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Exklusives Interview mit 30 SECONDS TO MARS

30 SECONDS TO MARS (c) Cobrasnake/Virgin/EMI
Im aktuellen SLAM #47 hat euch Gitarrist Tomo Milicevic schon einiges zur neuen Platte von 30 SECONDS TO MARS verraten. Hier könnt ihr das Interview nun in voller Länge genießen! Enjoy!



SLAM: Ihr zeigt eine große Leidenschaft für Asien, nicht nur mit dem Video zu "From Yesterday", das ihr in China gedreht habt, sondern jetzt auf dem neuen Album auch mit den Gesängen von tibetischen Mönchen, die ihren Platz auf der Platte gefunden haben. Woher kommt die Liebe zu diesem Kontinent?

Tomo Miličević: Woher das kommt, weiß ich nicht, aber wir sind alle gleich fasziniert von asiatischer Kultur, weil sie so alt und so interessant ist. Wir sind ganz einfach Fans von Asien und stehen drauf.

Nicht nur tibetische Mönche durften auf "This Is War" singen, sondern auch noch viele mehr. Willst du uns die Idee dazu etwas erläutern?

30 SECONDS TO MARS (c) Cobrasnake/Virgin/EMI / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIm Grunde geht es darum: Wir hatten dieses Projekt mit dem Namen "The Summit" und Jared hatte diese Wahnsinns-Idee, wie wir den Spirit unserer Life-Shows auf Platte einfangen könnten. Es war eine offene Einladung an alle, uns im Studio zu besuchen und gemeinsam mit uns Chor-Vocals aufzunehmen. Da diese Idee sich als so erfolgreich erwies, haben wir es dann global ausgeweitet und in verschiedensten Studios in acht oder neun Metropolen der Erde – ich glaube London, Paris, Berlin, Tokio, Toronto und noch ein paar – erneut aufgerollt. Jared erhielt daraufhin eine Twitter-Nachricht von einem Kind aus dem Iran, dass sich so sehr gewünscht hätte, auch dabei sein zu können. Und das gab Jared den Wink, dass es vielleicht abertausende Menschen gäben könnte, die auch Teil von "The Summit" sein wollen, aber einfach nicht mitmachen können, weil wir nicht in ihre Nähe gekommen sind. Also haben wir eine Website gelauncht, wo unsere Fans die Vocals ganz einfach am PC aufnehmen und uns digital schicken konnten. Wir haben sämtliche Audio-Files gesammelt und verwertet. Wenn du dir also die Platte anhörst, hörst du quasi jede einzelne Person, die Teil dieses Projekts war. Das ist ziemlich cool. Man könnte sagen, dass die ganze Welt gemeinsam für dieses Album gesungen hat. (lacht)

Gut, ihr habt euch also eine Armee zusammengetrommelt und den Krieg eingeläutet, nur welcher Krieg ist das? Gegen oder für wen oder was kämpft ihr?

30 SECONDS TO MARS (c) Cobrasnake/Virgin/EMI / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas ist tatsächlich eine gute Frage. Ich denke, dieser "Krieg" kommt von uns selbst und wurde begonnen, als wir die Arbeiten für das neue Album in Angriff genommen haben. Wir waren vier Jahre lang auf Tour und als wir wieder zuhause waren, wollten wir nichts anderes tun, als neue Musik zu machen. Das war alles, woran wir denken konnten. Aber um uns herum ging vieles den Bach runter. Wenn wir also "This Is War" ausrufen, dann erinnern wir uns nur selber daran, dass, egal was passiert, wir immer einen Schritt vor den anderen setzen müssen. Es gibt kein Aufgeben. Natürlich ist es oft schwierig und man fühlt sich vielleicht auch geschlagen, aber der Fokus muss immer nach vorne gerichtet sein.

Gibt es einen Song oder eine Textstelle, wo ihr die Probleme mit eurer Plattenfirma behandelt? Schließlich haben euch Virgin Records auf 30 Millionen US-Dollar verklagt...

30 SECONDS TO MARS (c) Cobrasnake/Virgin/EMI / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNur Jared könnte diese Frage tatsächlich beantworten, aber ich lese da nichts konkretes raus. Wenn du mich fragst, ob dieses Gerichtsverfahren einen Einfluss auf den Songwriting-Prozess hatte, dann kann ich nur sagen: nicht direkt, nein. Aber natürlich war es etwas, dass in unserem Leben passiert ist, während wir kreativ sein sollten. Unterbewusst hatte es somit vielleicht einen Einfluss, aber wir setzten uns nie mit dem Vorsatz hin, jetzt in einem Song mit unserer Plattenfirma abzurechnen.

Wäre ja auch irgendwie unproduktiv gewesen, schließlich arbeitet ihr mit dem Label jetzt wieder recht gut zusammen. Was ist passiert, dass ihr den Leuten wieder vertraut?

Wir wollten in dieser Affäre immer eine gute Lösung finden. Es war ein Kampf, den es sich gelohnt hat zu kämpfen. Manchmal muss man eben für Gerechtigkeit kämpfen und jetzt sind beide Seiten wieder glücklich. Wir arbeiten jetzt wieder sehr gut zusammen.

Eure Videos haben immer einen cinematografischen Anspruch und sind meist Kurzfilme, wie auch jetzt bei "Kings And Queens" wieder. Glaubst du, könntet ihr das als Band auch so durchziehen, wenn Jared nicht so gute Connections zur Filmszene hätte?

Ach, seine Beziehungen haben sehr wenig mit unseren Videos zu tun. Es ist der Künstler Jared, der dies zustande bringt. Auch wenn er kein Schauspieler wäre, würden unsere Videos genauso gut ausfallen, aber natürlich hilft es, dass er viel Erfahrung auf diesem Gebiet mitbringt.




Zum Video "A Beautiful Lie" gab es ja sogar eine eigene Homepage und ihr habt dabei das Thema Klimawandel behandelt. Jetzt ist der letzte Eintrag auf dieser Website vom 25. Juni 2009 – ist die Plattform mit dem neuen Album für euch gestorben?

30 SECONDS TO MARS (c) Virgin/EMI / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNein, gestorben ist sie für uns auf keinen Fall. Es geht uns darum, Leuten – die absolut keine Ahnung von der Materie haben – zu Projekte zu zeigen, bei denen sie helfen können. Die Grundinformationen sind ja noch immer da. Wir tun so viele verschiedene Sachen, dass es schwer ist, alles unter einen Hut zu kriegen, und manche Dinge leiden da mitunter. Aber jetzt sind wir ja mit dem Album fertig und können uns auch wieder auf andere Sachen stürzen.

Erzählt die neue Platte eigentlich eine Geschichte?

Es gibt ein Thema, das sich über das Album stülpt, und zwar eines, dass wir in 30 SECONDS TO MARS noch nie hatten: das Gefühl von Optimismus, Freude, dass du alles erreichen kannst... es ist ein Fest! Und das haben wir im Zuge von "The Summit" mit allen Fans gemeinsam zelebriert und festgehalten. Die Grundstimmung ist ganz klar eine andere, als auf unseren früheren Alben.

Und ihr habt 2.000 verschiedene Cover-Fotos für das Album produziert!

30 SECONDS TO MARS this is war (c) Virgin/EMI / Zum Vergrößern auf das Bild klickenJa, wir wollten die Fans auch diesbezüglich einbinden. Es war Jareds Idee, weil uns viele Kids immer wieder Fotos von sich selbst schicken oder Artworks, die sie gezeichnet haben - das ist ein großer Ideenpool für uns, was fantastisch ist. Jared wollte etwas ganz besonderes machen und nun ist es ja aber so, dass es beinahe unmöglich ist, mit etwas Einzigartigem aufzuwarten. Mit den zufälligen Albumcovers von all den Fans aber, ist es ihm gelungen, etwas originäres ins Leben zu rufen. Sehr viele Porträts wurden zu Covers gemacht und wenn du sie nebeneinander aufreihst, dann merkst du, dass sie alle sich ziemlich ähneln. Wir sind ja alle von der Spezies Mensch und schauen uns doch ähnlicher als wir vielleicht meinen. Ich weiß zwar nicht, wie Jared es immer wieder schafft, die Plattenfirma von solchen Ideen zu überzeugen, aber es funktioniert dann doch immer.

Sammlern habt ihr da ja eine nette Aufgabe gestellt...

Allzu gemein sind wir nicht. Wir werden eine Webseite launchen, wo Leute hingehen und die Covers austauschen können. Vermutlich wird niemand sein eigenes Gesicht finden, weil die alle Läden der Welt ja nach Zufallsprinzip beliefert werden. Das ist auch gleichzeitig wieder eine gute Plattform, um die Interaktion zwischen den Fans zu forcieren. Das ist uns sehr wichtig.

In "This Is War" gibt es eine Verszeile, in der es heißt "it`s a brave new world" - ist das ein Hinweis auf Aldous Huxley`s Roman oder nur zufällig so gewählt?

Ich weiß, dass Jared mehr Bücher liest als jeder Mensch, den ich je kennen gelernt habe. Natürlich kann ich diese Frage nicht zu hundert Prozent beantworten, weil er der Songwriter ist, aber ich kenne das Buch und könnte mir vorstellen, dass er sich darauf bezieht. Du müsstest sein Schlafzimmer sehen! Das ist zwar riesig, aber er hat trotzdem keinen Platz, weil alles mit Büchern vollgestopft ist.

Fragst du denn nie dezidiert nach, was er mit den Lyrics genau meint? Ich wäre als Teil einer Band sehr interessiert daran, was wir da spielen...

30 SECONDS TO MARS (c) Cobrasnake/Virgin/EMI / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIch interessiere mich sehr für seine Texte, aber ich frage nie nach, was sie bedeuten. Es interessiert mich nämlich nicht, was sie für ihn bedeuten, sondern was sie für mich bedeuten. Ich denke, dass macht einen guten Songwriter auch aus: Er erzählt eine Geschichte und die erweckt in dir eine Emotion. Jeder einzelne hat dann seinen ganz eigenen Bezug zum Song. Wenn eine Million Menschen einen Song hören, hat er eine Million Bedeutungen. Das finde ich sehr cool. Du kannst die Songs interpretieren, wie auch immer du willst. Abgesehen davon, liebe ich Jareds Art, Songs zu schreiben. Er setzt sich nicht mit einem Blatt Papier und einem Bleistift hin und versucht dann, kreativ zu sein, sondern er geht ganz einfach in die Gesangskabine, lässt die Musik abspielen und er  beginnt zu Murmeln. Sehr cool! Danach schreibt er das Zeugs natürlich nieder, damit er es nicht vergisst, aber ich finde, dass ist eine sehr natürliche und ehrliche Art, wie seine Songs zustande kommen.

Du lieferst ihm also Melodien und er schreibt dann seine Texte dazu?

Nein. Jared ist in dieser Band der Songwriter, er ist der Produzent, der künstlerische Leiter... einfach alles. Er allein hat das Bild der gesamten 30 SECONDS TO MARS-Welt im Kopf, schließlich hat er das alles erfunden. Er ist der Boss. Wir arbeiten im Studio zwar gemeinsam, aber er führt die Qualitätskontrolle durch.

Und das gefällt dir so, wie es ist? Ist das nicht hart?

Es würde hart sein, wenn ich dumm wäre. Aber ich bin kein Idiot. Wenn du mit Leuten in einem kreativen Umfeld zusammenarbeitest, dann hat jeder eine Rolle und es ist ganz wichtig, dass jeder seine Rolle auch versteht. Meine ist es, Gitarre zu spielen. Ich bin Gitarrist, ich bin Techniker und ich bin sehr gut darin. Ich helfe Jared, seine Ideen auszuführen. Aber ich wäre ein Trottel, wenn ich ihm, nur aufgrund meines Egos, dabei im Weg stehen würde.

Dann musst du ein sehr netter Mensch sein, ich könnte mit so einem Schattendasein nicht umgehen.

30 SECONDS TO MARS (c) Cobrasnake/Virgin/EMI / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDu müsstest vermutlich erst einmal in so eine Situation kommen. Weißt du, wenn du so jemanden wir Jared bei der Arbeit siehst und... er ist einfach ein Alien! Eine niemals endende Fontäne an Ideen! Und wenn jemand, der so ist und dabei noch so fokussiert arbeitet, dir sagt, dass dies die Richtung ist, die du gehen solltest, dann stellst du das nicht in Frage, weil du einfach weißt, dass das Resultat grandios sein wird. Ich bin seit acht Jahren in der Band und er hat mich noch nie enttäuscht. Natürlich kann ich es verstehen, dass viele es nicht so leicht nehmen würden und vielleicht würde es für mich in einer anderen Band auch schwerer sein, damit umzugehen, weil ich ja auch eine kreative Person bin und einiges zu sagen habe, aber in dieser Band wäre es kontraproduktiv, wenn ich der kreativsten Person mit den klarsten Vorstellungen im Wege stehen würde.

Hast du Nebenprojekte, in denen du dich und deine Ideen ausleben kannst?

Ja, ich mache dies und das, aber darüber können wir ja ein andermal reden.

Was ist in deinen Augen die Kernaussage des neuen Albums?

Egal was um dich herum passiert, solange du nach vorne schaust, ist der ganze Bullshit drumrum nicht von Bedeutung. Jeder hat mal einen beschissenen Tag, jeder hat Probleme, jeder wird mal verletzt, egal wer – der Bettler auf der Straße oder Bill Gates. Aber solange du einen Schritt vor den anderen setzt, wird es ok sein.


### Stephanie Bürgler ###

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