"Wer mich liebt, leidet. Stirbt. Liebe brauche ich nicht. Darum gewinne ich immer."
Lange Jahre musste Moon Knight das Vorurteil mit sich herumschleppen, dass es sich bei ihm lediglich um eine Kopie des ungleich bekannteren Batman handeln würde. Und tatsächlich lassen sich markante Parallelen zwischen beiden nicht abstreiten: In ihrer bürgerlichen Identität haben sowohl Bruce Wayne als auch Marc Spector ordentlich Zaster zur Verfügung, um sich diverse Hightech-Gadgets zu leisten, beide sind überwiegend nachtaktiv, gehen wenig zimperlich mit Verbrechern um und kämpfen im Allgemeinen unermüdlich für das Gute. Hier enden auch schon die Gemeinsamkeiten, denn der Mondritter scheut sich nicht davor zu töten und schlüpft dank seiner multiplen Persönlichkeiten in verschiedene Rollen.
Für die ersten sechs Hefte der 2014 im Rahmen der "(All-New) Marvel NOW!"-Initiative gestarteten neuen Monatsserie steuerte Starautor Warren Ellis die Storys bei, in denen Moon Knight als in elegantem weißen Anzug auftretender Mr. Knight der Polizei in New York City seine Expertise angedeihen lässt. Einem Streifenpolizisten schmeckt das in der Auftaktnummer gar nicht, und zwar so sehr, dass er selbst in die Rolle eines Schurken schlüpft und den verhassten Vigilanten mit einer gehörigen Menge Sprengstoff ins Jenseits befördern will. Dort war Mr. Spector bekanntlich schon, also alles nicht so tragisch für ihn und Anlass genug, den Neo-Bösewicht in die Schranken zu weisen.
Dieses im Auftakt nur in einer Nebenbemerkung touchierte und am Schluss wieder aufgegriffene Handlungselement stellt eine Klammer dar, welche die einzelnen Kapitel miteinander verbindet. Ansonsten können diese völlig unabhängig voneinander gelesen werden, was im heutigen Superhelden-Mainstream schon so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal bedeutet. Der Moon Knight Ellis`scher Prägung geht in Detektivmanier vor (doch noch eine Gemeinsamkeit mit Batman!), lässt aber Knochen derart cool knacken, dass es Antihelden-Fans eine Freude ist – auch dank dem Grafikteam mit Zeichner Declan Shalvey, Inker Sandu Florea und Koloristin Jordie Bellaire. Eine äußerst kurzweilige Lektüre, ergänzt durch die wie üblich feinen Infoseiten und Mr. Spectors Debüt in "Werewolf by Night" 32 von 1975.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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