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My Son, My Son, What Have Ye Done? (Kinowelt)

my_son_my_son_what_have_ye_done (c) Kinowelt
"Whats an 1144?" "An 1144 is like somebody´s dead. Like very much dead." Mit diesem Funkspruch wird der Startschuss für zwei Polizisten gegeben, ein merkwürdiges Verbrechen zu erklären. In mühevoller Kleinarbeit wird die Psyche eines Täters aufgerollt, der seine Mutter mit einem antiken Schwert erschlagen hat.
my_son_my_son_what_have_ye_done (c) Kinowelt /  Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Als Detective Hank Havenhurst (Willem Dafoe) und sein Kollege Detective Vargas (Michael Peña) an einen Tatort gerufen werden, erwartet sie ein grausiges Bild einer Frau mittleren Alters, die mit einem Schwert erschlagen wurde. Durch Zeugenaussagen wird sofort klar, dass der Sohn der Toten, Brad McCullum (Michael Shannon), der Hauptverdächtige ist. Kurz darauf nimmt Brad McCullum im Haus gegenüber zwei Geiseln und Havenhurst muss alles daran setzen, soviel wie möglich über McCullum zu erfahren, um die Geiseln sicher befreien zu können.


Die Geschichte zu Werner Herzogs Krimi wurde schon vor längerer Zeit geschrieben. Bereits 1995 schrieb Herbert Golder gemeinsam mit Werner Herzog das Drehbuch für dieses Projekt. Lose orientierten sie sich dabei an den wahren Fall des Mark Yavorsky, der 1979 seine Mutter mit einem antiken Säbel erschlug. Der später für geisteskrank befundene Yavorsky ließ sich zu seiner Tat von der griechischen Tragödientrilogie "Oresteia" von Aeschylus inspirieren und wurde aufgrund seiner geistigen Verwirrung nie für schuldig befunden. Herzog selbst meint, dass sich der Film nur entfernt an den wahren Ereignissen orientiert. Einige Textzeilen stammen zwar wirklich von Interviews mit Yavorsky, aber 70 Prozent des Skriptes seien frei erfunden und klammern sich nicht an Yavorsky. Auch wollte sich Herzog nicht zwingend und genau an die Details der Tat und des Tatherganges klammern, sondern eher auf die Poesie von Yavorskys Verrücktheit konzentrieren. Der Film wurde für lange Zeit auf Eis gelegt, jedoch nie vergessen und als sich Herzog im Jahr 2000 mit David Lynch traf, begannen sofort die Vorbereitungen für den Film. Mit Lynch als ausführendem Produzenten einigte sich Herzog darauf, zu der Essenz des Filmemachens zurückzukehren. Mit kleinem Budget, einer guten Story und ausgezeichneten Schauspielern.


Die Umsetzung des Filmes überzeugt auf voller Linie. Es ist immer eine Spannung vorhanden, man wird behutsam, dafür umso wirkungsvoller, mit der Person McCullum vertraut gemacht. Man beginnt ihn zu verstehen, mit ihm zu fühlen, und bekommt auch die ersten Anzeichen seiner Geisteskrankheit hautnah mit. In Flashbacks wird man immer wieder vom Tatort der Geiselnahme in die Vergangenheit entführt, sieht McCullums Veränderungen, sieht was ihn zu seinem Verbrechen getrieben hat. Eindrucksvoll wird McCullums Psyche dargestellt, immer wieder durchbrochen von düsteren und bedrohlichen Szenen aus den Proben zu "Oresteia". Herzog legt viel Wert auf Kleinigkeiten und suggeriert dem Zuseher dadurch eine gewisse Verbundenheit mit den Figuren, oder zumindest ein annäherndes Verständnis dafür, was McCullum dazu veranlasste, ein Schwert zu nehmen und seine Mutter zu töten. Nicht zuletzt wegen einem ausgezeichneten Willem Dafoe und einem ebenso guten Michael Shannon ist dieser Film viel mehr als ein Krimi. Er ist Herzogs gefühlvolles Porträt eines geistig Kranken, dessen Leben ausser Kontrolle gerät. Eine Hommage an die antike Tragödie und ein Beweis dafür, dass klassische Filmkunst nicht umsonst das Maß aller Dinge ist.



###Christoph Höhl###






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