Nach turbulenten Tagen in Rom hofft man in Paris auf ein paar unbeschwerte Tage. Doch die Stadt der Liebe zeigt sich von ihrer dunklen Seite und hält ein paar böse Überraschungen bereit.
Nachdem auch der Aufenthalt in Rom gänzlich anders verlaufen ist und ein Mörder seiner gerechten Strafe zugeführt wurde, haben Rose Bailey und Charles Morgan kurzfristig beschlossen, ihren Aufenthalt in Europa um ein paar Tage zu verlängern. Mit dem Schnellzug begibt man sich nach Paris, um dort Marsha Hawkins, eine alte Schulfreundin von Rose, zu besuchen. Sie ist eine gefeierte Bestsellerautorin, die sich bereits vor vielen Jahren in der Stadt an der Seine niedergelassen hat. Am Bahnsteig werden die beiden Geistlichen bereits von der jungen Assistentin der Schriftstellerin erwartet. Tatsächlich deutet alles auf ein paar unbeschwerte Tage in der Stadt der Liebe hin, doch dann überschlagen sich die Ereignisse.
Zuerst wird Roses Koffer vertauscht, der Auftakt zu einer ganzen Kette unliebsamer Begebenheiten. Nach einem opulenten Abendessen ist Kathleen, Marshas Assistentin, plötzlich verschwunden. Bald steht fest: Die junge Frau wurde entführt. Ehe sich das göttliche Ermittlergespann versieht, befindet es sich auch schon auf der Schattenseite von Paris, auf der man auch vor Entführung, Drogenhandel und Mord nicht haltmacht. Morgan und Bailey müssen einen kühlen Kopf bewahren, wenn sie Kathleens Leben retten und die Täter zur Strecke bringen wollen.
Die Europa-Reise des ökumenischen Ermittlergespanns Morgan und Bailey findet in Paris ihre Fortsetzung und setzt dabei insbesondere in der ersten Hälfte auf viel Atmosphäre. Schnell entsteht ein wohliges Gefühl von Gemütlichkeit und vor dem geistigen Auge nehmen Bilder von einladenden Bistros und Restaurants, quirligen Straßen und überhaupt französischer Lebensart Gestalt an, sodass man auf dem Habenkonto das erste dicke Plus verbuchen kann. Dazu gesellt sich ein ansprechender Kriminalfall, der Elemente des wohligen Landhauskrimis mit jenen eines harten Großstadtthrillers kombiniert und zu einem stimmigen Ganzen verquickt.
Was eher gemächlich beginnt, verwandelt sich im späteren Verlauf immer mehr zu einer temporeichen Jagd durch die Straßen und Häuserschluchten der französischen Hauptstadt. Überrascht dabei ist, dass die Handlung nie ins Übertriebene oder Unglaubhafte abdriftet, was bei einer Story, in der sich zwei Geistliche mittleren Alters mit dem organisierten Verbrechen anlegen, durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte. Die lange Zeit offene Frage, ob es gelingt Kathleen wohlbehalten aus den Händen ihrer Entführer zu befreien, sorgt dafür dass die Spannung lange Zeit nicht nachlässt und das Publikum für sich einnimmt.
Die Musik ist anfangs eher fröhlich und heiter gehalten und passt zur unbeschwerten Stimmung bei der Ankunft in Paris. Überhaupt bilden die eingestreuten Stücke einen harmonischen Rahmen für die unterhaltsame und fesselnde Geschichte. Bei den verwendeten Geräuschen hat man erneut Fingerspitzengefühl bewiesen und schafft es, der französischen Hauptstadt ein stimmiges und überzeugendes Klangbild zu verleihen. Bei einem zeitgenössischen Krimi ist der Wunsch nach Authentizität groß und somit für die Produzenten unabdingbar, um das Publikum überzeugen zu können. Auch auf diesem Gebiet konnte man erneut glänzen und so erwachen Orte wie etwa ein belebter Bahnhof oder das Innere von Notre Dame zum Leben.
Über das Gespann Joachim Tennstedt und Ulrike Möckel muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren, die beiden agieren mittlerweile als ob sie bereits seit Jahren ihre Rollen zusammen spielen würden und lassen mehr als nur einmal gekonnt die verbalen Bälle fliegen. Katja Brügger als Marsha Hawkins dürfte das unbestrittene Highlight dieser Episode sein. Ihre Interpretation der exzentrischen Schriftstellerin darf man getrost als genial bezeichnen. Wortwahl und Akzentuierung lassen keine Wünsche offen und so ist es ein echtes Vergnügen, dieser Grande Dame des Hörspiels zu lauschen.
Ebenso überzeugen kann Santiago Ziesmer in der Rolle von Commissaire Reynaud, einem gewissenhaften Ermittler mit einer Vorliebe für harte amerikanische Thriller. Eher farblos präsentieren sich dagegen die bösen Buben dieser Folge. Jens Wendland, Detlef Tams und Patrick Steiner bleiben bei der Verkörperung ihre Figuren leider austauschbar. "Schnee in Paris" darf man ohne Umschweife zu den bisherigen Top Drei der Serie zählen. Eine temporeiche und ansprechende Geschichte in Verbindung mit einer überzeugenden Stimmung und glänzend aufgelegten Sprechern lädt zum wiederholten Hören ein.