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Durst (MFA+)

Cover Durst (C) MFA+
Weichgezeichnete Vampirfantasien à la "Twilight" werden mit diesem tiefgehenden, bildgewaltigen Vampirfilm endgültig zerrissen. Ansehen und beißen lassen!

Cover Durst (C) MFA+ / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Der Regisseur Park Chan-Wook hat es nach jahrelanger Vorbereitungszeit endlich geschafft, sein Herzensprojekt auf Zelluloid zu bannen. Herausgekommen ist ein erwachsener Vampirfilm; ein Film über Vampirismus, der nicht auf kitschig-romantische Weise das blutsaugende Wesen glorifizieren möchte.


Der Südkoreaner Sang-hyeon lebt und arbeitet als Priester in einem kleinen Dorf. In ehrenamtlicher Funktion hilft er Kranken im örtlichen Krankenhaus. Seine Nächstenliebe treibt ihn jedoch an Größeres zu vollbringen, er geht nach Afrika um an einem Experiment teilzunehmen. Das lebensgefährliche Emmanuel-Virus rafft alle Infizierten dahin, die freiwillige Versuchsreihe soll bei der Entwicklung eines Heilmittels helfen. Bald stellen sich die ersten Sympthome ein, dem Priester geht es zunehmend schlechter und schließlich stirbt er auf dem Operationstisch. Auch die in letzter Sekunde verabreichte Blutkonserve kann sein Leben nicht mehr retten.


Wie durch ein Wunder beginnt seine Atmung Sekunden später wieder einzusetzen und Sang-hyeon kehrt zurück von den Toten. Die gläubigen Menschen sehen in ihm einen Heiligen, denn er ist der einzige Überlebende unter den Versuchspersonen. Was Sang-hyeon jedoch zu Beginn noch nicht bewußt ist, verspürt er zunehmend am eigenen Leib: Ein unstillbarer Drang nach menschlichem Blut beherrscht ihn. Sang-hyeon hat sich durch die Blutkonserve mit einem Vampirvirus infiziert, das den sonst tödlichen Emmanuel-Virus unterdrückt. Um weiter zu überleben, braucht der Priester menschliches Blut. Doch wie kann ein Priester, die Personifizierung der Nächstenliebe und des Humanismus, Böses tun, um selbst zu überleben?


Park Chan-Wook stürzt seinen Protagonisten in ein tiefes Dilemma. Sang-hyeon saugt seine Nahrung vorerst ganz vorsichtig aus einem Komapatienten. Der Patient, selbst sein Leben lang bestrebt den Hungernden zu helfen, kommt dem hungrigen Vampir gerade recht. Schließlich läßt sich so das eigene Begehren noch rechtfertigen. Doch schon bald erwachen seine Sinne und Kräfte zu voller Größe. Als er im Krankenhaus seinem krebskranken ehemaligen Schulfreund über den Weg läuft, wird sein innerer Konflikt nur noch schlimmer, fühlt er sich doch von dessen introvertierter, schöner Frau Tae-joo angezogen.


Sie ist ihr Leben leid, ihre Schwiegermutter Frau Ra und ihren kranken Ehemann hat sie satt. Nachts gibt sie vor, eine Schlafwandlerin zu sein, läuft barfuss durch die Straßen und fühlt sich in diesen stillen Momenten vollkommen frei; die einzigen Augenblicke, die es ihr erlauben, aus dem erdrückenden Familienleben auszubrechen. Sang-hyeon lechzt nach Tae-joos Körperflüssigkeiten. Sie erwidert sein Begehren und ab diesem Moment verlieren sich die beiden in ihrer Leidenschaft. Unterstützt von der neugierigen Kamera wird gebissen, gesaugt und geliebt. Als Sang-hyeon sein Geheimnis mit Tae-joo teilt, ist diese entsetzt und flüchtet. Ihre Faszination gewinnt jedoch die Oberhand und so springen sie laut lachend über die Dächer der nächtlichen südkoreanischen Metropole, vollkommen losgelöst in der Leichtigkeit des Moments.


Sang-hyeon entgleitet seinen eigenen christlich-moralischen Vorstellungen zunehmend. Tae-joo will mehr, sie will ausbrechen, sie will selbst zum Vampir gemacht werden. Sie manipuliert ihren liebeskranken Vampir und stiftet ihn zum Mord am eigenen Ehemann an. Nach der Tat wird das schlechte Gewissen immer erdrückender für das Liebespaar. Nachdem Sang-hyeon Tae-joos Lüge erkennt, bricht er ihr das Genick, nur um sie gleich darauf als Vampirin zu neuem Leben zu erwecken. Der Schmerz des Verlustes war nicht erträglich, doch quält den ehemaligen Priester die moralische Last: Seine Freundin findet Gefallen an der Freiheit und der Jagd, tötet aus purer Freude. Es beginnt ein Kampf zwischen den beiden, der auf einer Ebene über dem Meer mit einem wunderschönen Sonnenaufgang in einer bewegenden Szene endet.


Park Chan-Wook ist es gelungen, einen erwachsenen Vampirfilm zu drehen. In ruhigen Bildern wird das schmatzende Grauen virtuos in Szene gesetzt. Die interessanten Charaktere, die kulturelle Andersartigkeit eines ernstzunehmenden Genrefilms aus dem asiatischen Raum, die unterschwellige Gefahr und latente Aggression des Priesters und die hervorragende schauspielerische Gesamtleistung ergeben einen großartigen Film. Ein Pflichtpunkt für jeden Vampir-, Grusel- und Asia-Filmfan!



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