Sind soziale Netzwerke wie Facebook sowie Online-Spiele Vorboten auf die mit "1984" so populär gewordene Orwellsche Version einer totalen Überwachung?
In "Gamer" werden die Fäden der Überwachung jedenfalls nicht von einem zentral agierenden staatlichen "Big Brother" gezogen, sondern die wahre Macht liegt in einer Kontrolle der Massen durch interaktives Entertainment. An der Oberfläche lediglich eine unterhaltsame Veranschaulichung des Interaktionspotentials zwischen User und Avatar, kann "Gamer" auf dem zweiten Blick als sozialkritische Reflektion der aktuell von der Industrie so vehement vermarkteten Verwebung und Zurschaustellung von User-Profilen und Freizeit-Interessen gelesen werden.
Michael C. Hall, bekannt durch seine Rollen in den US-Serien "Dexter" und "Six Feet Under", sticht vor allem durch seine eindimensionale Darstellung hervor: Gewohnt überzeugend verkörpert er den kaltblütigen Klischee-Mogul Ken Castle, dessen Ziel die totale soziale Kontrolle durch Manipulation der Hirnströme ist. Gerhard Butler ("300" und "The Ugly Truth") bietet zwar ebenfalls eine solide Vorstellung, jedoch eingeengt in das Drehbuch-Korsett von den teils etwas überbordenden – aber gut choreographierten – Action-Szenen.
Summa summarum weiß "Gamer" zu unterhalten ohne die Meta-Botschaft – die Kritik an der Tendenz zum gläsernen Menschen – aufs Auge zu drücken. "Gamer" ist eine filmische Zukunftsversion á la "Blade Runner", stark gewürzt mit Zutaten der schrillen MTV-Musikvideo-Ästhetik. Die DTS-Tonspur der Blu-ray überzeugt durch ihren bombastischen Klang, auch das Bild ist ein Augenschmaus.
# # # Karl H. Stingeder # # #
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