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Götterdämmerung in El Paso

Götterdämmerung in El Paso
Mit seinem neuesten Auftrag verändert sich J.P.s Leben schlagartig. Ehe er sich versieht, trachten ihm Kopfgeldjäger, Nazis und Texas Ranger nach dem Leben.

(C) Pulp Master / Götterdämmerung in El Paso / Zum Vergrößern auf das Bild klickenLuther Penrose ist ein heruntergekommener Schriftsteller, der immer noch auf den großen Durchbruch wartet. Nun gesellt sich noch ein weiteres Problem zu seinem ausufernden Alkoholismus und Cannabiskonsum. Er vermutet, dass ihn seine Ehefrau Carla betrügt. In seiner Verzweiflung wendet er sich an J.P. Morgan, einen alten Freund, mit dem er gemeinsam zu „Desert Storm"-Zeiten in Saudiarabien stationiert war. Dieser schlägt sich seit geraumer Zeit als Privatdetektiv durch und zeigt sich wenig begeistert davon, der Lebensgefährtin von Luther hinterherzuspionieren. Nach einigem Zögern willigt er doch ein, den Auftrag zu übernehmen und stellt schnell fest, dass Carla, eine ambitionierte Hochschuldozentin, keineswegs eine Affäre mit einem ihrer Studenten hat.


Urplötzlich sieht sich Morgan mit verschiedenen Interessensgruppen konfrontiert, die alle nur ein Ziel verfolgen: Sie sind auf der Suche nach Carla. Morgan muss sich beeilen und ihren Aufenthaltsort vor den Anderen aufspüren, wenn er Schlimmeres verhindern will, schließlich setzen sich seine Gegenspieler aus Kopfgeldjägern, skrupellosen Nazis und den Texas Rangern zusammen. Dass es dabei nicht mehr um die Affäre einer gelangweilten Ehefrau geht, steht J.P. klar vor Augen und es ist ihm nur allzu bewusst, dass am Ende des Tages Blut fließen wird, wenn er heil aus der Sache herauskommen will.


Was für ein Kleinod der Erzählkunst wurde hier von Pulp Master geborgen! Man mag es kaum glauben, dass Rick DeMarinis über viele Jahre in Deutschland ein vollkommen Unbekannter gewesen ist. „Götterdämmerung in El Paso" ist mehr als ein Spartenroman. Hier werden Elemente des 1940er Jahre Thriller eines Dashiell Hammett mit der Erzählstruktur eines Filmes von Quentin Tarantino kombiniert. Dazu garniert der Autor seinen Plot mit einer gehörigen Prise Gesellschaftskritik im Allgemeinen und einer nicht weniger erheblichen an der politischen und gesellschaftlichen Struktur der USA. Dies geschieht ohne je den moralischen Zeigefinger zu heben und dabei aufgesetzt zu wirken.


DeMarinis gelingt es mit einem Thriller, eine offene Wunde der amerikanischen Gesellschaft aufzudecken, die Angst vor der Überfremdung durch Zuwanderer aus Mexiko und anderen Staaten Lateinamerikas, die so tief sitzt, dass sie in einen Wall an der südlichen Grenze mündet, neben den die Berliner Mauer wie ein schäbiger Gartenzaun erscheint. Die Zutaten des Thrillers der alten Schule blitzen immer wieder dann auf, wenn J.P. Morgan sich in die Ermittlungen stürzt, um die Frau seines Freundes vor Schlimmerem zu bewahren. Hinzu kommen die immer wieder auftauchenden Oldtimer, die ebenfalls als eine Reminiszenz an bessere, vergangene Tage zu sehen sind.


Tarantinos Art einen Film aufzubauen, findet sich auch bei DeMarinis wieder. Besonders deutlich immer dann, wenn es um die Figuren des Romans geht, die den Hauptakteuren das Leben schwermachen, egal ob Nazi-Hillbillys, Kopfgeldjäger oder durchgeknallte Hautärzte. Diese Charaktere sind teilweise stark überzeichnet und abstrus und erinnern im positiven Sinne an die Filme Tarantinos. Die beiden Protagonisten sind kaputte Figuren, gezeichnet von Alkohol und Drogen, ohne ein wirkliches Ziel vor Augen. Ziellosigkeit ist im Besonderen bei J.P. Morgan ein immer wieder aufblitzendes Markenzeichen. Er lässt sich treiben und verfolgt keinen Plan für sein weiteres Leben. Der Weg scheint das Ziel zu sein.


Neben alledem ist dieser Roman trotz aller hässlichen Seiten, die hier gezeigt werden, eine Liebeserklärung an El Paso und den amerikanischen Südwesten und seine Menschen. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle die wirklich exquisite Übersetzung von Ango Laina und Angelika Müller, die es geschafft haben, DeMarinis Werk ins Deutsche zu transferieren, ohne das es an inhaltlicher und erzähltechnischer Stärke einbüßt. Unerklärlich wie Rick DeMarinis so lange für den deutschen Markt ohne Belang sein konnte. Pulp Master gebürt großer Dank, dass dieser Umstand nun behoben wurde.



# # # Justus Baier # # #



Publisher: Pulp Master






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