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Gruselkabinett 134

Gruselkabinett 134
Die ganze Liebe von Harald von Calmus gehört der Natur. Bei einem seiner Streifzüge durch die Wälder der Umgebung gerät er in ein abgelegenes Gebiet, das er noch nie zuvor betreten hat.

Gruselkabinett 134Harald von Calmus nutzt jede Gelegenheit, seinem übereifrigen Lehrer zu entfliehen, wie sich schnell herausstellt, gelingt ihm dies immer dann am besten, wenn sie sich in die nahen Wälder des Familiensitzes aufmachen. Bei einem der Versuche, seinem Dozenten zu entkommen, verschlägt es den jungen Mann in einen entlegenen Teil des Gehölzes, denn er noch nie zuvor besuchte. Dort macht Harald einige merkwürdige Beobachtungen, immer wieder scheinen verschiedene Spezies der Umgebung in eine Art Blutrausch zu verfallen und übereinander herzufallen. Auf einer Lichtung schließlich stößt von Calmus auf einige seltsame Pilze, die sein Interesse wecken. Doch ehe er die Gewächse einer näheren Untersuchung unterziehen kann, verliert er das Bewusstsein und erlangt es erst mehrere Stunden später wieder.


Zunächst schein alles in bester Ordnung, doch dann macht er einige beunruhigende Beobachtungen. Zeit und Raum scheinen aus den Angeln gehoben zu sein, Haralds Wahrnehmung unterscheidet sich zunehmend von der seiner Umwelt. Die Veränderungen lösen einen schweren Erschöpfungszustand aus, von dem sich der junge Adelige nur allmählich erholt. Als er sich endlich wieder als Herr seiner Kräfte fühlt, macht er sich erneut auf in die Wälder der Umgebung, dort kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung. Harald trifft einen mysteriösen Chinesen, der sein Leben für immer verändern wird. Die anfängliche Euphorie weicht schnell tiefer Versicherung, immer tiefer rutscht Harald in die Abhängigkeit des undurchsichtigen Fremden. Welch finstere Pläne verfolgt der Gelehrte aus dem Fernen Osten mit dem jungen Mann? Die Antwort ist verstörend und beängstigend zugleich.


"Das älteste Ding der Welt" macht es einem wirklich nicht einfach, wo man genau diese außergewöhnliche Geschichte verordnen soll. Da ist sicherlich zunächst das spürbare Splitten der Handlung, die eine grobe Einteilung in zwei Teile erlaubt. Die mysteriösen Ereignisse im Wald ziehen den Hörer schnell durch ihre dichte Atmosphäre in ihren Bann und man kommt gar nicht um die Frage herum, wie es wohl mit dem unbedarften Harald weitergehen mag. Tatsächlich erfährt die Geschichte einen harten Cut, wenn Harald auf den zwielichtigen Doktor Sze trifft. Die bisherigen Vorkommnisse in den abgelegenen Regionen des nahegelegenen Forsts rücken weitestgehend in den Hintergrund und die Belange des Asiaten gewinnen zunehmend an Dominanz.


Die Mysterien der Natur, die Harald bisher in ihren Bann schlugen, schaffen Platz für die Ziele von Doktor Sze, die lange Zeit im Dunklen bleiben und auf den Hörer eine große Faszination ausüben. Man erschafft eine neue Motivation für das Publikum, dem Geschehen zu folgen. Wenn endlich deutlich wird, wohin die Reise inhaltlich geht, so ist man doch ein wenig überrascht, denn im Kern verbirgt sich eine Thematik, die zu den klassischen Elementen des Horrors zählt und bereits von vielen großen Autoren aufgegriffen wurde. Aus den Tiefen des Alls verirrt sich eine fremde Macht auf die Erde, die im Verborgenen daran arbeitet, die Menschheit zu unterwandern und schließlich zu unterjochen. Ob der eher unbekannte Autor Willy Seidel tatsächlich mit einem Auge auf das Werk seines Zeitgenossen Lovecraft geschielt hat, ist nicht überliefert, einige Passagen legen diese Überlegung aber nahe.


Ohne zu viel zu verraten kann man Willy Seidel getrost als Kind seiner Zeit verorten, was sich relativ einfach am Aufbau des großen Widersachers festmachen lässt. In jener Zeit, als "Das älteste Ding der Welt" verfasst wurde, galt alles Fremde und Exotische auch oft gleichzeitig als böse und verschlagen. Man brauch nur einen Blick auf die Figur des Doktor Sze werfen und findet dort viele in der Bevölkerung vorherrschende Vorteile gegen andere Religionen und Kulturen wieder, auch wenn dies hier in einer sehr milden und abgeschwächten Form geschieht.


Der musikalischen Bearbeitung fällt hier eine zentrale Rolle zu, denn ihr obliegt es, die vorherrschende Stimmung der jeweiligen Szene zu betonen und diese hinsichtlich der Spannung zu verdichten. Eine Aufgabe, die mit Bravour gelöst wird. Heitere Kompositionen wechseln sich ab mit düstereren und bedrohlichen Arrangements, die die Atmosphäre der Geschichte nahezu perfekt einfangen. Bei der Auswahl der Geräusche bleibt man der eigenen Linie treu und setzt auf die Devise "weniger ist mehr", was auch in diesem Fall seine Bestätigung findet.


Peter Weis schlüpft in die Rolle des Erzählers, leitet sein Publikum durch diese recht anspruchsvolle Geschichte und schafft es dabei ganz nebenbei, das Mystische, das dieser Geschichte innewohnt, hervorzuheben. Louis Friedemann Thiele war bereits des Öfteren in den unterschiedlichsten Rollen im "Gruselkabinett" zu Gast und hat dabei stets einen guten und überzeugenden Eindruck hinterlassen, der auch hier in der Verkörperung des etwas unbedarften Harald seine Bestätigung findet.


Matthias Lühn ist als Doktor Sze zu hören und trifft dabei genau jenen Ton, der für einen zwielichtigen Charakter wie den des undurchsichtigen Magiers erforderlich ist. Ebenfalls eine sehr gelungene Darbietung. In den Nebenrollen tragen große Namen wie Dagmar von Kurmin, Bodo Primus und Horst Naumann ihr Scherflein dazu bei, dass auch diese Folge das Publikum für sich gewinnt. "Das älteste Ding der Welt" gehört sicher zu den anspruchsvolleren Vertretern der Reihe, denn es handelt sich hier um kein Hörspiel, das man nebenbei konsumieren kann, sondern die volle Aufmerksamkeit verlangt. Wenn man bereit ist, diese aufzubringen, wird man mit einer gleichsam fantastischen wie unheimlichen Geschichte belohnt.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien


 

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