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Midnight Tales 2

Midnight Tales 2
Was ist mit Professor Jennings geschehen? Warum steht sein Haus leer, obwohl er Gäste erwartet? Zunächst glauben Anna und James Wallace an einen der üblichen Scherze ihres alten Freundes.

(C) Contendo Media / Midnight Tales 2 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenEigentlich sollte es ein harmloser Ausflug werden, um einen alten Freund zu besuchen, als sich das Ehepaar Wallace 1912 auf den Weg ins ländliche Sussex begibt. Doch die Verwunderung ist groß, als James Wallace und seine Frau Anna beim einsam gelegenen Haus von Professor Jennings eintreffen. Scheinbar steht das Gemäuer leer und es ist niemand da, um die angereisten Gäste in Empfang zu nehmen. Sollte es einmal mehr einer der unzähligen Streiche des Professors sein, die er seinen Freunden nur zu gern spielt?


Die Begeisterung hält sich insbesondere bei Anna in sehr überschaubaren Grenzen. Sie lässt keinerlei Zweifel daran, dass sie den abgeschiedenen Ort so schnell wie möglich verlassen möchte. Offensichtlich handelt es sich um keinen Scherz, der Professor bleibt verschwunden. Man beschließt trotzdem die Nacht auf dem Anwesen zu verbringen. Dabei stößt das Paar auf eine mysteriöse Nachricht des alten Gelehrten, eine seltsame Warnung vor einem Loch in den Dielen des Arbeitszimmers. Kann es sein, dass Jennings den Verstand verloren hat oder verbirgt sich hinter dem unscheinbaren Astloch doch ein düsteres Geheimnis? James Wallace ist entschlossen, Licht ins Dunkel zu bringen.


Schon mit der zweiten Folge zeigt sich, wie vielfältig sich diese neue Reihe bereits von Beginn an aufstellt. Griff man in der Pilotfolge noch auf einen klassischen Stoff von H. P. Lovecraft zurück, den man lediglich in ein moderneres Gewand kleidete, so verlegt man sich nun auf ein ganz anderes Gebiet von mysteriösen Geschichten. Der Hörer wird bis zum Schluss im Unklaren darüber gelassen, was in dem abgelegenen Haus nun eigentlich wirklich vor sich geht. Was verbirgt sich tatsächlich unter den Dielen? Hirngespinst oder reale Bedrohung? Gerade aus dieser Ungewissheit, ob die geschilderten Ereignisse sich wirklich so zutragen oder nicht, zieht die Story ihre große Faszination. Dazu gelingt es dem Plot, die Spannung bis zum Ende zu steigern und das Publikum mit einem unerwarteten Knalleffekt zurückzulassen. Wer also die Lösung nicht gern direkt auf dem Silbertablett geliefert bekommt, ist bei "Das Loch in den Dielen" genau richtig.


Eine genaue Einordnung, in welchen Topf sich dieses Hörspiel denn nun packen lässt, wird einem weiß Gott nicht einfach gemacht. Anfangs wähnt man sich womöglich in einem Krimi, jedoch fließen auf eine subtile Art immer wieder Hinweise in die Handlung ein, die eine mögliche Verortung im Bereich der Science-Fiction oder des Steampunk nahelegen. Dann wiederum gibt es Elemente, die jeder übersinnlichen Geschichte aus dem Grusel- und Horrorbereich gut zu Gesicht stehen würden. Doch genau mit dieser nur schwer zu bestimmenden Mischung verschiedener Genres erfüllt man genau jene Voraussetzungen, die sich "Midnight Tales" als Wiedererkennungsmerkmal auf die Fahne geschrieben hat. Inhaltlich geht diese Melange jedenfalls vollends auf.


Die Geräusche sind eher zurückhaltend platziert, erfüllen aber ihren Zweck und unterstützen an den richtigen Stellen das Gefühl der Verunsicherung beim Hörer, das beabsichtigt wurde. Die wenigen musikalischen Einsprengsel schlagen in dieselbe Kerbe und runden den positiven Eindruck dieser Produktion ab. Wie bereits beim Auftakt von "Midnight Tales" kommt man auch in der zweiten Folge mit einer überschaubaren Anzahl von Sprechern aus, die aber allesamt ihr Handwerk verstehen und dieses Hörspiel mit ihrer Arbeit veredeln. Werner Wilkening entpuppt sich als ideale Besetzung für die Rolle des sonderbaren Professor Jennigs. Seine Art der Betonung und der Wortwahl in Verbindung mit seiner Stimmfärbung lassen immer etwas unterschwellig Merkwürdiges und Bedrohliches mitschwingen.


Sascha von Zambelly ist als James Wallace zu hören, ihm gelingt es, die zunehmende Verstörtheit seiner Rolle gut einzufangen. Simone Röbern übernimmt den Part seiner Ehefrau, der man jeder Minute anhört, dass ihr jeder andere Ort der Welt lieber wäre als die einsame Unterkunft des Professors. Eine ebenfalls sehr überzeugende Leistung. Dazu kommen in weiteren Rollen André Beyer, Patrick Steiner und Santiago Ziesmer, die den hohen Standard der Dialoge von "Das Loch unter den Dielen" mittragen und prägen. Spannend, erfrischend anders und auf einem verdammt hohen Niveau produziert sind die Eckpfeiler dieser neuen Reihe. Eine Bereicherung der Hörspiellandschaft!


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Contendo Media




 


 

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