Nur mit knapper Not ist es Robert Craven gelungen, sich an die sichere Küste zu retten. Endlich scheint Hilfe in Sicht, doch das idyllische Küstendorf in den Highlands entpuppt sich als Todesfalle.
Die Fahrt über den Atlantik endet für die Lady of The Mist in einem Fiasko. Unweit der schottischen Küste wird der Segler das Opfer eines monströsen Seeungeheuers, ein großer Teil der Besatzung wird mit in die Tiefe gerissen. Unter den Toten ist auch Roderick Andara, ein mächtiger Hexer, der sich den finsteren Mächten entgegenstellte. Nun ist es an Robert Craven, sein Erbe anzutreten und dem Bösen Einhalt zu gebieten. Wie durch ein Wunder gelingt es ihm, sich mit einer kleinen Schar von Überlebenden an den rettenden Strand der britischen Inseln zu schleppen. In einem Dorf in der Nähe hofft man auf Hilfe und eine Möglichkeit, auf schnellstem Weg nach London zu gelangen. Tatsächlich scheint die kleine Ortschaft alles zu bieten, was die Schiffbrüchigen so dringend benötigen.
Allerdings verhalten sich einige der Bewohner höchst sonderbar und auch der verwirrte Mann, auf den man auf dem Hinweg gestoßen ist, hat eine dunkle Geschichte zu erzählen. Schnell steht fest: Goldspie verbirgt ein dunkles Geheimnis vor seinen Gästen. Noch ahnen die Neuankömmlinge nicht, dass das kleine Fischernest zur Todesfalle wird und im Verborgenen agierende Kräfte ein großes Interesse daran haben, Craven und seine Begleiter nicht lebend davonkommen zu lassen. Ein tödliches Katz- und Maus-Spiel nimmt seinen Lauf und auf dem Grund eines nahegelegenen Lochs rührt sich ein Schrecken vom Anbeginn der Zeit, um den Sohn des Hexers zu töten!
Seit dem
Debüt dieser noch jungen Hörspielserie und der nun vorliegenden Fortsetzung ist ein wenig Zeit verstrichen und somit stand die berechtigte Frage im Raum, ob auch die zweite Episode den hohen Standard des Erstlings halten kann. Man darf getrost noch einen Schritt weitergehen und "Tyrann aus der Tiefe" als den gereiften und mit viel Liebe zu Detail inszenierten Nachfolger der Auftaktfolge betrachten. Die Ereignisse in dem abgelegenen Dorf inmitten der schottischen Highlands entwickelt sich alsbald zu einem viktorianischen Horrorspektakel im Breitwandformat. Hier wird alles aufgeboten, was das Herz des anspruchsvollen Horrorfans und insbesondere eines Jüngers von H. P. Lovecraft höherschlagen lässt.
Liebäugelt man anfangs noch mit der schroffen Schönheit des einsamen britischen Nordens, so scheint der zunächst idyllisch wirkende Rückzugsort schnell direkt der Hölle entsprungen zu sein. Das Grauen baut sich langsam aber unabwendbar zunächst am Rande des Sichtfelds auf, um sich dann ohne Vorwarnung ins Rampenlicht zu katapultieren und den Hörer mitzureißen auf einen bedrückenden Trip in den Abgrund. So wie sich das Grauen allmählich seinen Weg bannt, so steigt parallel dazu die Spannungskurve. Irgendwann kann man einfach nicht mehr anders und wähnt sich selbst mitten im Geschehen, wenn man um das Leben von Robert Craven und seiner Gefährten bangt.
Sehr positiv dabei ist der Umstand, dass der Story Raum geboten wird, um sich vollends entfalten zu können, so erstreckt sich die Laufzeit dieser Folge auf zwei CDs. Man bekommt schnell das Gefühl, dass hier Menschen am Werk sind, die wirklich Schaum haben, eine Geschichte so zu erzählen, wie sie es verdient hat, ohne Wenn und Aber! Neben dem wirklich guten Plot sind es auch die Dialoge, deren besonderer Spirit die Abenteuer des Hexers ausmachen. Schnell fühlt man sich zurückversetzt ins Zeitalter von Gaslicht und Droschken, das seinen ganz eigenen Zauber entfaltet und das Publikum mitreißt auf einen dunklen, albtraumartigen Trip ins Ungewisse.
Gerahmt wird die Geschichte von einigen erstklassigen Musikstücken, die die Stimmung der Story hervorragend einfangen und die heraufbeschworenen Emotionen noch zu verstärken wissen. Dominiert werden die verwendeten Melodien von eher epischen und dunkler anmutenden Kompositionen, die sich organisch ins große Ganze einfügen. Oft steht und fällt eine Produktion mit den eingesetzten Soundeffekten. Klingen sie nicht authentisch, überzogen oder manchmal geradezu comichaft, zerstören sie das besondere Flair, das eine gute Geschichte bereitzuhalten vermag. Findet man aber die richtigen Geräuschkomponenten für die Inszenierung, kann etwas Großes entstehen – was man auch "Tyrann aus der Tiefe" problemlos attestieren kann. Hier wurde wirklich jedes Geräusch mit viel Fingerspitzengefühl gewählt und schafft es, die Handlung lebendiger und zugleich noch beängstigender zu machen.
Gleich drei großartige Sprecher, die leider nicht mehr unter uns weilen, haben dieses Hörspiel mit ihren Stimmen bereichert und dürften vielen ein Begriff sein. So sind unter anderen Christian Rode, Peter Groeger und Manfred Erdmann zu hören, die mit der gewohnten Leidenschaft zu Werke gehen, um diese Produktion mit Leben zu füllen. Dazu kommen weitere bekannte Namen wie Peter Weis oder Stefan Wilkening, die ebenfalls einen großen Anteil daran haben, dass auch die zweite Folge des Hexers etwas Besonderes geworden ist. Patrick Börlé schlüpft erneut in die Rolle des Robert Craven und macht dabei eine gute Figur. Zwar gibt es immer noch ein wenig Luft nach oben, aber es ist ganz eindeutig zu erkennen, hier spricht jemand, der mit großen Eifer und Enthusiasmus bei der Sache ist, um die Sache einfach gut werden zu lassen. Machen wir es einfach kurz – geil!