Noch mehr "meta" geht nicht mehr.
Es ist eigentlich nur logisch, dass "Crossover" bei Image Comics erscheint, dessen Name seit jeher für die Rechte von Künstlerinnen und Künstlern an ihren Kreationen steht, somit stellt diese in jeder Hinsicht außergewöhnliche Serie von Conny Cates und Geoff Shaw auf gewisse Weise eine komprimierte Weise des Prinzips des 1992 gegründeten Verlags selbst dar. Angesichts der Vielzahl an Charakteren, die sich das Duo von der Kollegenschaft ausgeliehen hat, ist andererseits aber auch klar, dass so etwas mit Marvel und DC unmöglich zu realisieren wäre – zu eifersüchtig wachen die "Big Two" schließlich über die Rechte an ihrem Portfolio, an dem kreative Geister ein Wörtchen schreiben und zeichnen, aber eben nicht mitreden dürfen.
Batman, Superman oder Wolverine bekommen wir in "Crossover" somit logischerweise nicht zu sehen, aber irgendwie doch. Wachsame Geister können sie nämlich in geringfügig veränderter Form als eine von zahlreichen, etwas weniger prominent platzierten Referenzen entdecken. Wer sich ansatzweise mit der amerikanischen Comic-Szene und einigen ihrer bekannteren Protagonisten auskennt, dürfte hier und auch in Form diverser textlicher Anspielungen sicherlich des Öfteren schmunzeln. Da einige ausgewählte Figuren nicht bloß eingebaut werden, weil Mr. Cates das dank seiner Connections kann, sondern direkten Einfluss auf die Handlung nehmen, ist es an dieser Stelle sehr schwierig, ohne Spoiler auszukommen.
Daher vielleicht nur so viel: "Die Groschenheft-Plage" lenkt den Fokus etwas weg von den Geschehnissen rund um Ellie und Ryan hin zu einem Aspekt, der bisher eher eine Nebenrolle spielte: Als wären die Probleme mit den "Capes" nicht schon schlimm genug für die Behörden, bringt auch noch jemand Comic-Autoren um. Und "Crossover" wäre wohl nicht "Crossover", wenn das metaphysische Spiel nicht weiter auf die Spitze getrieben und die Verschränkung der fiktiven Welt mit der realen sich bloß auf das Schicksal von Charakteren beschränken würde. Sprich: Noch abgefahrenere Gastauftritte, auch was textlichen und grafischen Input betrifft, dazu beißende Selbstironie und explizite Gewalt.
Wer diesen Band verschlungen hat, wird sich wohl fragen, wie Donny Cates und Geoff Shaw den ganzen Irrsinn, der sich scheinbar über alles hinwegsetzt, was ein Comic mit den Erwartungen seiner Leserschaft machen darf, noch toppen wollen. "Crossover" funktioniert sowohl als cleveres Hinterfragen des seit langem zur Industrie verkommenen Geschichtenerzählens im standardisierten 20-Seiten-Format als auch Liebeserklärung daran. Das Ende schreit nach einer Fortsetzung, bisher sind jedoch keine weiteren Hefte mehr erschienen, was offensichtlich an dem Verkehrsunfall liegt, den der Autor vor einiger Zeit erlitten hat. Gute Besserung, Mr. Cates!
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Splitter Verlag
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