Frank Miller konnte es sich 1981/82 leisten, die Ex-Geliebte von Daredevil vorzustellen und sie bald darauf spektakulär sterben zu lassen.
Das Konzept der zweiten Marvel-Kollektion von Hachette lautet bekanntlich, jedem der vertretenen Charaktere oder Teams jeweils einen Band zuzugestehen. Somit könnten Pedanten bei der vorliegenden Ausgabe eigentlich von Etikettenschwindel sprechen, denn Daredevil war bereits in der
zehnten Ausgabe vertreten, in der sich seine für die 1990er etablierte Origin findet. Aber wir wollen uns hier mal nicht beschweren, denn schließlich gibt es hier nach
Ausgabe 83 der "schwarzen" Marvel-Reihe weiteres Material aus dem "Daredevil"-Run, der Frank Miller in den frühen 1980er Jahren zu einem der heißesten Namen der US-Comics avancieren ließ. Die Story rund um die ebenso schöne wie tödliche Elektra, deren Namen dieser Band trägt, ist wohl der Höhepunkt seiner Arbeit am Beschützer von Hell`s Kitchen.
Unter dem Titel "Die Elektra-Saga" zusammengefasst finden sich hier die Ausgaben 168 und 174-181, die vom Debüt der von Miller nachträglich in Matt Murdocks Vita hineingeschriebenen Tochter eines griechischen Diplomaten bis hin zu ihrer letztlich fatalen Auseinandersetzung mit dem psychopathischen Bullseye im Grunde alles enthält, was den Charakter über Jahre hinaus definierte und bei den Fans den Ruf als eine der besten DD-Storys aller Zeiten genießt. Matt und Elektra sehen sich hier wieder, allerdings nicht als das Liebespaar, das sie einst waren, sondern als Rivalen, die rund um die Wahlkampagne des korrupten Bürgermeisterkandidaten Randolph Winston Cherryh aneinandergeraten. Dieser wird im Hintergrund von Wilson "Kingpin" Fisk gesteuert, der damit seinen Griff um die Stadt noch enger ziehen will.
Miller, vom stets verlässlichen Klaus Janson als Inker und Kolorist unterstützt, lässt Daredevil aber nicht abgeschottet vom Rest des Marvel-Universums agieren, sondern bedient sich in Form von Ben Urich und J. Jonah Jameson, die Cherryh auf der Spur sind, auch im Refugium des Netzschwingers, um seine Story zu zimmern. Selbst ein Gastauftritt der beiden "Heroes for Hire" Luke Cage und Iron Fist in "Daredevil" 178 wird sinnvoll eingebaut und sorgt sogar für etwas Situationskomik, für die man den Autor sonst nicht wirklich kennt. Der Kern ist aber düster gehalten, mit Ninja-Action, einem für damalige Comic-Verhältnisse hohem Blutzoll und einer realistischen Sichtweise, was das (zu) enge Verhältnis von Verbrechen und Politik betrifft. Einer der bisher besten Marvel-Bände von Hachette und essentiell nicht nur für DD-Fans.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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