Eigentlich ist Johnny ein ganz normaler Junge, wenn da nicht die Geister wären, die sich auf der Burg seiner Eltern herumtreiben und ihm täglich das Leben schwer machen.
Wenn man Johnny Sinclair das erste Mal begegnet, so wird man nicht viel Ungewöhnliches an ihm feststellen können und ihn für einen vollkommen normalen Jungen seines Alters halten. Riskiert man jedoch einen etwas genaueren Blick ist nicht alles so gewöhnlich wie vermutet. Da wäre zunächst einmal der Umstand, dass er auf einer Burg in den schottischen Highlands lebt. Seine Eltern sind beide Anthropologen, die sich einen großen Teil des Jahres in den entlegensten Winkeln der Welt aufhalten. Wenn dies wieder einmal der Fall ist, kümmert sich sein Kindermädchen Cecile, eine echte Voodoo-Priesterin, darum dass es ihm an nichts fehlt.
Hinzukommt jedoch, dass Johnny Sinclairs Zuhause Greyman Castle von gleich mehreren Geistern und Gespenstern heimgesucht wird, die allesamt nichts unversucht lassen ihm nach dem Leben zu trachten. Johnny ist es leid immer vor den übernatürlichen Mitbewohnern auf der Hut sein zu müssen, beschließt ein echter Geisterjäger zu werden und wendet sich an sein großes Vorbild, Oberinspektor John Sinclair von Scotland Yard. Als die erhoffte Hilfe jedoch ausbleibt, bekommt er Unterstützung von vollkommen unerwarteter Seite und neue Hoffnung keimt auf, sodass der Traum Geisterjäger zu werden doch noch in Erfüllung gehen könnte.
Man darf sich gewiss sein, dass der eine oder andere Schnappatmung bekommen wird, wenn er den Namen "Johnny Sinclair" das erste Mal unter die Augen bhörtekommt, da die Vermutung naheliegt, dass die Kuh "John Sinclair" mit einer weiteren Reihe ordentlich gemolken werden soll. Solchen Zeitgenossen sei gesagt, dass man es hier mit keinem seelenlosen Rip-off zu tun bekommt, um das jüngere Publikum um sein Taschengeld zu bringen. Vielmehr ist "Johnny Sinclair" ein liebevoll gestaltetes Hörspiel, das man ohne Umschweife als gelungenen All-Ager bezeichnen kann, der auf den Büchern von Sabine Städing basiert. So liegt den ersten drei Episoden dieser Serie der Auftaktband der Reihe, "Beruf Geisterjäger", zugrunde.
Nach der Einführung des agierenden Personals wendet man sich dann auch gleich Johnnys erstem Fall zu, wobei es um nicht weniger geht als das eigene Elternhaus von unliebsamen Besuchern aus dem Jenseits zu befreien. Den ersten Pluspunkt kann man direkt mit den ungewöhnlichen Charakteren sammeln, die Johnny zur Seite stehen, neben seinem besten Freund Russell sind dies sein Kindermädchen, eine waschechte Voodoo-Priesterin und Erasmus von Rothenburg, ein sprechender und magiebegabter Totenschädel.
Überhaupt lässt man sich der Figurenentwicklung Zeit, da man ja die Geschichte in diesem Fall nicht auf einer, sondern insgesamt drei CDs erzählen kann. Tatsächlich gelingt es auch wirkliche Gruselstimmung aufkommen zu lassen, etwa dann wenn Johnny auf dem Nachhauseweg von einer übernatürlichen Bestie heimgesucht wird, was sicherlich beim Hörer für eine wohlige Gänsehaut sorgen dürfte. Überhaupt ist die Atmosphäre dieser Produktion fast greifbar, was sicherlich dem stimmungsvollen Handlungsort in den schottischen Highlands und Schloss Greyman geschuldet sein dürfte, die von Dennis Ehrhardt und seinem Team mit viel Liebe und Akribie zum Leben erweckt werden.
Die Dialoge passen zu einer modernen Produktion, die sicher eher an ein jüngeres Publikum wendet, hier wirkt nichts altbacken oder gestelzt. Für die Rolle des Johnny Sinclair konnte man Dirk Petrick gewinnen, der sich bisher vor allem bei der Synchronisation von Mangas einen Namen gemacht hat und auch auf neuem Terrain eine gute Figur macht. Als Erzähler und Johnny Begleiters Erasmus von Rothenburg agiert Wolf Frass, der bereits seit Jahrzehnten im Hörspielbereich aktiv ist und sich hier als gute Wahl für den mysteriösen Totenschädel entpuppt. Lène Calvez schlüpft in die Rolle von Cécile, ihr erster Auftritt ist durchaus solide, hat aber sicherlich noch Luft nach oben, vielleicht findet die Steigerung ja bereits in einem der beiden nächsten Teile der Reihe statt.
Insgesamt sind mehr als ein Dutzend Stimmen zu hören, darunter bekannte Namen wie Sven Plate, Tim Kreuer, Uli Krohm und Helmut Zierl. Einziger Kritikpunkt hier wäre, dass man Kinderrollen auch bitte mit Kindern besetzt, anstatt hier Erwachsene zum Zug kommen zu lassen, dies wirkt zuweilen etwas merkwürdig. Die erste Episode von "Johnny Sinclair" kommt jedenfalls frisch und unverbraucht daher und macht gleich Lust auf mehr. Gut dass bereits alle drei Teile, die das erste Buch umsetzen, verfügbar sind.