Nicht einmal im tiefsten Winter von Alaska hat der verschlossene Einzelgänger Logan seine ersehnte Ruhe und sieht sich angesichts skrupelloser Machenschaften und mysteriöser Morde gezwungen, die Krallen auszufahren.
Als Leser wird man aus der Sicht zweier Agenten in die Materie eingeführt. Sie untersuchen eine Reihe brutaler Morde in den Wäldern Alaskas und inmitten von miesmutigen Einheimischen, gönnerischen Kleinstadtmachthabern und unheimlichen Geschichten aus der Vergangenheit steht der Verdächtige schnell fest. Es muss der mysteriöse Fremde sein, der zufällig immer vor Ort ist, wenn schlimme Dinge geschehen oder auch wenn Menschen gerettet werden. Bei näherer Betrachtung scheinen die beiden Agenten gar nicht so falsch zu liegen, doch haben sie einen falschen Blickwinkel, der ihnen eine nur einseitige Sicht der Dinge erlaubt. Und genau das ist der Fehler, denn um die Vorkommnisse in der kleinen Stadt zu verstehen, die Morde zu durchblicken und das Motiv hinter den Handlungen Logans zu verstehen braucht es bedeutend mehr Hintergrundinformationen und die Grenze zwischen Recht, Unrecht und Grausamkeit beginnt gehörig zu verschwimmen.
Autor Benjamin Percy schenkt dem Leser hier eines der beeindruckendsten Wolverine-Abenteuer in stimmiger Crime noir-Verpackung und im Verbund mit Zeichner Marcio Takara wird der blutige Akt der Selbstjustiz in ein düsteres, fast schon beklemmendes Licht gerückt. Mit viel Spannung und ohne Hektik offenbart sich die Handlung Stück für Stück, die Charaktere sind wandelbar und überraschend, die Szenerie erinnert an ein düsteres "Fargo" und die soziokulturellen Fragen offenbaren Abgründe in der Gesellschaft, die zum Nachdenken anregen. Mit viel Gefühl stellt Percy die Moralvorstellungen der Leser auf den Prüfstand und lässt sie gekonnt entgleisen, relativiert was gut, was böse ist und stellt letztlich eine Frage in den Raum: Wie viel Böses darf das Gute tun?
# # # Christoph Höhl # # #
Publisher: Panini Comics
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