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Midnight Tales 10

Midnight Tales 10
Jedes Justizsystem hat Schlupflöcher. Nicht wenige Straftäter nutzen die Chance, sich für verrückt erklären zu lassen, um ihrer Hinrichtung zu entgehen.

Midnight Tales 10Was tun, wenn man des mehrfachen Mordes überführt wurde und nun der elektrische Stuhl auf einen wartet? Eine Frage mit sehr weitreichenden Konsequenzen, die sich Edmund Rafelsen stellen muss, nachdem man ihn eindeutig als brutalen Gewaltverbrecher entlarven konnte. Ein probates Mittel, dem Henker zu entgehen, scheint die eigene Unzurechnungsfähigkeit zu sein. Um Justitia an der Nase herumzuführen, entwickelt Rafelsen zum Schein eine gespaltene Persönlichkeit. Er kreiert sein Alter Ego Achilles, der allein für die grausamen Taten an jungen Frauen verantwortlich sein soll.


Tatsächlich geht der durchtriebene Plan auf, Rafelsen rettet seine Haut und wird in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert, doch die anfängliche Freude über seinen gerissenen Coup verfliegt schnell, denn dort finden einige unkonventionelle Methoden ihre Anwendung, um die Patienten zu therapieren. Dazu kommt ein sehr beunruhigender Kreis von weiteren Insassen, mit denen Rafelsen von nun an seine Tage verbringen muss. War der eingeschlagene Weg tatsächlich die richtige Entscheidung?


Kaum zu glauben, aber mit "Wahn und Wahnsinn" ist es den "Midnight Tales" in kürzester Zeit gelungen, die Zweistelligkeit zu erreichen, ohne dabei die hohe Qualität des gelungenen Auftakts auch nur ansatzweise zu verlieren. Wie bei der Pilotfolge zeigt sich erneut Julie Hoverson für den Plot verantwortlich und liefert genau das, was bereits zu einem Markenzeichen der Reihe avanciert ist, nämlich große inhaltliche Vielfalt mit einem unerwarteten Twist, der zu überraschen weiß. Dazu gesellt sich eine breite Definition der Begrifflichkeiten Horror und Mystery, der den Autoren geboten und auch dankbar angenommen wird. So bietet auch "Wahn und Wahnsinn" zunächst ein recht bekannt erscheinendes Szenario, wie es bereits mehrfach im Thrillergenre aufgegriffen wurde.


Durch einen perfiden Plan gelingt es einem dringend Tatverdächtigen seiner Strafe zu entgehen, doch wo viele Storys ihre Spannung aus der Schilderung ziehen, ob es der jeweilige Straftäter tatsächlich schafft, nicht in die Fänge der Justiz zu geraten, nimmt die Geschichte hier erst ihren Anfang. Das Böse hat scheinbar triumphiert, doch das Grauen beginnt tatsächlich erst, wenn sich die Türen der Irrenanstalt hinter Rafelsen geschlossen haben. Zunächst ist es nur ein ungutes Gefühl, das sich beim Hörer einschleicht, wenn man von den ungewöhnlichen Behandlungsmethoden des Sanatoriums erfährt.


Ein Eindruck, der sich weiter vertieft, je mehr man von den neuen "Mitbewohnern" von Rafelsen erfährt. Sind sie tatsächlich krank oder spielen auch sie nur ein Spiel, um sich ihrer Strafe zu entziehen? Dazu kommen die immer neuen Verfahrensweisen der Anstaltsleitung, wie mit den Patienten umzugehen ist. Hoverson hat ihre ganz eigene Idee des Wahnsinns in knackige 40 Minuten Hörspielkunst gelegt, die es wahrlich in sich haben und den Hörer mitnehmen auf einen Psychotrip, dem man sich nur schwer entziehen kann und der einem am Ende mit einem flauen Gefühl im Magen zurücklässt.


Genau dieser Bruch mit den gewohnten Erwartungen und Konventionen ist es, was diese Serie auch nach zehn Folgen so außergewöhnlich und spannend macht. Eine Einordnung ist sicherlich schwierig, birgt doch die Handlung ein Konglomerat der verschiedensten Genres und fügt sie zu etwas Neuem zusammen. Trotz der überschaubaren Laufzeit gelingt die Inszenierung eines tiefgründigen Kammerspiels mit tollen Charakteren, die in Anbetracht der Kürze der Geschichte mit ihrer Vielschichtigkeit zu überraschen wissen.


Der Verzicht auf einen Erzähler ist hier durchaus sinnvoll, den so widerfährt dem dichten Austausch der kleinen Schicksalsgemeinschaft keine unnötige Unterbrechung und der Geschichte kann auch so jederzeit Folge geleistet werden. Die verwendeten Kompositionen betonen die verstörende und gleichzeitig beklemmende Situation hinter den Mauern der Anstalt und runden den positiven Eindruck ab.


Kai Taschner übernimmt die komplexe Rolle von Edmund Rafelsen und seiner dunklen Seite Achilles und schafft es nicht nur, die beiden Figuren durch Wortwahl und Akzentuierung deutlich voneinander abzugrenzen, sondern sie auch glaubhaft mit Leben zu füllen. Santiago Ziesmer ist endlich einmal in einer Rolle zu hören, die deutlich von seinen sonstigen Betätigungsfeldern abweicht und zeigt, welche Bandbreite an verschiedenen Persönlichkeiten er abzudecken vermag, wenn man ihn nur lässt.


Dazu kommen einige starke Frauenstimmen wie die von Dana Friedrich und Anna Demski, die ebenfalls einen großen Anteil daran haben, dass auch diese Episode zu einem weiteren Highlight wird. In weiteren Rollen sind Andreas Otto, Achim Buch und viele andere zu hören, die nicht minder in ihren Rollen überzeugen. Möchte man "Midnight Tales" mit wenigen Worten zusammenfassen, dann kann man ohne Probleme feststellen: Zehn Geschichten, zehn Volltreffer.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Contendo Media




 


 

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