Der Beruf hält eine Menge Herausforderungen für einen katholischen Geistlichen bereit. Eine Erfahrung, die auch Pater Morgan machen muss, als ihn die Beichte eines Gemeindemitglieds in einen schweren Gewissenskonflikt bringt.
Ein normaler Arbeitstag für Pater Morgan nimmt urplötzlich eine unerwartete Wendung. Während der Beichte gesteht eines seiner Schäfchen einen Mord. Ein Geständnis, das den ehemaligen Polizisten in einen schweren Gewissenskonflikt bringt. Auf der einen Seite verbietet ihm das Beichtgeheimnis, sein Wissen an die Behörden weiterzugeben. Auf der anderen fällt es seiner Polizistenseele mehr als schwer, einen Täter mit einer derartigen Tat einfach davonkommen zu lassen. In seiner Not wendet er sich an Rose Bailey, die protestantische Glaubensvertreterin von Heaven's Bridge. Doch es ist nicht nur der Mord, der Morgan Gewissen belastet, er weiß auch, wo das Opfer zu finden ist und zu allem Überfluss kannte er es auch persönlich.
Rose Bailey begibt sich an den Tatort und informiert die Polizei über den schauerlichen Fund. Die Tote ist niemand anderes als die Tochter des örtlichen Polizeichefs. Dieser ist außer sich vor Trauer und Wut. Bereits nach wenigen Stunden steht für ihn der Täter fest. Der ungeliebte Freund der verstorbenen Tochter sieht sich plötzlich mit einer Reihe von schwer belastenden Beweisen konfrontiert. Alles deutet daraufhin, dass er für die abscheuliche Tat verantwortlich ist. Doch Morgan und Bailey wissen es besser und setzen alles daran, die Ermittler auf die richtige Fährte zu bringen. Vollkommen unbekannt ist zudem das Motiv. Warum wusste die junge Frau sterben?
"Mörder unser" ist bereits das dritte Abenteuer von Morgan und Bailey, zweier Geistlicher, deren Arbeit als Vertreter Gottes auf Erden sie auch immer wieder in knifflige Kriminalfälle verstrickt. Als Background für das kriminalistische Agieren der beiden wurde das beschauliche Neuengland gewählt, doch auch in der amerikanischen Provinz schläft das Verbrechen nie. Da man sich für ein Milieu abseits der großen Städte der Vereinigten Staaten entschieden hat, entwickelt sich schnell eine gediegene Dorfatmosphäre, die durch ein brutales Verbrechen empfindlich gestört wird. Die Kombination von idyllischem Dorfleben mit Mord und Totschlag erinnert an britische TV-Serien wie "Inspector Barnaby".
Trotz des Mordes an einem jungen Mädchen entwickelt sich eine Atmosphäre, die dem Hörer etwas Beruhigendes vermittelt, der Alltag wird entschleunigt. Ungeachtet all dieser Beschaulichkeit wird darauf verzichtet, bei der Schilderung des Tathergangs und der daraus resultierenden Polizeiarbeit den Weichzeichner zu verwenden. So entsteht eine interessante Mischung, die keine Langeweile aufkommen lässt. Ein Umstand, der sicherlich auch an dem gut eingespielten Detektivgespann liegt, welches trotz der ruhigen Inszenierung die Handlung stetig vorantreibt und mit einigen gewitzten Dialogen bereichert.
Eine weitere Zutat, die aus "Mörder unser" einen gelungenen Krimi werden lässt, sind die in die Geschichte eingeflochtenen unerwarteten Winkelzüge, die die Spannung lange Zeit aufrechterhalten und den wirklichen Täter eine gute Zeit vor dem Hörer verborgen hält. Dass die Story nicht in einer von unserer Realität abgekoppelten Traumwelt angesiedelt ist, wird durch das Aufgreifen von Themen bewusst, die unser alltägliches Leben bestimmen und beeinflussen. Doch verzichtet man dabei auf den häufiger einmal zum Einsatz kommenden Holzhammer und gesteht dem Hörer die Intelligenz zu, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Dadurch ergibt sich eine Vielschichtigkeit, die viele Krimis, die in einem ähnlichen Sujet angesiedelt sind, leider vermissen lassen.
Um die Stimmung nicht zu dunkel geraten zu lassen, kommt auch der Humor nicht zu kurz, für den (nicht immer ganz freiwillig) die Figur des Harry O'Neill verantwortlich zeichnet. Schön zu beobachten ist, dass man auch Wert auf die Weiterentwicklung der Figuren legt und sich nicht mit Figuren nach Schema F zufrieden gibt. Die musikalische Komponente unterstreicht die gewünschte, scheinbar ruhige Dorfatmosphäre, unter deren Oberfläche es jedoch bedenklich brodelt und eine Menge dunkler Geheimnisse verborgen liegen. Musik und Wort werden zu einem passenden Ganzen und verleihen "Mörder unser" einen inhaltlich geschlossenen, monolithischen Anstrich. Die Soundeffekte sind eher zurückhaltender Natur, allerdings jederzeit gut positioniert und überzeugend.
Man merkt, dass Joachim Tennstedt und Rita Engelmann in der Vergangenheit bereits häufiger gemeinsam gearbeitet haben. Sie machen, obwohl dies erst die dritte Folge ist, einen eingespielten und routinierten Eindruck. Beide agieren mit großer Freude in ihren Rollen, allerdings hinterlässt Rita Engelmann in der Anlage ihrer Passagen manchmal einen etwas steifen Eindruck. Vielleicht gelingt es ihr in Zukunft, noch etwas unverkrampfter ans Werk zu gehen. Dies ist allerdings Jammern auf hohem Niveau, denn beide Sprecher können ansonsten vollauf überzeugen. Pat Murphy ist wieder als gutmütiges und etwas tollpatschiges Allroundtalent Harry O'Neill zu hören, dazu kommen bekannte Größen wie Arianne Borbach, Bodo Wolf, Harmut Neugebauer und noch einige mehr, die alle eine durchwegs positive Leistung vorlegen.
"Mörder unser" ist ein gelungenes Krimi-Hörspiel, das mit einem guten Plot und seinem Landhaus-Charme punkten kann. Trotz eines brutalen Mordes und einiger hässlicher Details, die die weiße Weste des Dorflebens ruinieren, wendet sich "Morgan & Bailey" eher an jene Hörer, die es lieber etwas ruhiger angehen lassen und Wert auf Handlungsentwicklung und eine langsam aufgebaute Spannungskurve legen. Wer jedoch im eher härteren Metier zuhause ist, könnte hier enttäuscht sein. Allen anderen sei diese Serie jedoch wärmstens ans Herz gelegt, bietet sie doch eine wirkliche Alternative zu einer Vielzahl ähnlich gelagerter Krimireihen.