Kinski, wie er leibt und lebt! Der "Wahnsinn", den der einst so geniale, von Wutausbrüchen und Tobsuchtsanfällen geschüttelte, Schauspieler hinterlassen hat, lebt nicht nur auf der Kinoleinwand weiter sondern ebenso an den Leibern einiger seiner einstigen Schauspielkollegen …
Es war eine Hassliebe, die zwischen dem Regisseur Werner Herzog und dem Genie Klaus Kinski herrschte – das ist wohl unbestritten. Dieser zwischenmenschlichen Beziehung jedoch haben wir es zu verdanken, dass es Filme wie "Fitzcarraldo", "Woyzeck", "Nosferatu" und eben "Aguirre, Der Zorn Gottes" gibt, in denen dem extravaganten und schwierigen Kinski der eigene Wahnsinn während der Dreharbeiten manchmal entweicht und von den Kameras eingefangen worden ist. Jene Szenen, die die Zuschauer entweder zum Schaudern oder Lachen bringen. Ebenso verhält es sich auch bei der vorliegenden Produktion, die vom Kultur Spiegel herausgebrachten Arthaus-Edition Nr. 17 des Deutschen Films.
Das Drehbuch begründet sich auf Joseph Conrads "Heart of Darkness" und wurde örtlich und zeitlich verlagert. Aguirre gehört einem Trupp spanischer Konquistadoren an, die im 16. Jahrhundert auf der Suche nach dem legendären Eldorado im Urwald des Amazonas sind und zu Abtrünnigen werden, die Aguirre anführt, dessen Ego sich inzwischen auf eine beinahe gottgleiche Ebene gestellt hat. Niemand könnte wohl die Rolle des wahnsinnigen "Aguirre" treffender darstellen als Klaus Kinski, und er hinterlässt beim Zuschauer auch nicht den geringsten Zweifel daran. Über 91 Minuten dreht sich die Spirale eines immer entrückter werdenden "Aguirre", dessen Schlussmonolog an eine Vielzahl von Totenkopfaffen nach dem Verlust der eigenen Tochter wohl zu den überzeugendsten Darstellungen der deutschen Filmgeschichte gehört.
Kurzum: Wer Kinski nicht kennt, muss ihn kennenlernen! Und die vorliegende DVD ist jedem, dem geniale und überzeugende Schauspielkunst nahegeht, wärmstens zu empfehlen. Ein Klassiker sozusagen, dessen Schwächen zugleich auch seine Stärken sind und der in keiner Filmsammlung fehlen darf.
# # # Mario Miletich # # #
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