit ebenso vielfältigen wie hochwertigen Resultaten.
Alles hat ein Ende, "Black Hammer: The End" wird es den Ankündigungen von Jeff Lemire nach sogar im Titel tragen. Der (vorläufige?) Abschluss im Rahmen der finalen "Phase drei" seiner mit Dean Ormston geschaffenen und über die Jahre flott gewachsenen Schöpfung soll 2023 in die US-Regale gelangen, bis dahin können wir uns noch über einiges an Lesefutter freuen. Eine wesentliche Rolle für die Ausgestaltung des "Hammerverse" fiel seit jeher anderen Comic-Kreativen zu, um die Leserschaft kontinuierlich mit Nachschub zu versorgen und sich verschiedenen Charakteren ausführlicher widmen zu können. Eine ähnliche Rolle, wenngleich in lockerer Manier und losgelöst von der Kontinuität der Hauptstory, fällt "Black Hammer: Visions" zu.
Bevor "Black Hammer: Reborn" an die Ereignisse von
"Age of Doom" rund um Lucy Weber anknüpft, präsentiert die bei Splitter in zwei Bänden erscheinende Miniserie insgesamt acht in sich abgeschlossene Erzählungen, die sich in verschiedensten Genres austoben. Zum Auftakt der ersten Hälfte lassen uns Patton Oswalt und Dean Kotz eine gehörige Dosis "Coming of Age" schnuppern, die nicht zufällig mit einem Zitat aus AIMEE MANNs "Ghost World" endet und ein ebenso charmantes Plädoyer für Selbstverwirklichung abseits des Normalen und von den Mitmenschen vorgezeichneten Lebensläufen darstellt. Es ist ebenso clever wie bittersüß, dass ausgerechnet Golden Gail, die bekanntlich im Körper ihres ewig jung aussehenden Alter Egos feststeckt, hier sozusagen als Elder Stateswoman des Pfeifens auf Konventionen auftreten darf.
Dem Älterwerden widmen sich auch Chip Zdarsky und Johnnie Christmas, die Abraham Slam mit seinem wesentlich brutaleren Quasi-Nachfolger konfrontieren und von der Prämisse her wohlige Erinnerungen an
"Skulldigger & Skeleton Boy" wecken (wobei auch hier eine Batman-Hommage nicht fehlen darf). Zwischendurch geht in Horrorgefilde, wenn Geoff Johns und Scott Kolins ein junges Kidnapping-Opfer und seinen Entführer in Madame Dragonflys unheimliche Hütte geraten lassen. Den Preis für das schrägste Szenario holt sich die vierte Geschichte im Bunde, in der Mariko Tamaki und Diego Olortegui die ursprünglichen "Black Hammer"-Charaktere als Schauspieler einer TV-Seifenoper mit ganz eigenen Sorgen präsentieren. "Black Hammer: Visions" ist jedenfalls eine Comic-Wundertüte ersten Ranges und mehr als ein bloßer Platzhalter für die Hauptstory.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Splitter Verlag
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