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Live Review: OPTIMUS ALIVE FESTIVAL (08.07.-10.07., Algés, Portugal)

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Drei Tage Festivalspaß vor den Toren Lissabons und ein Line-Up, das sich gewaschen hat: PEARL JAM, ALICE IN CHAINS, FAITH NO MORE, DEFTONES, THE XX, DROPKICK MURPHYS, GOGOL BORDELLO, SKUNK ANANSIE, LCD SOUNDSYSTEM, JET, PEACHES, GOSSIP, NEW YOUNG PONY CLUB, GOMEZ, MOONSPELL, MANC STREET PREACHERS u.v.a.m. läuten mit einem Paukenschlag die Sommerferien ein.



festival1 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenLos geht´s für mich am Donnerstag mit meinen Grunge-Helden von ALICE IN CHAINS. Nach dem Tod von Layne Staley 2002 vereinigte sich die Band aus Seattle 2005 wieder und hatte mit William DuVall auch gleich einen neuen Sänger am Start. Letztes Jahr gab´s dann mit „Black Gives Way To Blue“ ein hochkarätiges neues Studioalbum – das Erste nach 14 Jahren Pause. Wie schlägt sich also der „neue“ ALICE IN CHAINS-Sänger live? Optisch erinnert er mit seiner dunklen Haut und der coolen Afro-Frisur erst mal gar nicht an Staley, aber stimmlich hat es William DuVall voll drauf und kann dem verstorbenen Ex-Frontmann locker das Wasser reichen. Souverän singt er sich durch Klassiker wie „Them Bones“, „Dam That River“ oder das neue „Check My Brain“. Trotzdem umgibt diese Songs und ALICE IN CHAINS an diesem Abend eine nostalgisch-melancholische Aura, denn das Gründungsmitglied Layne Staley fehlt einfach irgendwie und die Songs kommen alle aus einer anderen, vielleicht besseren, Zeit. Trotz allem Wehmut bleiben ALICE IN CHAINS eine perfekt eingespielte Band mit tollen neuen (und alten) Songs und einem kraftvollen neuen Sänger.

Direkt nach der Grunge-Nostalgie der Hauptbühne geht es zur völlig überfüllten Zeltbühne zu THE XX. Im Fotograben herrscht dichtes Gedränge unter den Kollegen und ein atemberaubender Gig nimmt seinen Anfang. festival_deftones0 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenGitarristin Romy steht mit geschlossenen Augen und Gibson Les Paul im dunklen Blau der Scheinwerfer und singt sich mit ihrer schönen Stimme durch einen Großteil der XX-Songs. Bassist Oliver löst sie bei einigen Songs ab und wiegt sich mit seinem Bass zu den Rhythmen die Jamie hinter Drumcomputer und Schlagzeug fabriziert. Das Publikum kennt alle Lieder, alle Texte und singt lauthals die leisen Kleinode des Londoner Trios mit. Ein magischer und viel umjubelter Auftritt.

Eigentlich bin ich jetzt relativ „runtergefahren“, doch es locken noch FAITH NO MORE auf der Hauptbühne. Nach der Reunion gehen die Herren dieses Jahr auf den zweiten Teil ihrer „Second Coming Tour“. Wie schon im letzten Jahr kommen alle Musiker wieder in pastellfarbenen Anzügen auf die Bühne um die Melodie von „Midnight Cowboy“ vorzutragen. Frontmann Mike Patton bedient sich dabei einer Melodica. Wieder ein herrlich ruhiger Opener, bevor mit „From Out Of Nowhere“ und Pattons Megaphon die Rockkatze aus dem Sack gelassen wird. Einmal mehr überzeugt Patton als durchgeknallter Sänger und Frontmann, eben ein unberechenbarer Freak, wie er im Buche steht. „Evidence“ wird beispielsweise in einer italienisch-portugiesichen Version vorgetragen.
Trotzdem haftet dem Auftritt eine gewisse Routine an, was vielleicht auch daran liegen mag, dass FAITH NO MORE mit denselben alten Songs und immer gleichem Programm seit mittlerweile einem Jahr unterwegs sind. Schade, denn noch beim ersten „Second Coming“ vergangenen Sommer haben sie mir besser gefallen. Auf die Dikussion ob Reunions nun sinnvoll sind oder nicht möchte ich hier aber nicht eingehen. FAITH NO MORE rocken einfach und sind eine wichtige Band des Alternative-Rock, basta! Übrigens auch für den ersten Festivaltag, der nun vorbei ist.

festival_faith_no_more1 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas ist das Schöne am Alive Festival: Pennen bis in die Puppen, denn es geht ja erst wieder ab 17 Uhr los.
Der zweite Festivaltag hat mit den MACCABBES, NEW YOUNG PONY CLUB und GOSSIP auf der Zeltbühne schon gut was zu Bieten. Doch auf der Hauptbühne geben sich JET, die MANIC STREET PREACHERS und die wiedervereinigten, aber für mich uninteressanten SKUNK ANANSIE die Klinke in die Hand. Alles schön und gut, aber ich warte auf die DEFTONES aus Sacramento/California.
Schon im Fotograben geht zu „Headup“ die Post ab und mein spanischer Kollege Jésus und ich nicken grinsend mit den Köpfen. Vielleicht sind deshalb meine Fotos so verwackelt? Kleiner Scherz. Hinter der Absperrung bildet sich schon der erste Moshpit. Breit grinsend und mit erhobenem Zeige- und kleinem Finger verlasse ich den Fotograben, was von DEFTONES Gitarrist Stephen Carpenter lächelnd honoriert wird. Das Konzert wird Weltklasse. Chino springt auf seinem Podest auf und ab und ist noch schlanker und agiler geworden. Der neue Bassist Sergio Vega hat die Mähne ab und versteckt sein nickendes Lockenköpfchen nicht mehr unter einer Baseballcap. Vom dauerkiffenden Gitarristen Stephen Carpenter sieht man nur lange schwarze Haare und DJ Frank Delgado sorgt an seinen Reglern für die nötige Atmosphäre. Die Songs gehen durch alle sechs Alben der Band und reichen von „Knife Party“, „Be Quiet And Drive (Far Away)“, „Nosebleed“, „Root“, „Minerva“, bis hin zum neuen „Diamond Eyes“, „Rocket Skates“ und dem sphärischen „Beauty School“ bei dem ich schon mittendrin im Moshpit mein Fäustchen recke.
Nach dem dritten Bier sagt Jésus dass dies sein bester DEFTONES Auftritt sei. Und er hat Recht. „This one´s for Chi!“, kündigt Chino den letzten Song „7 Words” an. Einer der Besten Auftritte des ganzen Festivals.

Der letzte Festivaltag beginnt für mich mit einem Schock. Es sind nur 15 Fotografen für den Fotograben bei PEARL JAM zugelassen und ich stehe nicht auf der Liste. Fassungslosigkeit und Enttäuschung macht sich breit, meine absolute Lieblingsband nicht für drei Bilder ohne Blitz hautnah ablichten zu können. 
Also mache ich mich auf ins Getümmel zu 45.000 Gleichgesinnten. Der heutige Festivaltag ist ausverkauft und dementsprechend voll ist es. Nach ca. 100 Metern Luftlinie zur Bühne ist Schluss. Weiter nach vorne geht es nicht mehr, es sind zu viele Leute da. Na toll, kein Zutritt zum Fotograben, schlechte Sicht, shit happens!
Dann kommen PEARL JAM auf die Bühne, zum letzten Auftritt ihrer dreiwöchigen Europa-Tournee. Los geht´s mit dem ruhigen „Release“ und Eddie bietet zahlreiche Motive für die Fotografen. Ich bin immer noch geknickt und kann das gesamte Konzert, auch aufgrund der schlechten Sicht, nicht vollends genießen. Nur auf die Videoleinwände zu gucken finde ich ebenfalls nervig. Die Band spielt ein sehr ruhiges Set, sodass ich selbst bei wilderen Songs wie „Animal“ oder „Even Flow“ nicht die Möglichkeit habe mich weiter nach vorne zu Moshen. Etwas müde wirkt das Quintett aus Seattle, klar nach drei Wochen Tour. Vielleicht spielen PEARL JAM auch soviel ruhige Lieder an diesem Abend, weil alle dicht gedrängt stehen und man kein zweites Roskilde riskieren will. Was die Sicherheitsstandards anbelangt ist die Band seit den tragischen Unfällen 2000 aber überaus vorsichtig und streng geworden. Ich sehe keinen einzigen Crowdsurfer und ein Moshpit kommt auch nicht wirklich zustande. Doch lauthals singen können die Portugiesen und zwar so schön, dass man den Fans eigens ein Lied namens „Portugal“ geschrieben hat und aufführt. Da ist sie plötzlich wieder diese Magie vom charismatischen Sänger Eddie Vedder, der mit leuchtenden Augen ein holpriges Portugiesisch vom Zettel abliest. Die Band wird für längere Zeit nicht mehr unterwegs sein, erzählt er unter Pfiffen. Und genau deshalb sollen die Fans heute Abend umso mehr Spaß haben. Man habe sich bewusst Portugal als letzten Abend der Tour ausgesucht, da die Menschen hier am festival_pearl_jam / Zum Vergrößern auf das Bild klickenBesten singen würden, gesteht Vedder, diesmal wieder unter Jubel.
Beim raren „Smile“ tauschen Jeff Ament und Stone Gossard ihre Instrumente, aber weshalb Schlagzeuger Matt Cameron den ganzen Abend über mit Sonnenbrille spielt (das macht er sonst nie) bleibt mir ein Rätsel. Ein schönes Motiv bieten Mike McCready und Eddie Vedder am Ende von „Yellow Ledbetter“, wo beide am Bühnenrand sitzen und den Fans zuwinken. Ein fader Beigeschmack bleibt für mich trotz alledem, denn ich muss an diesem Abend erkennen, dass „meine“ PEARL JAM etwas in die Jahre gekommen sind und leider nicht immer magisch sind, aller guten Songs zum Trotz. Der kleine nächtliche Einkaufsbummel beim illegalen T-Shirt Verkäufer vor dem Festivalgelände muntert meine Miene aber wieder etwas auf und schon am nächsten Tag ist es wieder die beste Band der Welt für mich. PEARL JAM für immer!

Insgesamt haben das diesjährige Alive-Festival über 120.000 Zuschauer besucht. 40.000 am 08.07., 35.000 am 09.07. und 45.000 am 10.07.2010. Ein Lob gilt auch diesmal wieder den Organisatoren für den reibungslosen Ablauf und den Fans, für ein überaus friedliches Miteinander. We´re still Alive!

Text: Fabian Toenges

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