Eine Hochzeit im fortgeschrittenen Alter stellt die Familienverhältnisse auf dem Landsitz der Ardingleys auf den Kopf.

Der Name Sherlock Holmes ist in allen gesellschaftlichen Schichten ein Begriff. So verwundert es kaum, dass sich auch die höchsten Kreise des Landes in delikaten Angelegenheiten in diskreter Weise an den Meisterdetektiv wenden. Trotz eines Mangels an neuen Fällen zeigt sich dieser erst einmal zurückhaltend, als Sir Hubert Adringley mit seinem Anliegen an ihn herantritt. Die familiäre Idylle wird urplötzlich von der unerwarteten Heirat seines Onkels überschattet, das ehemals gesunde Umgangsverhältnis ist plötzlich in Gefahr. Sir Hubert vermutet hinter den Heiratsbekundungen der Braut ausschließlich finanzielle und ausgesprochen eigene Interessen. Der junge Adelige bittet Holmes um seine Hilfe als Vermittler und gegebenenfalls auch als Schlichter.
Der Detektiv willigt ein und reist in Begleitung von Dr. Watson nach Peterdown Towers, um dem Verdacht des Auftraggebers nachzugehen, dass die angehende Braut ganz eigene Interessen verfolgt. Bevor Holmes seine Qualitäten als Schnüffler zum Einsatz bringen kann, kommt es zu einem grässlichen Todesfall. Sir Hubert wird von einem der Jagdhunde auf entsetzliche Weise verstümmelt und ermordet. Ein furchtbarer Unfall oder doch ein durchtriebenes Mordkomplott? Sherlock Holmes ist bereit Licht ins Dunkel zu bringen, nicht ohne Gefahr für das eigene Leben und das seines Freundes.
Gleich zum Auftakt präsentiert Titania dem Publikum ebenjenes Gesicht des großen Ermittlers, wenn dessen Gehirn mit Langeweile und Unterforderung konfrontiert wird. Der brillante Kopf mutiert zur Zumutung seiner Umwelt, was die ersten Minuten herrlich einfangen. Nach dem eher launigen Einstieg bekommt es der Hörer mit einem Fall zu tun, welcher der Spürnase aus der Baker Street in allen Belangen würdig ist. Er erscheint zunächst eindeutig und nimmt immer wieder neue Wendungen, die mehrmals auf falsche Fährten führen, was das Hörvergnügen von Beginn an steigert und direkt zum Miträtseln einlädt.
Überhaupt bringt Folge 52 alles mit, was einen klassischen Fall von Holmes ausmacht. Der Detektiv aus der Baker Street ermittelt in besseren Kreisen, inklusive eines blutigen Mordes, in einer Familie, in der alle ein Motiv haben, den Hausherrn zu beseitigen – dazu eine Kulisse, die nicht besser geeignet sein könnte für ein Verbrechen in den Reihen des Adels. Einmal mehr wird hier eine Bühne geboten, auf der Sherlock Holmes seine ganze Expertise im Bereich der Deduktion präsentieren kann.
"Der stille Tod" vereint auf unaufgeregte Weise alle wichtigen Accessoires des gehobenen Detektivkrimis. Inhaltlich bleibt, abgesehen von einer kleinen Länge zum Einstieg, kein Wunsch offen. Die Soundeffekte waren bisher immer sehr präzise und auf den Punkt, doch dieses Mal gibt es eine deutliche Steigerung in der Qualität zu verzeichnen. Unbedingt zu erwähnen gilt es das aufziehende Gewitter und die fallenden Schüsse – Geräusche, die nochmals eindringlicher ausfallen als gewohnt.
Die musikalische Gestaltung fällt einmal mehr in die Kategorie "unaufgeregt und zurückhaltend", was sich aber absolut homogen ins Geschehen einbindet. Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt sind wieder eine feste Bank und drücken einer weiteren Folge ihren Stempel auf. Hier wird nicht nur bloß gespielt, sondern auch ein Stück weit gelebt. Die Rollen der Ardingleys übernehmen Jean Paul Baeck, Valentin Stroh und Rolf Berg, die allesamt zu überzeugen wissen.
Einmal mehr ist in dieser Episode Reinhilt Schneider als junge Frau besetzt. Was in der Vergangenheit immer nahezu problemlos funktionierte, mutet hier erstmals befremdlich an. Regina Lemnitz und Bodo Primus runden das überzeugende Ensemble in den Nebenrollen ab. Insgesamt erweist sich "Der stille Tod" als enorm starker und unterhaltsamer Eintrag innerhalb des Serienkanons.