Mit einem ganz eigenen Charme ging 1987 ein weiterer Ableger von Marvels fleißig expandierender Mutantenfamilie an den Start.
Im Laufe der 1980er entwickelten sich die X-Men unter Federführung von Starautor Chris Claremont zum künstlerischen und kommerziellen Herzstück von Marvels Comic-Ausstoß. Neben der Hauptserie "Uncanny X-Men" gingen 1982 die "New Mutants" (siehe
Band 72) an den Start, gefolgt von "X-Factor" 1986 und schließlich 1988 "Excalibur". Im Vorfeld der monatlichen Serie erschien parallel zum Finale des Crossovers "Fall of the Mutants" der Oneshot "Excalibur Special Edition" 1, der das neueste, in Großbritannien beheimatete X-Team einführte. Zu diesem Zeitpunkt galten die X-Men als tot, lediglich Kitty "Shadowcat" Pryde und Kurt "Nightcrawler" Wagner waren am Leben und vom vermeintlichen Verlust ihrer Kameraden entsprechend erschüttert.
Sie beide sowie Brian Braddock alias Captain Britain und dessen Freundin Meggan schließen sich nun mit Rachel Grey zusammen, auf die es gleich zwei Fraktionen abgesehen haben: Während ihr die Warwolves nach der Flucht aus Mojoworld wieder habhaft werden wollen, erachtet sie Opal Luna Saturnye – über 30 Jahre später eine zentrale Schlüsselfigur des Events "X of Swords" (2020) – als Gefahr für die Realität. Doch nicht nur Superschurken wie Juggernaut oder Arcade mit seiner Murderworld sorgen für Stress, sondern auch die Probleme einzelner Teammitglieder: Captain Britain etwa greift häufig zur Flasche und scheint noch Gefühle für seine einstige Flamme Courtney Ross zu hegen, während sich Meggan etwas zu gut mit Nightcrawler versteht.
Der besagte Oneshot und die ersten fünf "Excalibur"-Ausgaben in diesem Band präsentieren die für Chris Claremont übliche Mischung aus Bedrohungen, die sich im Vordergrund oder zunächst noch in den Schatten abspielen, persönlichen Konflikten und zwischenmenschlichem (respektive -mutantischem) Drama, diesmal aber verstärkt um eine humorvolle Note, die skurrile Charaktere wie die Crazy Gang und so manche Referenz an die britische Popkultur miteinschließt. Auch zeichnerisch machen die Storys einiges her, dafür bürgt mit Alan Davis eine der feinsten Federn, die das Vereinigte Königreich damals zu bieten hatte (und noch heute bietet). Nicht nur angesichts des ansonsten eher düsteren Marvel-Tons jener Tage ist "Excalibur" somit gut gealtert und eine tolle Wahl für die Hachette-Kollektion.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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