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Phantastische Geschichten 3

Phantastische Geschichten 3
Genie und Wahnsinn liegen oft dicht bei einander. Eine Erkenntnis, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit zieht.

(C) Imaga / Phantastische Geschichten 3 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Versuche, die eigene Unsichtbarkeit zu kontrollieren und womöglich umzukehren, bewegen sich für Griffin in einem sehr überschaubaren Rahmen. Immer wieder werfen ihn unvorhergesehene Hürden bei seinen Forschungen zurück. Er muss an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen, um seine Lebensaufgabe doch noch realisieren zu können. Immer wieder macht ihm eine akute Geldknappheit zu schaffen. Außerdem stellen sich die Bewohner des kleinen Dorfes, in das er sich zurückgezogen hat, als weitaus argwöhnischer heraus, als vermutet. Als wenn dies allein noch nicht genug wäre, kämpft der Unsichtbare mit immer schlimmeren Wut- und Gewaltausbrüchen, die natürlich auch von den örtlichen Polizeibehörden nicht unbemerkt bleiben. Zudem zeigt sich, dass auch ein unsichtbarer Mensch nicht unverwundbar oder gar allmächtig ist.


Hunde können immer noch seine Witterung aufnehmen und was noch weitaus problematischer ist, er lässt immer noch Spuren zurück, die man nachverfolgen kann. Es wird immer deutlicher, dass es unerlässlich sein wird sich Helfer zu suchen, die bereit sind, seine Vision mitzutragen und Realität werden zu lassen. Griffin erkennt nicht, dass seine Pläne immer groteskere Züge annehmen und er allmählich seinen Verstand verliert. Die immer öfter auftretenden Gewaltexzesse lassen alsbald auch seine wenigen Verbündeten an der Richtigkeit seiner Ideen zweifeln. Wird es noch rechtzeitig gelingen, den Wahnsinnigen zu stoppen, bevor er einen Weg findet, seine Gabe nicht nur einzusetzen, sondern auch zu kontrollieren?


Der zweite Teil von "Der Unsichtbare" fällt deutlich actionlastiger aus als sein Vorgänger. Da es keiner Einführung der Figuren bedarf und man sich direkt darauf konzentrieren kann, die Handlung voranzutreiben, nimmt die Geschichte direkt Fahrt auf. Zusätzliches Tempo entsteht durch die fortwährende Flucht des Unsichtbaren vor seinen Häschern. Immer enger zieht sich das Netz der Polizei und es gelingt Griffin oft erst in letzter Sekunde, einer Verhaftung zu entgehen. Neben den vielen Versatzstücken, die "Der Unsichtbare" den Anstrich eines Hochgeschwindigkeits-Thrillers verleihen, ist die Story insbesondere die Charakterstudie eines zunehmend dem Wahnsinn anheimfallenden Genies, das die Kontrolle über sich und seine bahnbrechende Entdeckung verloren hat.


Obwohl man die Geschichte in die heutige Zeit transferiert hat, büßt sie nichts von ihrer ursprünglichen Faszination ein. Im vorliegenden Fall wird schnell deutlich, was passieren kann wenn eine vermeintlich harmlose Entdeckung dazu genutzt wird, anderen zu schaden und sie zu unterdrücken. Eine Entwicklung, die wir leider immer wieder am eigenen Leib zu spüren bekommen, somit hat die Geschichte vom Unsichtbaren nichts an Brisanz und Relevanz verloren.


Erzählt wird der zweite Teil der von H. G. Wells verfassten Story aus mehrerlei Blickwinkeln, was die Dynamik enorm erhöht. So erfahren wir einerseits welche perfiden Rachegelüste Griffin mittlerweile antreiben und dass er keinerlei Skrupel besitzt, um diese im Zaum zu halten, und andererseits welche Ermittlungserfolge seine Gegenspieler vorzuweisen haben. Eine Handlung aus dem ursprünglichen zeitlichen Kontext zu reisen, birgt nicht selten eine Menge Gefahren, denn manche Inhalte verlieren ihren Reiz, wenn man sie ins Hier und Jetzt verpflanzt. "Der Unsichtbare" ist eine Ausnahme von der Regel, wie so viele von Wells` Ideen, die auch noch Jahrzehnte später in einem gänzlich anderen Setting funktionieren, büßt auch diese Geschichte nichts von ihrer Faszination ein.


Oliver Döring beweist mit seiner Bearbeitung, was man aus einer etwas antiquiert wirkenden Geschichte herausholen kann, wenn man den Kern der Handlung in unsere Zeit versetzt. Vielleicht sind die Erlebnisse in unserem Alltag, in dem vieles immer gläserner wird, umso beängstigender, wenn es jemanden gelingt, autark und unsichtbar außerhalb der Norm zu leben und agieren. Geräusche und Musik tun einmal mehr ein Übriges, um die notwendige Authentizität und Glaubwürdigkeit heraufzubeschwören, damit der von Wells erdachte Stoff auch heute noch so funktioniert wie am Tag seiner Veröffentlichung und dem Zuhörer eine Gänsehaut aufgrund der Skrupellosigkeit des Titelgebers beschert.


Jedes Hörspiel steht und fällt mit seinen Sprechern wie ein Film mit seinen Schauspielern. Wenn sie nicht glaubwürdig oder vollkommen an ihrer Rolle vorbei agieren, hat dies Auswirkungen auf die gesamte Produktion, der dann schnell einmal das Etikett Flop angeheftet wird. Im Fall von "Der Unsichtbare" verbietet sich diese Annahme. Asad Schwarz drückt auch dem zweiten Teil von Beginn an seinen persönlichen Stempel auf und gibt dem Unsichtbaren das Gesicht eines getriebenen und zwanghaften Menschen, das seinesgleichen sucht. Man muss wirklich fragen, wie es sein kann, dass man das Talent dieses Mannes erst vor kurzem entdeckt hat und ihm endlich seit "Foster" einen größeren Rahmen für seine Arbeit bietet.


In weiteren Rollen sind dazu keine Unbekannten zu hören. So übernehmen prominente Stimmen wie die von Bernd Vollbrecht, Torsten Michaelis, Bodo Wolf und viele andere die weiteren Rollen in dieser überzeugenden Umsetzung des klassischen Stoffes von H. G. Wells. Man kann einfach nicht anders und muss auch für den zweiten Teil der Geschichte beide Daumen in die Höhe recken.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Imaga




 


 

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