In Mythen und Legenden ist oft ein Körnchen Wahrheit verborgen. Eine bittere Erfahrung, die auch die Familie Hargreave macht, als sie inmitten eines Schneesturms auf den zwielichtigen Schörgen-Toni trifft.
Ein Kongress von Experten für das Übersinnliche führt die Hargreaves 1934 auf den europäischen Kontinent. Anders als zunächst geplant nutzt man nicht den Zug für die Anreise nach Venedig, sondern ein Automobil. Tatsächlich legt die Familie einen beachtlichen Teil der Strecke in kürzester Zeit zurück, doch kurz nachdem sie München hinter sich gelassen hat, schlägt das Wetter um. Im Salzburger Lungau türmt sich der Schnee meterhoch und die Straßen sind unpassierbar. Die Gefahr, im Auto festzusitzen und womöglich zu erfrieren, wächst mit jeder Sekunde, da taucht wie aus dem Nichts ein Pferdeschlitten auf.
Zwar macht der Kutscher, der sich als Schörgen-Toni vorstellt, keinen vertrauenserweckenden Eindruck, aber die Aussicht, die Nacht im Warmen auf dem nahe gelegenen Schloss Moosham verbringen zu können, lässt jeden Zweifel schnell vergessen. Der versprochene Zufluchtsort erweist sich jedoch nicht als das, was man sich erhofft hat. Plötzlich verschwindet Tochter Pamela und die übrigen Familienmitglieder werden von geisterhaften Erscheinungen, die ihnen nach dem Leben trachten, heimgesucht. Zu alledem ist ihr undurchsichtiger Gastgeber wie vom Erdboden verschluckt. Welchen heimtückischen Plan verfolgt er und gibt es noch ein Entrinnen aus dem unheimlichen Gemäuer?
Mittlerweile sind die eigens für das "Gruselkabinett" erdachten Geschichten über das Ehepaar Hargreave und seine übersinnlichen Ermittlungen ein fester Bestandteil der Reihe. Der aktuell vierte Fall stellt allerdings ein absolutes Novum dar, denn man weicht nicht nur davon ab, literarische Vorlagen zu vertonen, sondern kreiert gleichzeitig eine Hommage an eine der absoluten Kulttitel der Hörspiellandschaft: Die Rede ist von der legendären "Gruselserie" aus dem Haus Europa und ganz konkret "Der Pakt mit dem Teufel".
Was im Original an vielen Stellen aufgrund der kurzen Laufzeit skizzenhaft bleiben muss, erfährt hier eine genauere Betrachtung. Viele kleine Episoden fügen sich gekonnt zu einem großen Ganzen zusammen, eingebettet in den Erzählkosmos der Hargreave-Fälle. Nach einem gewohnt eher ruhigen Auftakt nehmen die Ereignisse ihren Lauf und bieten dann auch genau das, was man von solch einer Story erwartet: Knisternde Spannung und eine zentimeterdicke Gänsehaut. Letztere stellt sich allerspätestens dann ein, wenn die kleine Gruppe Gestrandeter Schloss Moosham erreicht und sich den unheimlichen Erscheinungen in den Mauern stellen muss.
Bei der Folge handelt es sich um eine tiefe Verbeugung vor dem Original und stimmige Fortführung von dessen Plot. Wichtig ist in einem solchen Zusammenhang auch, ob es den Machern gelingt, alle Fäden zusammenzuführen und ein Ende zu präsentieren, das glaubwürdig erscheint – Aufgaben, die an dieser Stelle mit Bravour gelöst wurden. Die musikalische Bearbeitung präsentiert sich wieder einmal über jeden Zweifel erhaben und schafft es mühelos, das nötige Gruselfeeling hervorzuarbeiten und die Atmosphäre des eingeschneiten Spukschlosses zu betonen. Die Soundeffekte sind von eher zurückhaltender Natur, aber wie immer exzellent platziert und es bleiben hier keine Wünsche beim Hörer offen.
Stephanie Kellner und Benedikt Weber sind erneut als Ehepaar zu hören, auch Ursula Sieg als streitbare Tante Marilyn ist wieder mit von der Partie und sorgt für die humorvollen Momente dieser Produktion. Dazu gesellen sich einige Sprecher, die zum festen Inventar der Reihe gehören, wie Jacques Breuer, Jean Paul Baeck und Michael-Che Koch, welche ein hohes Maß an Professionalität und Können an den Tag legen. Und dann gilt es natürlich noch das kleine Grüppchen der Altmeister mit klangvollen Namen wie Dagmar von Kurmin, Horst Naumann und Bodo Primus zu erwähnen, die gefühlt in jeder Folge auftreten und hier ebenfalls das gewisse Etwas ausmachen.
# # # Justus Baier # # #
Publisher: Titania Medien
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