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Phantastische Geschichten 1

Phantastische Geschichten 1
Wie wird es sich anfühlen, wenn die Apokalypse über die Menschheit hereinbricht? Für die meisten Menschen kaum vorstellbar.

(C) Imaga / Phantastische Geschichten 1 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenEs beginnt ohne Vorwarnung und zerstört die menschliche Zivilisation binnen weniger Tage. Niemand kann wirklich sagen, woher die Infizierten wirklich gekommen sind. Trotz gewaltiger Verluste überrennen sie die Streitkräfte der Nationen mit ihren riesigen Waffenarsenalen innerhalb kürzester Zeit. Eine Stadt nach der anderen fällt ihnen zum Opfer und wird vom Erdboden getilgt. Die wenigen Überlebenden dieser allumfassenden Zerstörungsmaschinerie sucht ihr Heil in der Flucht aufs Land und die Wälder.


Unter ihnen sind die kleine Jori und ihre Mutter, die sich in den französischen Wäldern lange Zeit vor den Augen der Infizierten verborgen halten können. Doch obwohl sie den Kreaturen immer seltener begegnen, kommt letztendlich der Tag, an dem die beiden das Glück verlässt. Joris Mutter wird von den Infizierten getötet und das Mädchen muss sich allein durch eine postapokalyptische Welt schlagen. Tatsächlich findet sie Zuflucht an einem Ort, der wenigstens ein klein wenig Normalität verspricht, doch dann erreicht eine Nachricht die kleine Gemeinschaft, die alles auf den Kopf stellt.


Während in Hollywood ein Name wie Michael Bay für großes Bombastkino steht, so ist Oliver Döring das passende Pendant des Hörspiels. In der neuen Reihe "Phantastische Geschichten" erfahren bereits bekannte Stoffe der Grusel- und Horrorliteratur eine Neuinterpretation, aber auch neue, extra für die Serie geschaffene Erzählungen kommen zum Zug. Den Auftakt macht dann auch direkt eine Geschichte, die auch von Döring geschrieben und inszeniert wurde. "Jori" ist eine Dystopie, die vom Ende der Menschheit berichtet und alle wichtigen Zutaten mitbringt, die dieses im Moment sehr beliebte Genre ausmachen. Einmal mehr führt eine Pandemie, die Menschen in blutgierige Bestien verwandelt, die Menschen an den Rand des Untergangs


 Nur wenige Überlebende versuchen außerhalb der großen Städte, dem Schlimmsten zu entgehen und wagen einen Neuanfang. Das Leben ist von der ständigen Gefahr geprägt, den marodierenden Zombiehorden in die Hände zu fallen und sich selbst der Masse der Infizierten anzuschließen. Ständig befindet man sich auf der Suche nach einem sicheren Versteck, in dem man einige ruhe Tage verbringen kann, doch allzu oft ist die vermeintliche Sicherheit trügerisch und nicht von Dauer.


Braucht man eine weitere Interpretation dieses gegenwärtig doch sehr präsenten Szenarios? Die Antwort lautet: Unbedingt, denn Döring gelingt es seiner Variante einige neue Ideen hinzuzufügen, die der Geschichte neue Impulse geben. Die Infizierten sind nicht vollkommen hirnlos und haben sich ein rudimentäres Wissen bewahrt, dafür einige Attribute eingebüßt, die sie von einem normalen Zombie unterscheiden. Sie sterben etwa wie Menschen und nicht nur durch einen Schuss in den Kopf. Tatsächlich dienen sie den Überlebenden als Nahrungsquelle, was einen Grundgedanken der Zombieliteratur auf den Kopf stellt. Der Chronist der Apokalypse ist ebenfalls als ungewöhnlich zu bezeichnen. Oft ist es ein einsamer Outlaw, der sich dem Weltuntergang und dem Ende der Menschheit so gut es eben geht widersetzt, dabei handelt es sich nicht selten um beinharte, wortkarge und vorwiegend menschliche Protagonisten, die zu viel in ihrem Leben gesehen haben. Vieles davon trifft auch auf Jori zu, allerdings ist sie zunächst ein kleines Mädchen, das einfach versucht am Leben zu bleiben.


So gelingt es Döring auch hier eine neue spannende Variation zu erschaffen. Dazu kommen einige unerwartete Wendungen, die für zusätzliches Hörvergnügen sorgen und es verstehen, den Hörer abzuholen. Alles in allem kann man somit von einem gelungenen Serienauftakt sprechen. Im Bereich der Soundeffekte und Geräusche waren die Hörspiele von Imaga schon immer das Maße der Dinge und "Jori" macht da keine Ausnahme. Die verwendeten Effekte klingen enorm realistisch und an den richtigen Stellen bedrohlich. Dazu arbeitet das Produktionsteam mit schnellen Schnitten und dem gekonnten Einsatz von Räumen und Entfernungen. "Jori" ist ein positives Beispiel dafür, wie ein modernes Horrorhörspiel klingen muss, um das Publikum in seinen Bann zu schlagen.


Luisa Wietzorek übernimmt die Rolle der Jori und somit auch die Rolle des Erzählers, der als ordnende Instanz durch das Geschehen führt. Ihr gelingt es die ständige Bedrohung und Verzweiflung, die das Leben von Jori gestalten, auf gelungene Art mit ihrer Stimme einzufangen und für den Hörer spürbar zu machen. Hans-Georg Panczak, der bedenkenlos zur alten Garde der Hörspielstimmen gezählt werden darf, verkörpert Jacques, einen weiteren Überlebenden, der schnell in die Rolle eines Anführers wächst ohne dies wirklich zu wollen. Die Veränderungen des Charakters werden von Panczak glaubwürdig und nachvollziehbar hervorgearbeitet. Katrin Fröhlich, Franziska Pigulla und Markus Pfeiffer füllen weitere Charaktere mit Leben, alle Akteure machen dabei ausnahmslos eine gute Figur. Der Auftakt ist mehr als geglückt und macht Lust auf mehr.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Imaga




 


 

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